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Jungkook

Wir sind alle nervös. Angespannt. Ich spüre es, die Gefühle liegen beinahe in der Luft, greifbar, machen sich mit jedem Atemzug in meiner Magengrube breit und lassen ein schweres Gefühl in meiner Brust entstehen, dass mit jedem Tag nur schlimmer wird. Vier Wochen, vier vermaledeite Wochen in denen nichts geschehen ist und wir sitzen wie auf heissen Kohlen. 

Jede Regung, um mich herum registriere ich aufgewühlt, jedes zu laute Geräusch lässt mich zusammenzucken und langsam aber sicher, habe ich das Gefühl, bald durchzudrehen. 

Ein Monat ist vergangen, seit wir Namjoon Hyung aufgegabelt haben und die vier mysteriösen Morde in der U-Bahn-Station in der ganzen Stadt und vermutlich auch weiterer Umgebung, die Runde gemacht haben. Die Polizei ist nicht hinter den Mörder gekommen, denn wie sollten sie das auch? Ji Hyung hat die männer kaum berührt,also hat er auch keinerlei Spuren hinterlassen. Ich hoffe nur, dass es auch so bleibt und er nicht plötzlich gesucht und verhaftet wird, denn jetzt haben wir sowieso ganz andere Probleme.

Ein Monat ist es her und seither hat sich nichts getan. Eigentlich warten wir alle nur darauf, dass etwas geschieht, dass Jimin endlich auftaucht und versucht, uns alle umzubringen, dass es vielleicht sogar Taehyung ist - aber nichts. Keine Spur, weder von meinem Freund, noch von dem Telekinisten. Wir wissen alle, dass es nicht vorbei ist, dieser Schein trügt. Es ist alles andere als vorbei. Wir haben der Station inzwischen drei ihrer Experimente gestohlen, wir haben den ersten Phönix an unserer Seite und Seunghyun, sowie Jin. Im Grunde ist das Laborteam mächtig in der Unterzahl, doch wir dürfen sie auf keinen Fall unterschätzen. Ji Hyung sagt zwar, dass Taehyungs Gabe nichts besonders schlimmes ausrichten kann, doch Jimin hat nicht nur die Fähigkeit, sondern auch das nötige Talent dazu. Er beherrscht sein Fach, ich weiss es, denn ich habe es oft genug gesehen und ich weiss auch, dass er Taes Hilfe nicht braucht, wenn er nur schnell genug ist und uns in einem Moment erwischt, wo wir es nicht erwarten und uns nicht wehren können. 

Mittlerweile macht mir die Situation wahnsinnige Angst und seit mein Hyung die Männer dort in der U-Bahn umgebracht hat, weil sie eine Gefahr für uns waren und es anscheinend auch verdient hatten, zweifle ich keine Sekunde an Seunghyuns Gedanken. Sobald Jiyong die Chance dazu hat, wird er Jimin umbringen, um uns zu schützen und das will ich auf jeden Fall verhindern. In dem Sinne sollte ich vielleicht froh sein, dass es so lange dauert, bis der nächste Angriff des Laborteams auf uns zukommt, denn ich hatte Zeit, zu üben und besser zu werden. Inzwischen schlage ich mich sogar ganz gut, würde ich sagen, dennoch ist Ji Hyung um Welten besser als ich und ich vermute, dass er das auch immer sein wird. Ich weiss nicht, ob ich es mit ihm aufnehmen könnte, wenn es soweit ist, aber ich muss es wohl versuchen, denn es ist Jimins einzige Chance, zu überleben. 

"Wir sind nicht hergekommen, damit du dir weiterhin den Kopf so zerbrechen kannst", reisst mich dann Ji Hyungs Stimme aus meinen Gedanken und er stösst mich sachte mit dem Ellbogen in die Seite. Auf der Stelle sehe ich auf und blicke in seine Bernsteinfarbenen Augen, während er den Blickkontakt mit hochgezogenen Augenbrauen erwidert. Dann nicke ich langsam auf seine Worte hin, denn er hat Recht. Wir sind nicht in diese Mall gekommen, um uns etwas von der elenden Warterei abzulenken, die uns mittlerweile allen zu schaffen macht, damit ich hier weiter herumgrübeln kann. 

Eigentlich sind wir hier, um jeweils ein Geburtstagsgeschenk für Hoseok und Yoongi Hyung zu finden. Die beiden haben bald Geburtstag und ich will ihnen trotz dem riesigen Chaos, in welchem wir mittlerweile bis zum Hals stehen, eine kleine Freude machen. Ji Hyung und Seunghyun Hyung haben sich dazu bereit erklärt, mitzumachen (Ji Hyung will dafür allerdings auch was an seinem Geburtstag) und damit sind wir jetzt hier zu dritt in der Mall, um etwas zu besorgen, was den beiden gefallen könnte, während sie und Namjoon Hyung Zuhause geblieben sind. Während Jiyong dicht neben mir läuft, hat Seunghyun sich etwas zurückfallen lassen, wohl um die Umgebung zusätzlich noch etwas im Auge zu behalten, denn wir wissen eben doch nicht, ob etwas passieren könnte, oder nicht. Es könnte jeden Moment losgehen und dann sind wir verdammt aufgeschmissen; darum verlässt auch niemand mehr von uns die Wohnung, wenn wir weniger als drei Personen sind. Seunghyun hat die Regel aufgestellt und wir halten uns alle daran, denn wir wissen schliesslich auch allesamt, wie es enden kann, wenn wir uns nicht daran halten. 

Jiyong Hyung wuschelt mir mit einem kleinen Seufzen durch die Haare und schenkt mir dann ein schiefes Grinsen. Ich weiss, dass er sein Bestes gibt, mich irgendwie abzulenken, dabei hat er wohl selbst genug, worüber die ganze Zeit nachdenkt und ich schätze seine Mühen enorm. Er hätte mich damals auch einfach meinem Schicksal überlassen können, aber das hat er nicht getan und er scheint es auch nicht vorzuhaben.Ich sollte zumindest versuchen, darauf einzugehen und mich von meinen Gedanken loszureissen, die immerzu in meinem Kopf kreisen und mir keine Ruhe lassen wollen. "Ich dachte, wir wollten was für das Federvieh und den Schatten besorgen? Dann lass uns auch was suchen und nicht nur den Boden anstarren, während wir an den ganzen Shops vorbeilaufen", zieht er mich auf und ich lächle leicht und nicke abermals. Er hat Recht. Eigentlich sollte ich das alles viel aufregender finden, denn ich war noch nie in meiner Mall und tatsächlich ist das ziemlich eindrücklich. Es ist riesig und hier tummeln sich Unmengen von Leuten, ich habe selten so viele Menschen und Geschäfte auf einem Platz gesehen. 

"Ich denke, Hobi Hyung freut sich über alles, solange es einfach von Herzen kommt und Yoongi Hyung hat mir letztens erzählt, dass er ein Parfüm in der Station hat und es gerne wieder hätte. Vielleicht finden wir das?", schlage ich vor und Ji zuckt mit den Schultern und schiebt seine Hände in die Hosentaschen. "Hast du auch 'nen Namen oder willst du einfach in die nächste Parfümerie spazieren und fragen, ob sie das Parfüm deines Hyungs haben?", hakt er nach und ich verdrehe mit einem kleinen Lachen die Augen, ehe ich ihm den Namen davon nenne. Nicht einmal ich bin so bescheuert und würde sowas tun. 

Ji nickt das ab und steuert dann die Rolltreppen an, die hoch in den zweiten Stock führen, wo sich wohl eine Parfümerie befindet. Oben angelangt, sehe ich das riesige Geschäft auch schon links von mir und so machen wir uns auf zum Shop. Wir kommen allerdings nicht dazu, ihn zu betreten, denn auf einmal zerspringt neben uns eines der Schaufenster mit einem lauten Krachen. Ich komme gar nicht dazu, zu realisieren, was passiert, als ein riesiger Scherbenregen auf mich einprasselt. Die Leute um uns herum, stossen erschockene Schreie aus und ich hebe schützend die Arme über den Kopf, um mich etwas vor den plötzlichen Scherben zu schützen, während ich spüre, wie sie über mich hereinregnen und meinen Herzschlag in die Höhe treiben.

Ich höre weitere Schaufenster in unmittelbarer Nähe zerbersten, mehr Schreie, die Menschen scheinen in Panik zu verfallen. "Hyung?!", rufe ich nach Ji und kann den hysterischen Unterton in meiner Stimme gar nicht unterdrücken. Das ist nicht natürlich und ich habe die böse Vorahnung, dass ich bereits weiss, was gerade vor sich geht, als ich den Blonden an meiner Seite mit rasendem Herzen frage.

Ich spüre bloss, wie Ji Hyung mich am Handgelenk packt, im nächsten Augenblick reisst er mich mit sich und wir stolpern los, über die Scherben, die mittlerweile am Boden verstreut liegen den Flur entlang. "Der Telekinist", höre ich den Älteren mit dunkler Stimme sagen und mein Puls beschleunigt sich noch ein Stückchen mehr. Mir wird schlecht, kaum kommen ihm die Worte über die Lippen und meine Vermutung bestätigt sich. Ich nehme kaum mehr wahr, was um uns herum geschieht, weder die verängstigen, schreienden Menschen, die panisch das Weite suchen, noch die weiterhin zerspringenden Schaufenster oder die riesige, elektronische Litfasssäule, die ein Stockwerk unter uns gerade zu Boden stürzt, als würde eine grosse, unsichtbare Hand sie einfach umschubsen.  

Jimin. Er ist hier. 





Phoenix [Vkook]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt