XVII

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" Eigentlich solltest du dich schonen, aber der Arzt meinte auch das du frische Luft brauchst und ich dich ein wenig Ablenken soll. " erklärte Cyrian während er in mir die Tür eines dunkel roten Cabrios aufhielt

" Sagt du mir jetzt auch wo genau es hin geht?"  gab ich neugierig zurück. Schon seit dem Essen versuchte ich heraus zu finden was genau Cyrian eigentlich vor hatte. Ich hoffte es war keine romantische Aktion, denn noch immer war mir eher danach auf einen Box sack ein zu prügeln. 

Grinsend schüttelte er den Kopf während er um den Wagen herum joggte damit er auf dem Fahrersitz platz nehmen konnte. 

"Was hörst du für Musik?" überging Cyrian einfach meine Frage. 

"Ich habe seit Jahren keine Musik mehr gehört." gab ich zu. Früher als Kind hatte ich Musik geliebt, doch nach dem Krieg hatte ich nicht die Chance CDs oder gar einen Ipod zu ergattern. 

"Entschuldige, ich bin ein Idiot." Schuldig blickte mich Cyrian an, als ihm erneut bewusst wurde, dass er Schuld an meine Situation nach dem Krieg gewesen war. 

"Schon gut." 

Nach einem Moment Stille in dem nur das ruhige schnurren des Motor ertönte, drückte Cyrian einfach auf einen der Knöpfe. 

Schwungvolle Musik schmetterte aus den Lautsprechern und kraftvolle Frauenstimmen rundeten die Lieder ab. 

Fragend sah Cyrian mich an. Ich schüttelte den Kopf. 

Cyrian drückte einen anderen Knopf und das nächste Lied begann. Dieses Mal war kein Gesang dabei, sondern nur elektronisch aneinandergereihte Töne.

Schnell schüttelte ich den Kopf.

So ging das dann die ganz Autofahrt. Cyrian spielte die verschiedensten Lieder ab und lachte über meine Gesichtsausdrücken.

Es war angenehm. 

Ich musste mich nicht darauf konzentrieren wo wir hin fuhren, sondern nur auf die Musik und Cyrian. Obwohl ich kaum etwas von ihm wusste, sprachen wir nicht viel, doch das war auch nicht nötig. 

Ich genoss einfach den Moment. Die Wärme der Sonne auf meiner blassen Haut, der leichte Windhauch in meinen Haaren und die Anwesenheit von Cyrian. Der erste Moment in dem ich mir wirklich vorstellen konnte mit Cyrian glücklich zu werden. 

Viel zu schnell erreichten wir unser Ziel. Es hohes Gebäude mit moderner Betonfassade ragte vor uns auf. Große Fensterfronten unterbrachen die Betonwände und ließen das Gebäude offen und freundlich erscheinen. 

Das Eigenartige war, dass es mitten in der Innenstadt zu stehen schien, dennoch war keine Menschenseele hier. Es war schon fast gespenstisch. 

Cyrian parkte einfach mitten vor der großen Tür. Noch bevor ich überhaupt die Möglichkeit hatte die Tür des Wagens zu öffnen, war er herum geeilt und hielt mir Gentleman-like die Tür auf.

Ich lächelte ihn dankbar an. 

"Was ist das hier? und wieso ist hier alles so still?" fragte ich Cyrian. 

" Ein Einkaufszentrum, du brauchst neue, eigene Klamotten und anderes Zeug, damit du dich bei mir wohlfühlst. " Meine zweite Frage schien er zu überhören. 

" Du schleppst mich zum einkaufen?" verwirrt musterte ich Cyrian. Ich wusste nicht was ich erwartet hatte, aber irgendwie nicht das wir einkaufen gingen. Vielleicht etwas eigenartigeres oder wölfischeres. Doch obwohl ich mich nicht daran erinnern konnte je shoppen gewesen zu sein, wirkte es auf mich noch relativ normal. 

"Ja" 

Ich blieb auf der Stelle stehen und betrachtete Cyrian kritisch. Irgendwas an seinem 'ja' hatte sich seltsam angehört. 

"Aber?" fragte ich dann doch an, denn es klang als hätte die Sache noch einen Hacken. 

"Kein Aber. " murrte Cyrian, blickte mir aber nicht in die Augen. 

" Cyriaaaaan? " tadelt sah ich ihn an. 

Plötzlich wirkte er auf mich wie ein kleiner Junge. Sein Mund zog sich schmollend zusammen und er sah mir in die Augen wie ein geprügelter Hund. 

" Ich dachte du willst dir vielleicht neue Sachen aussuchen damit du dich wohlfühlst und gut aussiehst , ... wenn du das Pack kennenlernst. " gab er dann zu. 

" Das was?" 

" Mein Rudel? Also eher meine engsten Vertrauten des inneren Kreises des Rudels.  Es ist eigentlich üblich das die Luna das Pack so schnell wir möglich kennen lernt." 

Unsicherheit spiegelte sich in Cyrians Augen. 

"Okay" gab ich zurück. Eigentlich wusste ich nicht ob ich es okay fand, aber was für eine Wahl hatte ich denn? 

"Wirklich? Wenn nicht verschieben wir das Treffen. " 

"Ich schaffe das schon,... denke ich. " Keine Ahnung ob ich damit Cyrian oder eher mich selbst belog.

"Gut, ich werde dir nicht von der Seite weichen versprochen, und wenn einer von ihnen auch nur daran denkt dich komisch anzuschauen, dann werfe ich ihn aus dem Rudel." 

Während Cyrian sprach war er los gelaufen und ich folgt ihm. Im Inneren herrschte die selbe gespenstische Leere wie Außen. 

Ich schlenderte neben Cyrian an den Geschäften vorbei. "Geh einfach irgendwo rein und such dir aus was immer du willst." erklärte Cyrian.

Langsam kam ich seiner Anweisung nach und betrat einen der Kleidungsläden. Kritisch betrachtete ich die einzelnen Sachen unwissend was mir überhaupt stand. Früher hatte es immer zum Anfang des Monats drei Garnituren Kleidung gegeben, diese hatten immer ungefähr zur Jahreszeit gepasst, doch sonderlich modisch war nichts davon gewesen. 

Cyrian reichte mir eine große Plastiktüte. "Pack einfach ein was du brauchst, ich muss kurz telefonieren. " 

Bevor er gehen konnte hielt ich ihm zurück in dem ich seinen Oberarm umgriff. Wärme durchzog meinen ganzen Körper. 

" Wo sind die ganzen Leute? Und was ich mit den Kassiererinnen und Kassierern ? Ich müsste doch eigentlich dafür zahlen. "

Cyrians tiefes Lachen ertönte. " Du bist die Luna, du musst nie wieder für irgendetwas zahlen. Ich habe die anderen Wölfe weggeschickt. Es wird mir schon später schwer genug fallen zu akzeptieren dass dich die Wölfe sehen die zur Elite meines Rudels gehören. Aber Massenweiße niedere Wölfe die dich angucken oder anlächeln könnten? Was ist wenn einer dich berührt? Oder jemand dir etwas antun wollen würde?" 

Entsetzt schüttelte Cyrian den Kopf. "Hier bei mir bist du sicherer" er hauchte mir einen Kuss auf die Stirn bevor er sein Handy herausholte und sich einige Meter entfernte. Doch auch während des Telefonats ließ er mich nicht einmal aus den Augen. 

Ich war mir sicher das seine Eifersucht noch ganz schön Probleme verursachen würde. Doch ein kleiner Teil von mir freute es irgendwie das ich ihm so wichtig war. 

Mit einem leichten Lächeln auf dem Lippen wand ich mich wieder den Klamotten zu.


Fight, Love or DieWhere stories live. Discover now