XXIX

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Wer bin ich?

Wer möchte ich sein?

Wo gehöre ich hin?


Mein Kopf war voller Fragen und Gedanken. Ich war nun schon seit drei Tagen hier bei den Menschen und fühlte mich überraschend wohl. Wo auch immer ich hin ging wurde ich freudig begrüßt, nur wenige schienen mir gegen über Misstrauisch zu sein. Eine willkommene Abwechslung zu dem Leben unter Wölfen.

Hier zu sein Tat mir gut. Auch wenn ich das Dorf nicht verlassen durfte, hatte ich doch eine gewissen Bewegungsfreiheit. Es war schön die Sonne auf meiner Haut zu spüren und den Wind in meinen Haaren, wenn ich über die Felder streifte.

Natürlich musste auch ich einen Teil zum Leben in der Gesellschaft beitragen. Die Wahl war mir leicht gefallen. Ich half auf den Plantagen auf denen Obst und Gemüse gedeihten. Ich saß in den Baumkrönen der hochgewachsenen Apfelbäume und griff nach den roten Früchten.

Ich war wirklich glücklich.

Auch wenn da diese kleiner dunkle Wolke in mir war, dieses dunkle, traurige Gefühl, schaffte ich es all das auszublenden.

Ich dachte nicht mehr an ihn oder generell an Wölfe. Ich verdrängte alles war mir in den letzten Wochen wieder fahren war, denn sobald ich das nicht tat breitete sich ein Schmerz in mir aus, der mir den Atem raubte und mir Tränen in die Augen trieb.

Doch das war nicht das einzige das ich ignorierte. Auch das ich nur einen Monat hatte um die anderen davon zu überzeugen mich nicht umzubringen rutsche aus meinem Blickfeld.

Ich wollte all das einfach nicht war haben. Ich wollte nicht das mein Leben so schrecklich war, so voller Angst. Also blendete ich alles aus, das mir Angst machte oder mich mit Trauer und Schmerz erfüllte.

Doch einen haken hatte die Sache. Es war nichts mehr von mir übrig. Wenn ich alles aus meinen Gedanken strich das mich verletzt hatte oder mir ein schlechtes Gefühl gab blieb langsam nichts mehr übrig.

Meine Mutter hatte mich belogen und hintergangen, genauso wie mein Vater und mein Bruder. Auch der Rest des Dorfes hatten ihre dunklen Geheimnisse vor mir verborgen und mich unwissend gelassen.

So war nichts mehr von meiner Kindheit übrig, an das ich denken konnte.

Auch mein Leben danach war von Schmerz und Enttäuschung geprägt. Ich hatte als Kämpferin keine Freunde gehabt, eigentlich war dieser Teil meines Lebens nur von bedeutungsloser Leere erfüllt.

Und dann waren da noch die bittersüßen Wochen mit Cyrian.

Süß, weil jede Stunde, Minute und Sekunde mit ihm wahrhaftig gewesen war. Jeder Moment so rein und perfekt gewesen war.

Bitter, weil ich es nicht verstanden hatte bis zu dem Moment indem er weg war. Also bis jetzt.

Erst jetzt verstand ich was es hieß so eine Person wie Cyrian in seinem Leben zu haben. Jemanden der einen nicht Enttäuscht oder Belügt. Der sich um einen sorgt und kümmert.

Und deshalb tat es so weh von ihm getrennt zu sein. Weil ich wusste das all dies der Vergangenheit angehört, und das es nie wieder einen Moment geben würde, der an das heranreichte was ich mit dem König der Wölfe gehabt hatte. Und das tat weh.

Doch wenn ich den Schmerz ausblendete, blieb daher nichts von mir übrig. Ich war eine leere Hülle, die lächelnd durch die Gruppen der Menschen lief und immer freundlich grüßte.

Allerdings musste ich mich irgendwann meinen Erinnerungen und damit mir selbst stellen. Doch wie sollte ich das, wenn ich nicht einmal wusste wer ich bin? Bisher hatte ich immer nur so gehandelt wie es mir vorgeschrieben wurde.

Als Kind hatte ich die Anweisungen von meinen Eltern befolgt, dann die Befehle des Kampfleiters, und schlussendlich stand ich dann unter Cyrians Einfluss. Doch wer war ich unabhängig von den anderen?

Ich wusste es nicht, und hier würde ich es auch nicht herausfinden, denn auch hier war ich nie alleine. Meistens beobachtete mich mein Bruder und wenn er es mal nicht tat, dann jemand anders.

All die Gefühle die ich jede Stunde seit ich hier war verdrängte wollen hinaus, doch konnte ich nicht zeigen wie verzweifelt ich war, wie traurig und verwirrt.

Also wartete ich, lächelte und untergrub alle Gefühle tief in mir. Und immer wenn eines meiner Gefühle wieder hinaufbrechen wollte, weil die Menschen über Wölfe sprachen oder die Kinder grausame Lieder über sie sagen, vergrub ich das Gefühl noch tiefer in mir.

Dann war ich wieder glücklich. Ich konnte wieder nach den süßen Äpfeln auf den Bäume greifen und die Erdbeeren von den Sträuchern pflücken. Ich lebte in einer Illusion, erzeugt von mir selbst, damit ich mich nicht mit mir und allen anderen auseinander setzten musste.

Doch Illusionen sind vergänglich und Gefühle kann man nicht ewig unterdrücken. Die Wahrheit ist genauso listig wie die Lüge, sie findet immer einen Weg um ans Licht zu kommen.

Und wenn es soweit ist, dass ich mit der Wahrheit konfrontiert werde, weiß ich nicht wie lange ich das aushalte, bevor ich an ihr zerbreche.






Entschuldigt meine längere Abwesenheit, aber leider hatte ich wirklich keine Zeit weiter zu schreiben, ich hoffe das ich in Zukunft wieder besser vorankomme, aber ich kann leider nichts versprechen, aber jetzt gibt es erst einmal dieses Kapitel und man schreibt sich bestimmt bald wieder.

Ich hoffe es gefällt euch einen kleinen Einblick in Alex momentane Gefühle zu bekommen und könnt nachvolllziehen wie es ihr geht.

Ansonsten wünsche ich noch einen schönen Start in die Ferien.

Phlolli

Fight, Love or DieWhere stories live. Discover now