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Jungkook

Zwar fühle ich mich erleichtert, endlich einen Grund dafür zu kennen, wieso ich die ganze Zeit so gequält werde, doch andererseits schmerzt es auch, diese Dinge zu hören. Ich bin nicht so, wie sie wollen und deshalb soll ich sterben? Ich bin doch auch nur ein Mensch und niemand von uns ist perfekt. Ich habe immer versucht, mein bestes in den Tests zu geben, war ihnen das nicht genug? Ich kriege zu schnell Panik? Das ist der einzige Grund, wieso man mir das antut und meine Hyungs auf mich hetzt, damit man mich noch ein bisschen mehr quält?

Sie können am allerwenigsten etwas dafür, sie haben mir geholfen und ich liebe sie von ganzem Herzen, aber für diese Menschen sind sie nur Spielfiguren. Es macht ihnen Spass, mich leiden zu sehen, bevor ich sterbe. Was würde schon mehr wehtun, als durch die Hand einer Person zu sterben, der ich früher bedingungslos vertraut habe?

Dass meine Hyungs diese Drecksarbeit erledigen müssen, Medikamente einnehmen müssen, die verändern, wie sie wirklich sind, rührt nur daher, dass sie Lust darauf haben. Weil sie wissen, wie sehr es mir zusetzt, wie sehr es mich traurig macht, sie so zu sehen. Sie wollen mir damit nur eins reinwürgen.

Wir sind doch allesamt nur Spielfiguren auf ihrem Brett. "Wir sind ihre Bauern", wird mir klar und ich balle unbewusst die Hände zu Fäusten, während ich zu Boden starre, "Sie stellen mit uns an, was sie auch immer sie wollen, was ihnen gerade beliebt. Sie benutzen uns nur, sie brauchen uns gar nicht. Wenn sie einen dieser Bauern opfern müssen, ist ihnen das egal, sie stellen sich einfach einen neuen auf das Feld. Wir sind ihnen egal. Für diese Leute sind wir keine Menschen... sondern einfach nur... Experimente... wir sind... Ware..."

Ist etwas dieser Ware kaputt oder defekt, wird sie einfach eingetauscht, gegen bessere Produkte und das alte... wird entsorgt.

Sie werden niemals damit aufhören, sie werden wieder und wieder einen neuen Phönix machen, bis sie ihre perfekte Version haben. Bis alles an ihr perfekt ist. Und all die vorangehenden Versionen werden umgebracht, denn er braucht sie schon?

In ihren Augen sind wir wertlos.

"Als Jin damals Seunghyuns Stelle übernommen hat, habe ich es ihm bereits gesagt", murmelt Jiyong auf einmal leise, "Ein zweiter Phönix wird genauso wenig funktionieren, wie der erste. Er mag mir geglaubt haben, aber die anderen nicht. Sie waren überzeugt von ihrer Technik, überzeugt davon, einen perfekten Phönix heranzuzüchten, denn denselben Fehler machen sie natürlich nicht noch einmal, oder? Sie haben nur eines vergessen: Sie sind nicht Gott und das werden sie auch niemals sein. Eine Schöpfung kannst du niemals im Griff haben, egal, wie gut du sie heranzüchten magst. Das sieht man alleine an uns Menschen." Er lacht gehässig auf und für einen Moment, würde ich das genauso gerne. Er hat Recht. Diese Personen halten sich für Götter, kreieren Schöpfungen, die sie nicht kontrollieren können, weil all die Experimente, die sie züchten Gefühle haben. Wir haben einen Willen, wir denken, wir tun nicht einfach willenlos was von uns verlangt wird. Doch das erwarten sie wohl.

"Für mich war es nur eine Frage der Zeit, bis ich diesen Anruf gekriegt habe. Ich habe nur darauf gewartet, dass Jin anruft und uns mitteilt, dass auch ihr zweiter Phönix getürmt ist", fährt der Blonde leise fort, "Und als der Anruf kam, bin ich gegangen, um dich zu holen, weil ich dir helfen will. Immerhin sind wir ja Brüder, nicht?"

Kaum hat er die Worte ausgesprochen, weite ich die Augen und starre überrascht zu ihm hoch. "Brüder?", hake ich verdutzt nach, worauf er aber nicht reagiert. "Hyung... bist du wirklich mein grosser Bruder?"

Jiyong Hyung zuckt nur teilnahmslos mit den Schultern und wirft mir einen kurzen Blick zu. "Schätze schon", erwidert er eher vage und reibt sich übers Gesicht, "Zumindest hat Seunghyun mir das mal gesagt. Vermutlich sind wir vom gleichen Spender, also... schön dich kennen zu lernen, Sparversion von mir~"

Er schenkt mir ein schiefes, gutmütiges Grinsen und ich merke, wie ein glückliches, warmes Gefühl in meiner Brust aufsteigt, sodass ich selbst anfange, breit zu lächeln. Ich habe oft daran herumgegrübelt, wie es wohl wäre, einen echten Bruder oder Schwester zu haben. Natürlich habe ich meine Hyungs und ich sehe sie, als meine Familie, meine Brüder, ich liebe sie über alles, aber Blutsverwandt sind wir eben doch nicht.

Der Gedanke, dass Jiyong Hyung tatsächlich mein grosser Bruder ist, fühlt sich sogar ziemlich schön an.

"Sparversion?", hake ich allerdings erst nach und blase dann die Backen auf, in dem Versuch, empört zu wirken. Allerdings macht mir da wohl mein Lächeln, das ich einfach nicht vom Gesicht kriege, einen Strich durch die Rechnung. "Hyung, du bist gemein!"

Er verdreht die Augen und ehe ich mich versehe, hat er mich in den Schwitzkasten genommen und fährt mir durch die Haare, während ich mich lachend versuche, aus seinem Griff zu reissen. "Ich denke, so müssen grosse Brüder eben manchmal sein."

Phoenix [Vkook]Where stories live. Discover now