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Jungkook

Mein ganzer Körper tut mir weh. Ich habe Muskelkater an Stellen, wo ich nicht einmal wusste, dass man Muskelkater haben könnte. Während mir beinahe jede Bewegung wehtut, geht es Jiyong Hyung jedoch blendend. Wie lange macht er das wohl schon, dass er keinen Muskelkater zu haben scheint?

Ich weisst nicht, ob ich noch einmal Yoga machen möchte, wenn man danach so heftig Muskelkater haben wird. Das ist ja praktisch Folter!

Da mir alles wehtut, bewege ich mich dementsprechend auch kaum, seit ich heute morgen aufgewacht bin, habe ich mich kaum bewegt, ich habe es zum Esstisch und ins Bad geschafft, aber seither liege ich einfach nur völlig unmotiviert auf dem Sofa und versuche, mich so wenig wie möglich zu bewegen.

Jiyong hat mir nicht gesagt, dass Yoga so schmerzen wird. Als er mich heute morgen gesehen hat, hat er nur amüsiert gegrinst.

Seufzend schliesse ich die Augen und versuche mich zu entspannen, während ich mich auf das Ticken der Uhr hier im Wohnzimmer konzentriere, genauso wie auch auf das leise Geräusch des Stiftes von Jiyong, der über Papier kratzt. Er zeichnet schon seit Stunden an einem Bild. Anfangs habe ich ihm noch interessiert zugesehen, doch mittlerweile tue ich auch das nichts mehr. Mir ist dabei jedoch aufgefallen, dass er ziemlich gut zeichnen kann. Wenn er tatsächlich ein Künstler ist, dann ist mir auch klar, wieso er die Wohnung nach Farben aufgeräumt hat.

Einige Momente vergehen ihn kompletter Stille, doch dann wird diese zerrissen durch die schrille Türklingel, die durch die komplette Loft zu hören ist. Ich schlage meine Augen auf und drehe meinen Kopf zu Jiyong Hyung, um ihn anzusehen, der allerdings genauso verwirrt aufgeschaut hat und nun in Richtung Eingangstür blickt.

"Ich geh schon", kann ich Seunghyun hören und gleich darauf seine Schritte, die in Richtung Wohnungstür führen. Von der Neugier getrieben setze ich mich trotz meiner schmerzenden Muskeln auf und komme auf die Beine, bevor ich ihm an die Tür folge, die er gerade öffnet. Sicherheitshalber bleibe ich hinter ihm und mustere die Person, die vor der Tür steht für einen kurzen Moment. "Hey, Hyung", meint der junge Mann draussen im Treppenhaus und kaum erklingt die mir vertraute Stimme, schnappe ich nach Luft und stolpere rückwärts, wieder tiefer in die Loft hinein.

Das ist Jin.

Nackte Angst ergreift mich, als ich das schöne Gesicht betrachte und ich ignoriere meine schmerzenden Glieder für den Moment, als ich herumwirble und panisch zurück ins Wohnzimmer flüchte. Was macht er hier?! Wie hat er mich gefunden?!

"Spatz?", vernehme ich Jiyongs Stimme irritiert und verstört gleitet mein Blick zu dem Älteren, mit den Platinblonden Haaren. Als ich ihn kurz ansehe, trifft mich die Erkenntnis wie ein Schlag. Natürlich.

Sie sind alle Verräter.

Wieso habe ich nicht dazugelernt, nach Yoongi und Taehyung? Man wiegt mich in Sicherheit, wenn auch nur für wenige Sekunden, nur um mich dann hilflos auszuliefern oder direkt umzubringen. Sie sind alles Lügner und mit Jiyong und Seunghyun ist es nicht anders.

Sie wirken freundlich, dabei stecken sie alle mit diesen Leuten unter einer Decke. Das war ihr Ziel - mich aufgabeln, freundlich sein und mich in Sicherheit wiegen, damit ich nicht abhaue.

Sie sind Verräter, sie sind allesamt Lügner!

Darum ist Jin hier, einer der beiden muss es ihm gesteckt haben. Tränen steigen in meine Augen und ich schnappe nach Luft, als ich auch vor ihm zurückweiche. Ich sitze in der Falle, es gibt hier keinen Fluchtweg. Aufgewühlt fahre ich mir durch die Haare und merke, wie die Panik in mir immer grösser wird.

Sie werden mich zurückbringen und sie werden mich umbringen.

Jiyong scheint meine Panik zu bemerken, denn er zieht die Augenbrauen zusammen und geht lehnt sich vor und sieht zur Eingangstür, bevor er wieder zu mir sieht. Erkenntnis steht in seinen Bernsteinfarbenen Augen und ehe ich reagieren kann, ist er einfach übers Sofa gesprungen und hat seinen Arm um meine Taille geschlungen. "Nein!", rufe ich auf der Stelle und beginne mich zu wehren, "Lass mich los!"

"Shhh, es ist alles gut", höre ich ihn sagen, doch wieso sollte ich ihm das glauben? Er ist ein Lügner, sonst wäre Jin nicht hier. Er hilft mir? Das ich nicht lache, vielmehr bringt er mich genauso um, wie der Rest. Ich bin so naiv gewesen, so dumm. Von jedem, dem ich über den Weg laufe, denke ich, er wird mir helfen, dabei wird er mich genauso ins Verderben stossen, wie jeder andere. "Jungkook, er ist auf unserer Seite - Fang jetzt gar nicht erst an, Schmerz zu verteilen, Pal!", weist Jiyong mich weiter an, bevor er mit drohendem Unterton hinzufügt: "Ich mach dich sonst platt, ich schwöre~"

Er hat recht, das wird er. Ich bin tausendmal schwächer als er, es ist ein leichtes für ihn, mich ausser Gefecht zu setzen. Ich bin direkt in ihre Falle gelaufen. Ich dachte, sie würden mich beschützen und mir helfen, dabei werden sie mich umbringen.

"Ihr habt ihn!", höre ich abermals Jins Stimme und sehe hektisch wieder zur Eingangstür des Wohnzimmers, nur um ihn dort neben Seunghyun stehen zu sehen, "Oh Mann, Gott sei Dank ist er bei euch. Ich bin so froh dich zu sehen, Jungkook, du bist okay." Tatsächlich sieht er erleichtert aus, aber früher machte er auch immer einen netten Eindruck auf mich und schlussendlich hat er mir nicht nur den Arm gebrochen, sondern mich genauso auch verraten.

"Lass mich los!", verlange ich abermals harsch von Jiyong und versuche seine Arme weg zudrücken, damit ich mich endlich aus seinem eisernen Griff befreien könnte, doch keine Chance. Er mag schmächtig aussehen, aber das heisst wohl nicht, dass er nicht stark ist. "Lügner!", schreie ich und ein erstes Schluchzen bahnt sich aus meiner Kehle über meine Lippen, "Ihr seid alles verdammte Lügner!"

Ich kann Jiyongs Atem an meinem Nacken spüren, als er sich über meine Schulter zu meinem Ohr hinlehnt und dann ruhig sagt: "Beruhige dich, Spatz, es ist alles gut. Er gehört zu uns, er tut dir nichts."

"Er hat mich verraten!", gebe ich auf der Stelle zurück und sehe Jin anklagend an, selbst wenn mir meine aufkommenden Tränen anfangen, die Sicht zu nehmen. Ich beisse mir auf die Unterlippe, um ein weiteres Aufschluchzen zu unterdrücken und versuche vergeblich den Kloss in meinem Hals hinunter zu schlucken.

Ich will nicht schwach vor ihm wirken, das wird ihm nur zeigen, dass das, was er getan hat, mich getroffen hat. Es hat unfassbar weh getan, zu sehen, wie er wirklich ist. Dass der liebenswürdige Hyung, den ich all die Jahre zu sehen gekriegt habe, einfach nur eine Fassade war, ein reines Schauspiel. Ich habe ihm vertraut und was hat er getan? Er hat dieses Vertrauen gebrochen, genauso wie meinen Arm. Einfach so, als ob es ihm nichts ausmacht, wenn es mir wehtut.

Phoenix [Vkook]Where stories live. Discover now