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Jungkook

"Muffin gefällig?" Ich sehe auf, als ich Hoseoks Stimme vernehme und sehe  den Älteren mit zwei Muffins in seinen Händen ins Wohnzimmer kommen. Mein Hyung schenkt mir ein breites Lächeln und kaum ist er nahe genug, lässt er sich neben mich auf das Sofa fallen und lehnt sich zurück, während er mir einen der beiden Muffins hinstreckt. "Nimm schon, Kleiner. Zucker tut immer gut", meint er sanft und mit einem kleinen Seufzen nehme ich ihm die Süssigkeit ab und mustere sie. 

"Seunghyun hat gesagt, im Inneren ist geschmolzene Schokolade", teilt Hobi Hyung mir mit und ich sehe ihn von der Seite an, nur um zu erkennen, dass der Braunhaarige bereits dabei ist, das Papier um den Muffin herum abzuziehen, um dann hineinzubeissen. Ich wende meine Aufmerksamkeit wieder meinem eigenen Muffin zu, doch wirklich Lust, ihn zu essen, verspüre ich nicht. 

Noch immer denke ich nur an das, was Yoongi mir über Taehyung gesagt hat und es ist, als würde meine Angst, mit jeder Stunde, die verstreicht, nur noch grösser werden. Was, wenn es bereits zu spät ist? Wenn man Tae nicht mehr helfen kann? Yoongi Hyung sagte, sie haben ihn am schlimmsten behandelt, was, wenn ihn das komplett zerstört hat? 

"Worüber zerbrichst du dir so den Kopf, mein Kleiner?", erklingt wieder Hobi Hyungs Stimme und ehe ich aufschauen kann, hat der Ältere bereits einen Arm um mich gelegt und drückt mich etwas an sich. Überrumpelt von der plötzlichen Aktion lasse ich es einfach mit mir geschehen und merke erst dann, als ich sie spüre, wie sehr ich mich nach Wärme und Nähe gesehnt habe. Wie lange ist es her, dass ich jemanden umarmt habe? Definitiv eine Weile und es ist viel zu lange. Ich brauche Nähe, ich bin harmoniebedürftig und das alles hier stresst mich viel zu sehr. Ich bin unkonzentriert, kann mich nicht ablenken und das Chaos stresst mich viel zu sehr. Es ist ein verdammtes Wunder, dass ich noch keinen Nervenzusammenbruch gehabt hatte, gleicht wohl an ein Wunder.

Vielleicht liegt es aber auch daran, dass ich inzwischen übe, zu Meditieren. Es hilft wirklich, wenn die Sache funktioniert, allerdings ist letzteres immer noch eher selten für mich, denn meine Gedanken schweifen immer wieder zu meinen Hyungs ab und dem Mittel, unter dessen Einfluss sie stehen. 

"Über die anderen", beantworte ich schliesslich leise Hobi Hyungs Antwort und sehe ihn dann an. Hoseoks Blick liegt schon die ganze Zeit lang auf mir, seine Augenbrauen sind zusammengezogen und er scheint nachzudenken, während er meine Worte abnickt. "Verstehe ich", erwidert er ruhig, "Ich denke auch ständig an sie. Wie es ihnen geht, was sie machen, ob sie okay sind..." Daraufhin folgt ein tiefes Seufzen und ich beisse mir auf die Unterlippe, ohne etwas weiteres dazu zu sagen. 

Hoseok neben mir, drückt mich etwas stärker an sich und sieht mich dann an. "Hör mal", beginnt er ruhig, "Ich mache mir genauso sehr Sorgen wie du, Kookie, aber weisst du, es bringt dir nichts, wenn du dich verrückt machst." Ich lache freudlos auf, kaum hat er ausgesprochen, doch mein Hyung fährt unbeirrt fort. "Ich weiss, dass das leichter gesagt ist, als getan, aber hör auf, so sehr darüber nachzudenken. Das wird ihnen nicht helfen. Wir können gerade nicht viel mehr tun, als hoffen und abwarten."

"Aber was, wenn unser Warten dafür sorgt, dass es schlussendlich zu spät ist?!", meine ich beinahe etwas harsch, woraufhin er den Kopf schüttelt. "So darfst du nicht denken, Kookie", sagt er sanft, "Du weisst, dass sie sich nicht so einfach unterkriegen lassen. Hab ein kleines bisschen Vertrauen."

Ich nicke, selbst wenn es mir schwer fällt, es einzusehen. Im Endeffekt hat Hobi Hyung doch Recht; ich kann nun einmal nichts anderes tun, als einfach hier zu sitzen und zu warten und zu hoffen. Ich muss einfach darauf vertrauen, dass alles gut ist, das ist das Einzige, was ich momentan tun kann. Und wenn ich ständig nur darüber nachdenke, wird das meine Sorgen nur noch steigern. Und dennoch fällt es mir so schwer, meinen Fokus auf etwas anderes zu richten, als auf meine Hyungs.

Nach Trost suchend lehne ich mich etwas mehr an meinen Hyung, der mich im Gegenzug nur noch etwas fester an sich drückt und mir dann seinen angebissenen Muffin hinstreckt. Ohne weiter zu überlegen, lehne ich mich nach  vorn und nehme einen Bissen davon, wobei ich die Süsse der geschmolzenen Schokolade auf der Stelle wahrnehme und sich wie von selbst ein kleines, zufriedenes Lächeln auf meinen Lippen bildet. Auch Hobi Hyung scheint es zu sehen, denn er lacht sanft. "Schokolade macht doch einfach alles besser, oder nicht?", meint er und ich nicke zustimmend.

"Du hast Recht", murmle ich leise, nachdem ich runtergeschluckt habe und schlinge einen Arm ebenfalls um ihn. So verfallen wir für einige Augenblicke in ein angenehmes Schweigen und ich geniesse einfach die Anwesenheit von Hoseok. Er scheint irgendwie immer zu wissen, wann er für die Leute sein muss, ist das eine Eigenschaft seines Experiments oder einfach viel Empathie? 

"Danke, Hyung", flüstere ich leise und merke, wie er mir leicht über den Oberarm streicht. "Keine Sorge, Kleiner, wir kriegen das schon ist", ist das Einzige, was er erwidert, bevor wir wieder kurz schweigen. Dann allerdings löst Hoseok sich von mir und setzt sich wieder aufrecht hin. Fragend sehe ich ihn an und erkenne, dass er den Blick erwidert, bevor er meine Beine mustert.

"Ich hab heute gesehen, wie Seunghyun da dein Bein eingebunden hat", bemerkt er und ich nicke langsam, bevor ich meine Beine instinktiv anziehe und meine Arme um sie schlinge. "Als ich geflüchtet bin, haben sie die Hunde los gelassen", erkläre ich leise, mit erstickter Stimme und denke automatisch an Seven. Wie aggressiv der Hund die letzten Momente gewirkt hat, völlig anders als ich ihn gekannt habe und als ich aufschaue, sehe ich auch, wie der Blick des Älteren sich auf diese Worte hin verdunkelt. "Lass mich dass mal ansehen", verlangt er leise und ich tue ihm den Gefallen und ziehe mein Hosenbein soweit hoch, dass er den Verband um meine Wade erkennen kann. Mittlerweile ist die Verletzung schon um einiges besser geworden, dank der guten Behandlung von Seunghyun. 

Ich kann es zwar noch nicht nicht hundert Prozent belasten, aber immerhin humple ich nicht vollkommen unfähig, es abzustellen, durch die Gegend. 

Hoseok nimmt mir den Muffin ab, den ich immer noch nicht angerührt habe und stellt ihn, gemeinsam mit seinem beinahe fertig gegessen auf den Couchtisch, bevor er sanft den Verband um meine Wade löst und ihn abmacht. Er sieht sich die Wunde eingehend an und legt dann eine Hand auf die Verletzungen, was mich automatisch scharf die Luft einziehen lässt. "Tut es immer noch weh?", will er auf der Stelle wissen und ich schüttle den Kopf, denn es war wohl vielmehr die plötzliche Berührung, die mich überrascht hat.

Hyung nickt und konzentriert sich wieder auf mein Bein und völlig unvermittelt platze ich heraus: "E-es war Seven, Hyung. Er war völlig... anders, als sonst immer, vollkommen wahnsinnig. Er- er hat mi-mich einfach g-gebissen u-und ich wollte ihm nicht wehtun, a-aber-" Er unterbricht mich mit einem simplen "Shh", während die Stelle, wo Hoseoks Hand mein Bein berührt mit einem Mal warm wird und ich kapiere, dass er gerade dabei ist, die Wunden vollständig zu verheilen. 

"Seven kann nichts dafür, Kookie", meint er leise, während die Wärme grösser und grösser wird, bis es beinahe in Hitze umschlägt, doch ich harre aus, denn es ist nicht das erste Mal, dass ich das mitmache und ich weiss, dass es mir nicht wehtun wird. "Sie haben diese Hunde darauf trainiert auf ihre Befehle zu hören, selbst wenn sie sonst unfassbar liebenswürdig waren", fährt Hobi Hyung fort und nimmt dann seine Hand von meinem Bein. Ich werfe einen Blick darauf und erkenne bis auf die verbliebenen Narben der Verletzungen nichts weiteres mehr. 

Die wohlige Wärme scheint sich auf meinen Körper übertragen zu haben und breitet sich nun langsam in jede Zelle in mir aus und so lehne ich mich einfach erschöpft zurück gegen die Lehne des Sofas. Ich schliesse die Augen, nehme jedoch wahr, wie Hoseoks Hand sanft durch meine Haare streicht und er das Wort abermals ergreift: "Sie können nichts dafür, dass sie dir das angetan haben - und du kannst nichts dafür, das Seven angetan zu haben. Die Einzigen, die du dafür verantwortlich machen kannst, sind die, die uns auch in diese Lage gebracht haben."



Phoenix [Vkook]Where stories live. Discover now