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Jungkook

Mit grossen Augen starre ich den schlanken, grossen, jungen Mann an. Er hat wunderschöne Gesichtszüge, rosane Lippen, eine blasse Haut, aber Wangen, die mit einem rosigen Ton versehen worden sind. Dazu dunkle Augen, die warm und einladend funkeln wie Edelsteine und hellbraune Haare. 

Er trägt einen Rollkragenpullover und schwarze Jeans und insgesamt frage ich mich, wie man so hübsch sein kann. Ich meine, selbst Jin ist wohl neidisch, was das Aussehen dieses Mannes betrifft. "Starr mich doch nicht so an", lacht er nun mit einer weichen Stimme, sieht aber verlegen weg und ich erkenne, wie der rosige Ton seiner Wangen etwas dunkler wird.

Yoongi räuspert sich neben mir und deutet auf mich. "Das ist Jungkook. Jungkook, das ist Hoseok." Als ob ich ihn vor ein paar Sekunden nicht erst in Verlegenheit gebracht hätte, sieht Hoseok nun wieder auf und begrüsst mich halblaut. "Nenn mich Hobi", bietet er an. Ich nicke schüchtern und sehe weiterhin zu ihm auf.

"Wieso hat Yoongi Hyung dich Engel genannt?", platzt es dann aus mir heraus. Während Yoongi sich schnaubend umdreht, wird Hoseok offensichtlich wieder ziemlich verlegen, denn seine Augen huschen unruhig im Raum umher, während ein zaghaftes Lächeln seine Lippen ziert und er sich am Nacken kratzt. "Das ist der Name, den ich als Experiment erhalten habe. Zumindest, ein Teil des Namens", erklärt er mit einem unsicheren Lachen. "Nicht nur das. Seine Selbstlosigkeit findest du nirgends auf der Welt wieder. Keiner auf diesem Planeten ist so selbstlos und so gutmütig, wie Hobi. Keiner schafft es, dich aufzubauen und davon abzuhalten, dich umzubringen, aber Hoseok findet doch noch einen Weg. Deswegen ist er ein Engel."

Wieder lacht Hoseok, sieht diesmal aber Yoongi an. Anscheinend mag er es nicht, so gelobt zu werden oder er kann schlichtweg nicht damit umgehen, was ich eher vermute. Aber es ist ziemlich niedlich. "Jetzt übertreib nicht", winkt er auf die Worte meines Hyungs hin ab, was den nur wieder schnauben lässt. Er hat uns noch immer den Rücken zugewandt und ist inzwischen näher an eine Pflanze herangetreten, die auf einem Beistelltisch bei der Wand steht. Er nimmt eines der Blätter in die Finger, während er leise redet: "Aber es warst doch du derjenige, der mich dazu überreden konnte, die Pillen nicht zu schlucken, oder?"

Hoseok erwidert nichts darauf und ich wüsste nicht, was ich sagen sollte. Stattdessen wende ich mich Hoseok zu, den ich mag die bedrückende Stimmung, die mit einem Mal herrscht, nicht. Sie soll wieder verschwinden. 

"Also ist dein Experiment, Selbstlos- und Gutmütigkeit?", frage ich neugierig. Hobi zuckt mit den Schultern. "Unter anderem", erklärt er, "Yoongi hat Recht, wenn er sagt, man findet niemand so gutmütiges und reines und selbstloses, wie mich auf der Welt. Und ich... na ja, ich heile? Ich bin das Experiment Schutzengel", erklärt er mir. 

"Er hat in seinem Leben nicht einmal gelogen. Er hält sich an jede Regel, man kann ihn nicht aus der Geduld bringen und wütend habe ich ihn noch nie erlebt. Er stellt das wohl anderer immer über sein eigenes und seine Heilkünste sind unfassbar", meldet Yoongi sich wieder zu Wort und dreht sich nun zu uns um. "Wirklich?", hake ich nach, "Zeig sie mir!"

Hobi lacht etwas. "So einfach geht das nicht. Sie kommen nicht einfach so, ich muss eine Verletzung haben, um sie zu heilen", erwidert er sanft. Anscheinend hat er wirklich eine unendliche Geduld, denn er schien nicht einmal genervt oder etwas in der Art. 

"Ich kann dir natürlich den Arm brechen, wenn du willst", bietet Yoongi mir mit einem diabolischen Grinsen an, streckt bereits seine Arme aus und nähert sich mir. Reflexartig weiche ich zurück, den der Ausdruck in seinen Augen wirkt irgendwie... sadistisch? 

Aber bevor er mir wirklich etwas tun könnte, schlägt Hoseok ihn spielerisch. "Das reicht!", rügt er meinen Hyung mit einem liebevollen Lächeln, "Jag dem Jungen doch nicht unnötig Angst ein. Du wirst hier keinem auch nur ein Haar krümmen."

"Natürlich nicht", seufzt Yoongi breit grinsend und gibt seine Haltung auf, bevor er sich neben Hobi stellt und seinen Kopf mit einem kleinen Seufzen auf dessen Schulter ablegt. "Ich bin müde, Hoseok", murmelt der Ältere leise und seine Stimme klingt so unfassbar zerbrechlich und ängstlich. In diesem Moment wirkt Yoongi klein und verletzlich und instinktiv packt mich das Bedürfnis, ihn in die Arme zu schliessen und vor allem Bösen dieser Welt zu beschützen - selbst wenn ich doch sechs Jahre jünger bin, als er und er eigentlich mich beschützen müsste.

Tja, manchmal können wohl auch die Beschützer zu den zu beschützenden werden, die Jäger zu gejagten und dann liegt es an den sonst Schwächeren, den Starken zu geben. 

"Dann schlaf, Yoongi", erwidert Hoseok und umarmt ihn leicht. Es ist keine besonders fest Umarmung, aber mein Hyung scheint sie dennoch in vollen Zügen zu geniessen. Trotzdem bemerke ich die Träne, die sich aus dem Augenwinkel seiner geschlossenen Augen löst und auf Hoseoks Pullover tropft.

"Es ist die Art von Müde, die Schlaf nicht vertreiben oder gar stillen könnte", wispert er nun heiser und seine Stimme bricht am Ende des Satzes. Das Bedürfnis, ihm zu helfen, wird immer stärker, als ich den sonst so starken, jungen Mann, so am Ende seiner Kräfte sehe und ohne es wirklich zu realisieren oder lange darüber nachzudenken, gehe ich die paar Schritte auf die beiden zu und schlinge dann meine recht zierlichen Arme um Yoongis Oberkörper.

Ich merke, wie der Ältere sich erst sofort versteift, aber wenige Sekunden danach wieder entspannter wird und die plötzliche Nähe zulässt, die ich ihm geben möchte. Ich festige den Griff etwas und vergrabe mein Gesicht an seiner Seite. "Ich sagte doch, du bist sein Zwilling", brummt Yoongi nun, was mich leicht lachen lässt.

"Bist du das?", will Hoseok voller Neugier wissen. Ich schüttle langsam den Kopf. "Ich denke nicht", antworte ich leise, "Sie nennen mich Phönix."

"Phönix?", echot Hobi in einem beeindruckten Ton, "Feuer also? Dann bist du nicht mein Zwilling. Aber Jack Frost hat wohl sein Gegenstück gefunden."

Phoenix [Vkook]Where stories live. Discover now