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Jungkook

Anstatt seine Tat zuzugeben oder immerhin ein schlechtes Gewissen zu zeigen, sieht Jin mich bloss sichtlich irritiert an. "Was? Jungkook, nein, das hast du missverstanden."

Ich lache bitter und freudlos auf und nicke dabei ironisch. "Was soll ich an einem gebrochenen Arm missverstehen?!", fauche ich verzweifelt und merke, wie die ersten Tränen meine Augen verlassen, "Oder als du den Alarm ausgelöst hast?!"

"Wir sollten uns vielleicht alle einmal fünf Minuten hinsetzen, denke ich. Dann können wir auch alles klären", bemerkt Seunghyun ruhig und ich sehe ihn einen Moment lang entgeistert an. Was gibt es da zu klären? Ich habe Jin Hyung vertraut und er hat mich belogen. Doch auf meinen Blick hin, nickt er nur ein wenig und schliesslich drehe ich den Kopf, um über meine Schulter Jiyong ansehen zu können. Ich gebe meine Fluchtversuche aus und blicke unsicher in seine Augen, in die ich die stille Frage lege, ob das sicher ist.

Jener sieht mich mit einem schiefen Lächeln an, welches mitleidige Züge trägt. "Reg dich ab, Spatz", trägt er mir auf, "Jin ist fast so schlau, wie Seunghyun. Was die beiden machen, ergibt in der Regel Sinn." Ich schlucke leer, während Jiyong Hyung weiter zu Jin Hyung schaut und den Kopf etwas neigt. "Hatte er Panik? Als das mit dem Arm war?", will er von ihm wissen und Jin nickt still, bevor er sich durch die Haare fährt.

Jiyong hat für diese Reaktion nur ein raues, verbittertes Lachen übrig. "Du willst gar nicht wissen, was sie mir alles gebrochen haben, um mich aufzuhalten, Spätzchen", murmelt er leise und ich erschaudere bei der dunklen, unheilvollen Tonlage, die er angeschlagen hat. "I-ich... verstehe nicht?", murmle ich leise und spüre daraufhin, wie der Blonde hinter mir, langsam seinen Griff um meinen Bauch etwas lockert und mir etwas mehr Bewegungsfreiheit gibt. Er scheint wohl gemerkt zu haben, dass ich nicht mehr direkt Reissaus nehmen werde. "Es ist wie mit dem Schneeflöckchen~", erklärt Jiyong mir mit sanfter Stimme, "Wenn du Panik schiebst, verteilst du den Schmerz unkontrolliert und um dich aufzuhalten, brauchst du selbst eine Ladung davon. Hast du mir gestern nicht zugehört, du Möchtegern Phönix?"

Ich weite meine Augen und sehe Jin verdattert an, als ich realisiere, was er mir gerade gesagt hat. Nun scheint das, mit meinem gebrochenen Arm Sinn zu machen, denn tatsächlich war ich in Panik, als er zu mir gekommen ist und mir den Arm so sehr verdreht hat, bis es hässlich geknackt hat und ein stechender Schmerz in dem Körperteil explodiert ist. Aber das erklärt die Sache mit dem Alarm nicht. Also spreche ich ihn unsicher darauf an: "Und wieso der Alarm?"

Jin Hyung fährt sich mit einem kleinen Seufzen durch die Haare und neigt dann den Kopf. "Die haben damals nur einen stummen Alarm ausgelöst, also habe ich den lauten zusätzlich angeschmissen. So wussten Namjoon, Jimin und Hoseok, dass die Aktion aufgeflogen ist und sie Tae und Yoongi den Rücken freihalten müssen. Ohne den Alarm hätten sie das nicht gewusst und bevor du hättest flüchten können, hätten sie dich geschnappt." Ich starre ihn mit geweiteten Augen an. Auch diese Worte machen erschreckend Sinn. Deshalb habe ich Hobi Hyung, Namjoon und Jimin wohl nicht mehr gesehen und deshalb hat Taehyung mich damals aufgehalten, Jin Hyung nachzurennen.

Jener machte eine wegwerfende Handbewegung. "Ich bin damit aufgeflogen, aber immerhin hast du es rausgeschafft", meint er leise.

"Du hast das alles gewusst?", hake ich leise nach, woraufhin er sich am Kopf kratzt und mit den Schultern zuckt. Er schenkt mir ein kleines, sichtlich erschöpftes Lächeln und sagt dazu: "Schon? Kommt darauf an, was du genau meinst..."

"Was hast du gewusst?"

"Nun ja... alles, was man so als Experiment-Leiter wissen kann... Ich weiss, was es heisst, ein Phönix zu sein. Und ich kenne viele Hintergründe... Ich habe immer versucht, euch zu beschützen, Jungkook", erwidert er leiser und senkt daraufhin den Kopf. Er wirkt irgendwie schuldbewusst, so, als ob er es nicht geschafft hat, uns alle zu beschützen und sich nun ein schlechtes Gewissen deswegen macht. Doch darum kümmere ich mich gerade nicht, als ich mich von Jiyong los reisse, auf den Schwarzhaarigen zugehe und ihn fest umarme. "Du hast mich gar nicht verraten", wispere ich gegen seine Schulter und ein Lächeln bildet sich auf meinen Lippen, als ich das einmal mehr realisiere.

Jin Hyung war immer auf meiner Seite, ich habe es nur nicht begriffen. Eine Welle der Erleichterung wäscht über mich hinweg und ich festige meinen Griff um seinen Oberkörper nur noch etwas mehr, was der Ältere schliesslich mit einem leisen Seufzen erwidert. "Natürlich nicht. Was glaubt du denn, wer den anderen gesteckt hat, dass sie dich entsorgen wollen? Eigentlich wollte ich schon viel früher für dich da sein, aber ich hatte sie plötzlich selber an den Hacken..."

Jiyong gibt ein raues Lachen von sich und murmelt anschliessend beinahe abschätzig: "Du kannst froh sein, dass du noch lebst, Mann..."

"Tut mir leid, dass ich an dir gezweifelt habe, Hyung", flüstere ich schuldbewusst und merke, wie er mir durch die Haare streicht. Ich fühle mich schlecht, dass ich ihm nicht vertraut habe und dachte, er ist nicht besser, als die anderen auch. Doch Jin Hyung scheint das nichts auszumachen. "Schon okay, ich hätte auch nichts anderes gedacht, an deiner Stelle, Kook."

Vorsichtig löse ich mich etwas von ihm und sehe dann hilflos zu ihm auf. "Und was mache ich jetzt, Hyung?", will ich unsicher wissen, denn das ist hiermit noch immer nicht geklärt. Fakt ist, dass ich auf der Flucht bin und dass ich umgebracht werden soll. Von meinen Hyungs. Kaum bringe ich den Gedanken zu Ende, frage ich auch schon weiter, denn Jin Hyung ist wohl der Einzige, der mir erklären kann, was vor sich geht. "Was ist mit den anderen? Yoongi Hyung? Tae?"

Er seufzt und alleine das sagt mir schon, dass ich wohl doch keine Antworten kriegen werde von ihm. Der Schwarzhaarige lässt von mir ab und erklärt halblaut: "Ich weiss es nicht, ich musste selbst abhauen... Aber ich denke, Seunghyun hat eine Ahnung, oder?" Damit sieht er auf und zu Seunghyun, welcher tief aufseufzt. Ich löse mich von Jin und wende mich auch dem Ältesten zu, der zu Jiyong sieht. "Wir sollten sie einen nach dem anderen einfangen... dann warten wir ab, was sie ihnen verabreicht haben. Ich denke, ich habe eine vage Idee..."

Phoenix [Vkook]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt