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Jungkook

Anders als die letzten Tage, bin ich diesmal nicht auf dem Weg zu den Aufenthaltsräumen, sondern zu Yoongi Hyung, denn den habe ich bereits viel zu lange nicht mehr gesehen. Entweder er geht nie in die Aufenthaltsräume oder aber nur, wenn ich nicht anwesend bin, aber da ich die letzten Tage viel Zeit mit Jimin Hyung und Hobi Hyung dort drinnen verbracht habe, kam der blondhaarige, verschlossene, junge Mann viel zu kurz.

Und das möchte ich nun ändern. Ich hoffe nur, er nimmt es mir nicht allzu übel, dass ich so lange nicht vorbeigekommen bin, um ihn zu sehen. Es war nur so aufregend mit Jimin und Hobi, dass ich irgendwie nie Zeit fand und das tut mir ehrlich leid. Ich eile also durch Trakt B, an dem grossen, imposanten Graffiti vorbei, durch die sonst leeren Flure, auch an der eingegangenen Zimmerpflanze vorbei, bis ich die Tür wenige Meter vor mir erblicke. 

Mit einem glücklichen Lächeln hüpfe ich auf sie zu und will schon klopfen und dann eintreten, als ich die laute Stimme von drinnen hören kann, die nicht zu Yoongi Hyung gehört. Seine ist zwar tief, aber nicht so tief.

Und ausserdem klingt er anders, wenn er aufgebracht ist, das weiss ich ganz genau.

Ich möchte nicht stören, wenn mein Hyung gerade Besuch zu haben scheint und dieser sich auch noch aufregt, wie es sich offensichtlich anhört, weshalb ich mich eigentlich schon wieder zum Gehen wenden will, um zurück in meinen Trakt zu gehen und es später nochmals zu versuchen, als ich höre, worüber genau die fremde Person sich aufregt: "Dieser verdammte, kleine Bastard bildet sich doch auf seinen "Phönix-Titel" etwas ein!"

Automatisch bleibe ich stehen und lausche weiter. Offensichtlich ist von mir die Sprache, denn ich bin wohl die einzige Person mit einem "Phönix-Titel", wie es gerade bezeichnet wurde. Aber was genau meint er damit, dass ich mir etwas darauf einbilde? Tue ich das? Ich habe diesen Titel aber noch nie gegen jemanden ausgespielt oder so benutzt, um etwas zu erhalten, ich habe ihn also nicht ausgespielt, oder etwa doch?

Unsicher stelle ich mich neben die Tür und höre weiterhin zu. "Und alle fahren auf ihn ab, ich meine, was soll die Scheisse? Er ist nicht besser oder mehr besonders als alle anderen auch!"

"Warum regst du dich eigentlich so über den Kleinen auf? Er ist überhaupt nicht so, wie du denkst." Aber das ist Yoongi Hyung und die Tatsache, dass er mich verteidigt lässt mich glücklich lächeln. 

"Er ist erbärmlich, wenn du mich fragst; nicht einmal seine Gabe kann er einsetzen."

"Es reicht jetzt, Eisklotz! Nur weil du Frühreifer Trottel bereits mit neun wusstest, deinem Jack Frost Übernamen alle Ehre zu machen, heisst das nicht, dass er das automatisch auch kann! Jimin hat schliesslich auch erst mit vierzehn Telekinese vollständig entwickelt."

Ich kann ein bitteres Auflachen hinter der Tür vernehmen, dann ein höhnisches "Danke für das Gespräch, Hyung!", hören, wobei das Hyung deutlich unterstrichen wird, ehe die Tür sich plötzlich öffnet und derselbe Blondschopf herausgestürmt kommt, wie der, der bei meinem ersten Besuch die Aufenthaltsräume verlassen hat.

Wie hat Jimin ihn genannt? Tae? Und Jetzt meinte Yoongi Hyung, sein Übername sei JAck Frost? 

Etwas erschrocken starre ich ihn an, nicht wissend, was ich nun sagen soll, immerhin hat er ja gerade noch lautstark über mich gelästert. Irgendwie bin ich ihm nicht mal böse dafür, ich möchte viel eher, dass wir uns besser kennen lernen, sodass ich ihn vom Gegenteil überzeugen kann, was er gerade über mich zu denken scheint.

Er muss mich genauso entdeckt haben, wie ich ihn, denn seine Miene wird hart. Während ich meinen Blick über die kantigen Gesichtszüge, die hohen Wangenknochen und seine Haare, die so hellbond sind, dass sie fast weiss erscheinen, wandern lasse, fallen mir seine Augen am allermeisten auf. So etwas habe ich tatsächlich noch nie gesehen, denn in Korea gibt es eigentlich nur dunkle Augenfarben. Doch seine sind nicht dunkelbraun.

Sie sind in einem aussergewöhnlich hellen Blau, ein so eisig wirkendes Blau, dass es mir automatisch kalt den Rücken hinabläuft, als er mir einen abwertenden Blick schenkt. Doch wenn ich sie mir näher ansehe, erkenne ich bereits das nächste Spezielle in ihnen: sie Iris scheint in ihrem Inneren nebst der aussergewöhnlichen Farbe auch noch die Form einer Schneeflocke zu haben. Nicht gut zu erkennen, doch wenn man genau hinschaut, sieht man es eben doch.

Wenn ich noch nicht gewusst hätte, wer das hier ist, wäre es mir spätestens nun klar: Das kann nur Jack Frost sein. 

Und Jack Frost verschränkt nun seine Arme vor der Brust und sieht mich weiterhin an, ehe er spitz, mit seiner aussergwöhnlich tiefen Stimme kühl meint: "Es ist nicht gerade höflich, zu lauschen."

Ich schlucke leer und senke den Kopf. "Entschuldige, ich wollte nur zu meinem Hyung", erkläre ich unsicher und sehe nicht mehr auf, da ich auch sein herablassendes Schnauben hören kann.

"Dein Hyung?", hakt er nach, so als könnte er nicht glauben, was ich gerade gesagt habe. Ich nicke nur etwas verwirrt. "Dann geh doch zu deinem Hyung", zischt der Blonde daraufhin wütend und ich höre, wie er an mir vorbei läuft.

"Wa-warte!", halte ich ihn auf und wirble herum, um ihn zu sehen. Doch Jack Frost scheint mich ignorieren zu wollen, denn er bleibt erst stehen, als ich losrenne, ihn einhole und mich vor ihn stelle. "Was willst du?", fragt er hörbar genervt und verzichtet sogar, mich anzuschauen, sondern lässt seinen Blick durch den Flur wandern.

"Wir kennen uns noch gar nicht", erkläre ich mit einem schüchternen Lächeln und verbeuge mich direkt danach vor ihm. "Ich bin Jungkook!"

Sein Lachen erklingt. "Weisst du eigentlich, wie egal mir ist, wer du bist?", fragt er mich leise und ich höre deutlich seine Wut heraus. Verunsichert richte ich mich wieder auf und begegne diesmal sogar dem Blick seiner frostigen, blauen Augen. Nun wünsche ich mir, er würde mich nicht anschauen, sondern weiter den Flur mustern, denn der Blick schüchtert mich ziemlich ein.

"Wer hat gesagt, dass ich dich kennen lernen will?"

Ich schlucke leer, als er das sagt und zucke mit den Schultern. "I-ich da-dachte, vielleicht-"

"Nichts da 'du dachtest'!",  unterbricht er mich harsch und beugt sich zu mir hinunter, sodass ich den Blick seinerseits nur noch als intensiver empfinde und schliesslich wegschauen muss, um nicht ängstlich zurückzuweichen. "Ich bin nicht wie deine tollen, neuen Hyungs", knurrt er und nun macht er seinem Übernamen wirklich alle Ehre: Er klingt wie der Wintereinbruch höchstpersönlich.

"D-das ist mir klar!", antworte ich, darum bemüht, meiner Stimme einen festen Klang zu geben. 

"Dann sei dir besser auch im Klaren darüber, dass ich absolut gar nichts mit dir zutun haben will, verdammter Piepmatz! Lass mich in Ruhe, verstanden? Und wenn du dich daran nicht hältst, musst du dich nicht wundern, wenn du danach vor dem Kamin wieder auftauen kannst."

Ich weiss darauf nichts mehr zu erwidern, ich höre wieder, wie der Blondschopf an mir vorbei geht und als ich denke, er hat ein paar Schritte gemacht, drehe ich mich auf dem Absatz um und sehe ihm nach, wie er um die Ecke aus meinem Sichtfeld verschwindet.

Das ist also Jack Frost...

Phoenix [Vkook]Donde viven las historias. Descúbrelo ahora