🔥56🔥

2.1K 384 79
                                    

Jungkook

Auf diese Worte hin, beginne ich hektisch die Flure draussen nach dem bekannten Gesicht meines Hyungs abzusuchen, denn er hat Recht; er muss hier reinsehen können, um diese Kleiderstange von der Wand zu reissen, also kann er nicht mehr allzu weit oder gar auf einem anderen Stockwerk sein.

Und tatsächlich entdecke ich ihn. Inmitten all der panischen Menschen, ist er vollkommen ruhig, ganz entspannt. Langsam, die Hände in die Hosentaschen geschoben, kommt er den Flur entlang, auf das Geschäft zu und mustert uns dabei unverwandt, wie ich erkennen kann. Seine Lippen sind zu einem diabolischen, kleinen Lächeln verzogen und seine dunklen Augen wirken hart und kalt. Ich schlucke leer, starre mit weit aufgerissenen Augen zurück und bin unfähig etwas zu sagen oder tun. Ich kann Ji nichts davon erzählen, denn er wird Jimin umbringen, dessen bin ich mir inzwischen ziemlich sicher. Ich muss also den Älteren in Schach halten - Gott allein weiss, wie ich das hinkriegen soll - und Seunghyun soll sich um Jimin Hyung kümmern, wenn er dann irgendwann auftaucht. Weiter darüber nachdenken kann ich allerdings nicht, denn ich registriere dann, wie die nächste Kleiderstange, unweit von mir aus der Wand gerissen wird, und auf uns zufliegt. Mit einem überraschten "Hyung, pass auf!", fasse ich nach Ji Hyungs Handgelenk und ziehe ihn dann mit mir runter, sodass die Stange über uns hinwegfegt und dann unweit neben Ji Hyung wieder scheppernd mit all ihren Klamotten zu Boden fällt.

Mein Blick schnellt wieder nach vorne zu Jimin, der in den paar Sekunden wieder die Distanz zwischen uns verkleinert hat und nun beinahe angekommen ist.

Und Ji hat ihn wohl nun auch entdeckt, denn im nächsten Augenblick kann ich erkennen, wie Jimin plötzlich zurücktaumelt uns sich dann krümmt. Seine Miene wird schmerzverzerrt und auf einmal gibt er einen Schmerzerfüllten Schrei von sich. Mein Herzschlag nimmt ungeahnte Schnelligkeit an und im ersten Moment bin ich vollkommen überfordert. Meine Augen kleben förmlich an meinem Hyung, der die plötzlichen Schmerzen, die ihn beherrschen kaum auszuhalten scheint und ich weiss, wenn ich jetzt nichts unternehme, dann wird er sterben.

Er wird einfach sterben.

Keuchend reisse ich meinen Blick mit einem "Nein! Hör auf damit!", von ihm los und fixiere dafür Ji Hyung, der nur schnaubt, während er Jimin mit starrem Blick mustert. "Jungkook, er wird uns umbringen", knurrt er, doch ich schüttle den Kopf. Ich höre zwischen den ganzen anderen lauten Geräuschen wieder einen Schrei von Jimin und mit einem weiteren Blick zu ihm, kann ich erkennen, dass er inzwischen bereits auf die Knie gefallen ist. Die Ladungen an Schmerz, die Ji Hyung ihm verpasst, müssen grauenvoll stark sein.

"H-hör auf!", wiederhole ich panisch und sehe den Blonden an, ehe ich versuchte, ihm eine erste Ladung Schmerz zu schicken, doch es funktioniert anscheinen nicht, denn Ji Hyung reagiert gar nicht. Mein Atem wird nur noch schneller, genau wie mein Puls, meine Handflächen werden schwitzig und meine Angst um einen meiner Hyungs steigt und steigt.

"Versuch es gar nicht erst, kleiner Bastard", murmelt Ji Hyung leise, was mir sagt, dass Jimin trotz der sicherlich immens starken Schmerzen immer noch versucht, sich irgendwie mit seiner Telekinese zu wehren. Aber wie will selbst jemand so mächtiges wie der Schwarzhaarige, gegen ein ausgewachsenes Experiment auskommen, das jahrelang trainiert wurde und seine Fähigkeit wohl besser als jeder zweite beherrscht?

Wie soll ich irgendetwas gegen ihn ausrichten?

Ich merke, wie Tränen der Verzweiflung in meinen Augen zu brennen beginnen, denn mit jeder Sekunde, die ich hier verstreichen lasse, steht es kritischer um Jimin. Ji Hyung hat vier Menschen in Rekordzeit umgebracht, er wird nicht lange für einen einzigen brauchen, auf keinen Fall, wenn dieser erst noch nur halb so gross und breit ist, wie die anderen Männer.

Fest beisse ich mir auf die Unterlippe und schliesse dann die Augen. Ich versuche Jimins lauter und häufiger werdende Schreie auszublenden und gebe mir dann alle Mühe, tief und ruhig zu atmen und mich damit zu beruhigen. Ji Hyung hat es mir doch selbst beigebracht; Atem und Konzentration ist der Schlüssel zu unserer Fähigkeit. Es kann gerade eben gar nicht funktioniert haben, wenn ich so durcheinander war, ein Wunder, dass ich nicht Jimin auch gleich mit attackiert habe, weil ich gar keine Kontrolle über mein Tun hatte. Tatsächlich wird es nach drei Atemzügen einfacher und mit einem leeren Schlucken schlage ich schliesslich meine Augen wieder auf und fixiere Jiyong ein weiteres Mal.

Und plötzlich erscheint es so einfach; es ist wie die unzähligen Male in der eisigen Kälte oben auf dem Dach, wo Ji Hyung mir erstmals erklärt hat, wie ich es anstelle, die Kontrolle über meine Fähigkeiten zu kriegen und dann auch zu halten. Wo ich so oft vergeblich versucht habe, zu meditieren, doch jetzt ist es so einfach und vor allem funktioniert es.

Mir ist, als würde eine tiefe Ruhe mich erfüllen und ich weiss automatisch was ich anstellen muss, sodass es auf einmal ein leichtes ist, ihm eine Ladung Schmerz zu schicken und diesmal kommt sie tatsächlich auch an, doch ich scheine sie massiv unterschätzt zu haben. Anstatt, dass ich Ji Hyung einfach so viel schicke, dass seine Konzentration gestört wird, reisst ihn die Wucht des Schmerzes von den Füssen; kaum spürt er ihn, stöhnt er schmerzerfüllt auf und geht dann zu Boden.

Einen Augenblick lang ist es ruhig um uns herum, Jimins Schreie haben aufgehört und auch Ji Hyung macht keine Regung mehr, doch nach wenigen Sekunden rappelt er sich soweit auf, dass er sich auf seine Unterarme stützt und mir einen wütenden Blick zuwirft.

"Ich sagte, du sollst aufhören", wiederhole ich leise, in den kurzen Moment der Stille, doch ich spüre auch gleich darauf selbst einen Schmerz in meinem Kopf explodieren, als Hyung das Wort ergreift und all die Ruhe, die ich vorher gerade noch besessen habe, mit einem Mal in sich zusammenfällt, wie ein instabiles Kartenhaus. "Mach das noch einmal, dann kannst du was erleben!", faucht er mich harsch an und ich realisiere, dass er wohl ziemlich wütend auf mich ist, für das gerade eben. Ich kann es ihm nicht verübeln, denn ich würde an seiner Stelle wohl auch so reagieren.

Der Ältere rappelt sich langsam wieder auf und ich sehe ihm dabei unruhig zu. "Hör auf, ihm weh zu tun", verlange ich mit unsicherer Stimme, woraufhin er schnaubt, aber nichts weiteres dazu sagt. Stattdessen lässt er seinen Blick, kaum steht er wieder auf den Beinen, nach vorn wandern und scheint den Flur der Mall abzusuchen. "Wo ist er hin?!", knurrt Jiyong dann, weswegen ich seinem Blick folge, nur um dann zu realiseren, dass Jimin nicht mehr da ist. Etwas hilflos zucke ich bloss mit meinen Schultern und der Blonde an meiner Seite schnaubt. "Ich schwöre, wenn er mich umbringt, dann bringe ich dich um!"

Ich erwidere nichts auf die Drohung, sondern suche einfach bloss hektisch die Mall ab, doch ich kann Jimin nirgendwo mehr entdecken. "Siehst du? Jetzt haben wir ihn wieder verloren!", seufzt Ji Hyung gestresst, doch im gleichen Augenblick erklingt auch ein lautes Knallen, das uns beide kurz innehalten lässt. "Was war das?", frage ich leise und lausche noch weiteren Geräuschen, während Jiyong aufmerksam aus den zersprungenen Schaufenstern nach draussen blickt. "Ein Schuss", murmelt er mit düsterer Stimme und setzt sich dann in Bewegung. Ich folge dicht hinter ihm aus dem Geschäft hinaus zum Gang der Mall.

"Ich hab alles unter Kontrolle!", erklingt dann allerdings Seunghyuns Stimme nicht allzu weit entfernt, weswegen ich mich automatisch in die Richtung drehe, aus der sie gekommen ist. "Hyung?", ruft Ji zurück, "Was soll das heissen?" Er beginnt wieder loszulaufen und ich folge ihm ein weiteres Mal, dorthin, wo Seunghyun Hyungs Stimme hergekommen ist. Tatsächlich ist der Ältere nicht weit von uns entfernt, bloss zwei Ecken weiter finden wir ihn mitten im Flur stehen - und vor ihm liegt Jimin.

Phoenix [Vkook]Where stories live. Discover now