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Jungkook

"Mach die Tür auf und lass Ji rein", weist Seunghyun mich an. Ich tue, was er verlangt, stosse mich vom Türrahmen ab und verlasse so das Wohnzimmer, laufe in den Eingangsflur und schliesse die Wohnungstür auf, bevor ich wieder zu Seunghyun zurückkehre. "Was habt ihr da überhaupt getan?", will ich wissen. Der Ältere grinst schief und zuckt mit den Schultern. "Das Serum schränkt die kognitiven Fähigkeiten der Leute ein, die es nehmen. Das macht es einfacher, ihnen irgendwelche Dinge einzureden, wie dass du Hoseok weh getan hast oder sie zu steuern, dass deine anderen Hyungs dich umbringen sollen. Sie denken nicht darüber nach, sie nehmen es einfach hin. Hoseok hat gesehen, dass ich 'den Bösen' geschlagen habe, dadurch hat er automatisch angenommen, dass ich demnach eine gute Person bin. Also ist er uns gefolgt und hat sich keine weiteren Gedanken mehr darum gemacht, dass ich genauso böse sein könnte."

"Und was machen wir jetzt mit ihm, Hyung?", will ich leise wissen und wage mich etwas vor in den unordentlichen Raum. Hobis Atemzüge sind mittlerweile tief und entspannt, nichts weist auf die Angst und die Vorwürfe von zuvor hin, die ich ihn seinen Augen erkannt habe und die er mir an den Kopf geworfen hat. Doch die getrockneten Tränen auf seinen Wangen und die roten Augen zeigen dennoch, dass etwas nicht so ist, wie es sein sollte. "Wir lassen ihn erstmal seinen Rausch ausschlafen", entscheidet Seunghyun, "Wenn wir Glück haben, dann ist es immer noch das Serum, welches ich für Ji erfunden habe."

Ich nicke das Ganze ab und höre dann, wie die Eingangstür sich öffnet. Umzudrehen und nachzusehen, wie es Jiyon geht, brauche ich nicht. Er scheint sich wohl zu fühlen, das hört man alleine an seiner fröhlichen Stimme, die aus dem Eingangsflur erklingt: "Ich hab uns was zu Essen gekauft! Von Seunghyuns Geld~"

Schritte ertönen, dann stellt sich Jiyong Hyung neben mich, eine Plastiktüte in der Hand, wo sich wohl das Essen befindet, die er hebt, sodass wir sie alle sehen können, bevor sein Blick auf Hoseok fällt. "Habt ihr das Federvieh also schlafen gelegt? Naw; armes kleines Engelchen."

"Er wird doch wieder, oder, Hyung?", will ich leise wissen und sehe zum Blonden auf. Ji Hyung setzt sich wieder in Bewegung, durchquert das Wohnzimmer und stellt die Plastiktüte auf dem Kaffeetisch ab, ehe er direkt vor dem Sofa in die Hocke geht und Hobi mit schief gelegtem Kopf ansieht. Dann piekt er ihn einmal kurz in die Wange, erhält allerdings wie zu erwarten keine Reaktion. "Der Typ macht mich soft und dabei liegt er da nur rum. Ist ja schlimm", murmelt er eher zu sich selbst, bevor er den Kopf dreht und mich über die Schulter ansieht. "Ich gehe davon aus", beantwortet er meine Frage eher vage und zuckt dabei mit den Schultern, "Er ist ähnlich dämlich, wie ich es war. Lasst ihn erstmal schlafen."

"Er wird wieder. Ich weiss nur nicht, wie lange es dauert", stimmt auch Seunghyun ihm zu und ich merke, wie mir einer der vielen Steine vom Herzen fällt. Immerhin Hoseok sollte es bald besser gehen. Das ist mehr, als ich mir in den letzten Tagen je erhofft habe. Meine Hyungs sind mir wichtig und ich könnte es nicht ertragen, wenn sie nur wegen mir zu Schaden kommen würden. Ich will, dass sie wieder die Alten werden, denn ich glaube nicht, dass sie jemals wirklich so wären, wie sie durch dieses Mittel gemacht werden.

Taehyung würde mich doch niemals umbringen wollen....

"Yoongi Hyung wird sich Sorgen um ihn machen", flüstere ich leise in die Stille hinein, die sich zwischen uns allen ausbreitet und schlucke dann leer. Ich will mir gar nicht vorstellen, wie sehr er sich bereits jetzt Sorgen machen muss. Hoseok ist sein Ein und Alles, alles was er hat. Es gibt nichts, was er mehr liebt als den Braunhaarigen, der gerade hier auf dem Sofa schläft. Er braucht ihn, wie die Luft zum Atmen, das ist mir schon vor einiger Zeit klar geworden. Er liebt und braucht Hoseok genauso, wie ich Taehyung.

Ich weiss bereits, wie sehr es mich um den Verstand bringt, nicht bei letzterem sein zu können, gar zu wissen, dass er hinter mir her ist. Es tut weh und ich habe Angst um ihn. Was, wenn ihm etwas zustösst? Wenn dieses Mittel Nebenwirkungen hat, die ihn verletzen? Der Gedanke daran bricht mir mein Herz. Alles was ich will, ist, dass es ihm gut geht.

Wie schlimm muss Yoongi sich dann fühlen? Er hängt so sehr an Hoseok, er muss krank vor Sorge sein und vermutlich auch verdammt wütend darüber, dass der Braunhaarige anscheinend einfach getürmt ist, ohne ihm etwas zu sagen und ohne eine Begleitung, die ihm Sicherheit verschafft. Ich gehe zumindest davon aus, dass er Yoongi Hyung nichts gesagt hat, denn der hätte ihn sicherlich nicht alleine gehen lassen. Schon gar nicht zu mir.

Mir zieht sich das Herz zusammen, wenn ich daran denke, dass Hobi Hyung all die Gefahren auf sich genommen hat und abgehauen ist, nur um mich zu suchen und mich zu fragen, wieso ich etwas getan habe, was ihm simpel nur eingeredet wurde.

Immerhin verstehe ich nun den Hass aller anderen. Sie glauben, ich habe Hoseok verletzt und wer den Schutzengel verletzt ist so ziemlich die widerwärtigste Kreatur, die es geben kann. Er ist so nett, so sanftmütig, er würde dir niemals etwas tun. Natürlich ist Yoongi Hyung wütend auf mich, wenn er das glaubt.

Und wenn ihnen eingeredet wurde, dass ich ihnen allen etwas vorgemacht habe und in Wahrheit die Boshaftigkeit in Person bin, dann verstehe ich auch, wieso sie sich dazu bereit erklären, jemanden umzubringen.

"Sehr schön, dann ist der Schatten der Nächste, der hier auf der Couch ausnüchtern wird", reisst Seunghyun mich dann aus meinen Gedanken. Mit grossen Augen sehe ich zu ihm und will gerade etwas zustimmendes erwidern, als ich schon wieder innehalte. Ob das gut gehen wird? Yoongi Hyung ist nett, aber er kann auch ziemlich aggressiv und böse werden; meine erste Begegnung mit ihm, hat mir das gut genug gezeigt. Das war das erste Mal, dass ich wirklich richtige Angst vor einer anderen Person hatte. Ich dachte, er wird mir gleich richtig wehtun.

Nun hat er jemanden verloren, den er über alles liebt und kann nur erahnen, wo er sich aufhalten mag. Er wird sicher nicht einfach mit sich reden lassen und freiwillig mitkommen, so wie Hobi Hyung. Sowas funktioniert bei jemandem wie Yoongi Hyung nicht.

"A-aber... Yoongi Hyung ist viel aggressiver als Hobi Hyung", werfe ich schliesslich leise ein.

Seunghyun scheint sich deswegen nicht gross zu Sorgen. Er lächelt nur träge und setzt sich noch am einzigen freien Platz aufs Sofa, den Hobi Hyung nicht belegt. Kurz sieht er mich an, dann meint er lediglich: "Ja, das kann sein. Aber wir kriegen das schon hin."

Phoenix [Vkook]Where stories live. Discover now