III - II

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Die große Arena in der wir heute kämpfen würden, befand sich nicht direkt am Trainingsgebäude. Zuerst mussten wir einige Meter zu Fuß durch eine kleine Seitenstraße gehen.

Es war ein unglaubliches Gefühl nach all der Zeit mal wieder frischen Wind auf meiner Haut zu spüren. Normalerweise fanden die Kämpfe für die Wölfe in einer anderen Arena statt, die man durch einen Tunnel direkt vom Trainingsgelände aus erreichen konnte. Das bedeutete für uns dass die einzige Möglichkeit frische Luft zubekommen war, in einem öffentlichen Kampf zu sein. Dabei hatte man meistens nicht die Zeit die Luft zu genießen.

Doch dieses Mal war es anders. Die Sonnenstrahlen legten sich auf meine helle Haut und ich konnte den frischen Duft der Luft einatmen ohne darauf achten zu müssen ob mich gleich jemand umbringt.

Doch schöne Momente verstreichen immer zu schnell und dementsprechend schnell waren wir in den vor Räumen der Arena angekommen. Etwas nutzlos standen wir nun alle in dem weiß gestrichenen Raum. Keiner von uns durfte eine Rüstung tragen, das heißt wir würden bei einer falschen Bewegung so gut wie tot sein. Auch an Waffen führten wir nichts mit uns. Als einige Minuten verstrichen konnte man nun doch langsam die steigende Nervosität der anderen Kämpfer erkennen. Zitternde Hände und unruhige Bewegungen. Vielleicht waren wir doch noch nicht so professionell.

Erst nach ungefähr weiteren zehn Minuten öffnete sich eine der 4 weißen Türen des Raumes. Es überraschte mich nicht Mr.Morrep zusehen, immerhin war er vorhin mit uns hierher gelaufen und dann auf einmal weg gewesen.

"Ray Tyson." las er von einem zerknitterten Papier vor und deutete mit einer Kopfbewegung an das Ray ihm folgen sollte.

Ich kannte den großgewachsenen Schönling mit den kohlrabenschwarzen Haaren, doch ich hatte seinen Namen nie gekannt. Es war unüblich bei uns mehr zusprechen als nötig. Das machte es leichter einen anderen K.O. zuschlagen oder ihm eine blutige Wunde mit dem Schwert zu verpassen. Oder in diesem Fall ihn zu töten.

Und so leerte sich der Raum nach und nach. Immer wieder kam Mr.Morrep alleine zurück und nahm einen von uns mit.

Ich wusste nicht was schlimmer war, hier auf das ausweglose Schicksal warten zu müssen oder die Sache einfach hinter sich zu bringen.

Stunde um Stunde verging, bis wir nur noch zu 12 in dem Raum waren. Ich hatte mich gegen die kalte Wand gelehnt und musste immer wieder blinzeln bei dem Versuch die Augen auf zulassen. Und dann passiert es. Ich hatte nicht einmal gehört wir Mr.Morrep die Raum betreten hatte. Doch ich hörte wie er meinen Namen vorlas: "Alex".

Auch nachdem herausgekommen war das ich ein Mädchen war, hatte ich den Namen Alex behalten. Alexandra oder auch Lexa, wie meine Familie mich genannt hatte, passte einfach nicht mehr zu mir.

Mit wild schlagendem Herzen stieß ich mich von der Wand ab und folgte dem fettleibigen Mann. Doch anstatt in eine Arena geführt zu werden, befand ich mich erneut in einem Vorraum. Einer Waffenkammer um genau zu sein.

"Such aus was du willst, aber beeil dich." murrte Mr. Morrep nur.

Zu meinem Bedauern gab es auch hier keine Rüstungen. Es gab nicht mal ein Schild mit dem man sich hätte schützen können. Sie wollten uns wirklich sterben sehen. Ohne groß zu überlegen viel meine Wahl auf zwei leichte aber lange Schwerter. Kurz überlegte ich noch ein Messer mit zunehmen, doch ich hätte es nirgendwo verstauen können und es gab auch kein Waffengürtel.

Noch bevor ich überlegen konnte ob ich mich noch weiter ausrüstend sollte, wurde ich von Mr.Morrep grob aus dem Raum durch die nächste Tür gezehrt.

Tatsächlich war es bereits dunkel als wir durch die Tür traten und in der Arena waren. Mit einem Mal ließ der Druck von Mr.Morreps Hand auf meinem Unterarm nach und das Geräusch einer sich schließenden Tür bestätigte mir das er gegangen war.

Die Arena war gigantisch. Sie schien ein Nachbau des Kolosseum in Rom zu sein. Der Boden bestand ausschließlich aus Sand und das viereckige Kampffeld wurde von großen Mauern umrandet. Auf der Mauer reihten sich verschiedene Sitzplätze an und über einander, und fast alle waren besetzt. Genau gegenüber von mir, gab es noch einmal ein kleines Podest mit Plätzen für eine kleine Gruppe von Leuten. Es waren die einzigen leeren Plätze und ich war mir ziemlich sicher dass sie für den König und dessen Leute reserviert sein mussten. Ich wusste nicht ob ich froh sein sollte das er nicht hier war oder nicht. Leider muss ich zugeben dass ich ihn gerne einmal gesehen hätte.

Doch schnell wurde mein Blick von dem Protest abgelenkt als eine weitere Person die Arena betrat. In diesem Moment wusste ich, dass ich sterben würde. Der Mann der mir nun entgegen lief war sicher 2 Meter groß. Er trug kein Shirt und so hatte ich einen guten Blick auf seine muskulöse Brust. In seiner rechten Hand hielt er ein großes breit Schwert, das ich nicht einmal mit beiden Händen führen könnte. Seine andere Hand war mit einem Krummsäbel ausgestattet. Gegen diesen Typen hätte ich nicht einmal eine Chance wenn er unbewaffnet wäre und ich eine Rüstung tragen würde.

Automatisch lief auch ich ihm entgegen. Wir begaben uns in Kampfhaltung und begannen uns zu umkreisen.

Es dauerte nicht lange bis er mit seinem Schwert ausholte und versuchte mich zu erwischen. Ich konnte noch gerade so zur Seite ausweichen. So ging das immer weiter. Er griff an und ich wich aus.

Solange bis er ungeduldig wurde und einen komplexeren Angriff startete. Ich hatte keine Möglichkeit auszuweichen. Wie all die Stunden in Kämpfen und Training zuvor, blockte ich den Schlag mit meinem Schwert. Genau das geschah was ich von Anfang an befürchtet hatte. Meine Kraft reichte nicht einmal ansatzweiße aus um dem Schlag zu blocken. Mit wenig Mühe entriss er mir meine Waffe. Es dauerte nicht mehr lange bis auch die Zweite folgte.

Nun bleib mir nur noch die Möglichkeit wegzulaufen, doch das würde ich nicht tuen. Ich würde nicht wie ein Feigling davon laufen, nicht, wenn ich so oder so dem Tode geweiht war.

Ich sah die Klinge im Licht des Mondes schimmern als er ausholte.

Ich erinnerte mich zurück an die Worte die meine Mutter mir damals eingeredet hatte.

Ich bin Alex, ich bin ein Junge, ich bin ein Kämpfer und ich werde überleben.


Doch mein Name ist nicht Alex. Ich heiße Alexandra.

Ich bin auch kein Junge, ich bin ein Mädchen.

Ich bin kein Kämpfer, ich habe aufgegeben.

Ich werde nicht überleben, ich werde sterben.

Hier und Jetzt.


Und plötzlich ertönte ein ohrenbetäubendes Brüllen.

Fight, Love or DieWhere stories live. Discover now