XXXIX

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Ich war mir nicht sicher, wie lange ich nun schon in diesem Zimmer eingesperrt war. Kate hatte mich nach unserem Gespräch verlassen, allerdings hatte sie mich zuvor von den Fesseln befreit.

Mit meiner Kampferfahren und Kraft hätte ich Kate sicher überwältigen können, doch wozu? Ich hatte keine Ahnung wo ich hin fliehen könnte. Außerdem wäre es mir sicher schwer gefallen Kate auszuknocken. In meinem Augen war sie eindeutig ein Opfer. Ein Opfer der Grausamkeit in unserer Welt. Weder unter den Wölfen, noch unter den Menschen würde sie glücklich sein können. 

Ich wusste wenigstens, das bei den Wölfen ein Platz für mich frei gehalten wurde. Ein Platz an Cyrians Seite und als Luna seines Rudels. Die letzten Wochen hatte ich den Gedanken an meinen neuen Rang völlig beiseite geschoben, immerhin nützte er mir hier nichts. Doch nun hatte ich mehr als genug Zeit und nichts zutun. Also dachte ich an Cyrian, an die Wölfe und an alles andere außer dem Verrat den ich begehen wollte. Sie würden mich dafür töten, dessen war ich mir sicher.

Doch Cyrian war nicht der einzige der mich beschäftigte. Auch um Thomas drehten sich meine Gedanken. Ich verachtete die Taten meines Bruders, das war klar. Doch er war noch immer mein Bruder. Je mehr ich über ihn nachdachte umso bewusster wurde mir, das er mich immer beschützt hatte. 

Damals als wir noch Kinder gewesen waren, hatte er immer ein Auge auf mich gehabt. Er war dagewesen wenn Mitschüler mich geärgert hatten oder ich mich mit meinen Freunden zerstritten hatte. 

Er half mir bei den Hausaufgaben und beim lernen. Er war immer für mich dagewesen. 

Ich musste mir eigestehen, dass sich das auch nun nicht geändert hatte. Er hatte sich im Rat für mich stark gemacht und seit ich im Dorf war hatte er auf mich aufgepasst. 

Was er wohl gerade mit dem Rat besprach? Setzte er sich noch immer für mich ein? Und wie wäre es wenn ich an seiner Stelle wäre? 

Wenn wir bei den Wölfen wären, würde ich mich für seine Leben einsetzen? Für ihn einsetzen? 

Alles was er Tat war schlecht, falsch und grausam. Doch andererseits war er schon seit er ein Kind gewesen war von unseren Eltern darauf trainiert wurden. 

War er nun wirklich der Täter oder das Opfer? 

Ein leichtes Stechen kündigte Kopfschmerzen an und ließ mich aus meinen Gedanken hochschrecken. 

Ich hatte gar nicht bemerkt, dass ich aufgestanden war. Nervös tigerte ich im Raum auf und ab. 

Und was war mit Joffrey und Nero? 

Für Kate würde ich mich einsetzten, doch auch für ihre Kinder? 

Eigentlich waren auch die beide nur Opfer gewesen. Aufgewachsen in einer von Krieg zerstörten Welt, darauf trainiert Wölfe zu hassen und zu töten. 

Ich schrie. 

Laut, wütend und verzweifelt. 

Erst einmal, dann zweimal und dann noch ein drittes Mal. 

Dann ging es mir besser. In den letzten Jahren hatte sich so viel bei mir angestaut, doch nie hatte ich die Chance gehabt mich wirklich damit zu beschäftigen und mich darüber aufzuregen. Die letzten 10 Jahre hatte ich immer vorsichtig sein müssen und hatte um mein Leben gekämpft. 

Und in den letzten Monaten war alles so schnell gegangen. Die Erkenntnisse über meine Familie und auch alles was mit Cyrian geschehen war. Wann hatte ich das alles verarbeitet? Hatte ich das überhaupt alles verarbeitet? Vermutlich nicht, sonst würde das nun nicht alles wieder hochkommen. 

Meine Schritte führten mich vor eine der Holzwände und ich begann meine Wut an ihr abzuarbeiten. 

Jedes Mal wenn eine meiner Fäuste auf das Holz traf, schmerzte es ein wenig, doch es half. 

Die Bewegung half und auch der Schmerz half, doch die Verwirrung in meinem Kopf blieb. 

Was ist richtig? Was ist falsch? Was sollte ich tun? 

Ich begann immer schneller und stärker zu schlagen, versuchte irgendwie die Gedanken in meinem Kopf somit auszuschalten, doch natürlich funktionierte das nicht. 

Ein eigenartiges Gefühl ließ mich innehalten. Verwirrt fuhr ich mit meinen Händen über meine Wangen. Sie waren nass. 

Nur noch dunkel erinnerte ich mich daran wann ich zuletzt geweint hatte. Es müsste an dem Tag gewesen sein, als ich mein Dorf aufgesucht und die Wahrheit herausgefunden hatte. Cyrian hatte mich getröstet. 

Immer wieder führen meine Hände über mein Gesicht in der Hoffnung so die Tränen los zu werden. Ich wollte nicht weinen. Ich wollte auch nicht an Cyrian erinnert werden. Ich wollte nur das mein Gehirn endlich aufhörte zu denken. 

Nachdenklich betrachtete ich meine blutenden Hände. Komisch, dass Kate nicht nach mir geschaut hatte, sie musste denken ich nehme das ganze Haus auseinander. 

Oder Thomas oder Joffrey oder Nero. Draußen war es tiefste Nacht, wo waren sie denn alle? Oder hatte mein Bruder seinem Sohn und seinem Stiefsohn erklärt das sie nicht zu mir sollten? 

Dennoch es war eigenartig still im Haus, auch wenn es Nacht war. Meine Schreierei musste doch jemanden geweckt haben. 

Ich trat näher an mein Fenster und blickte hinaus. Doch ich sah nichts. Nur schwärze. Doch irgendetwas daran war eigenartig. 

Dann wurde mir mit einem Mal klar was es war, dass mich so verwirrte. 

Normalerweise konnte ich von diesem Zimmer aus auf den großes Platz gucken und dort die Fackeln brennen sehen. Doch die Fackeln brannten nicht. Dabei brannten sie sonst bei Tag und Nacht.

"Was zur Hölle geht hier vor sich?" hörte ich mich selbst leise flüstern.

Doch dann hörte ich es. Wie ein scharfes Schwert durchschnitt es die stille Nacht. Dunkel, wütend und bedrohlich. 

Einmal hatte ich dieses Geräusch schon gehört und das war lange her. In der Kampfarena. Es war Cyrians brüllen. 

Ich hatte meinen Mund schon geöffnet um nach ihm zu rufen, doch hielt ich gerade noch rechtzeitig inne. 

Kein Fackeln auf dem Platz, das Haus indem ich bin ist leer und auch die anderen hier in der Nähe sind sicher verlassen. Immerhin musste das Brüllen jeder gehört haben und dennoch brannte nirgends ein Licht und keine Bewegung zeigte, dass sie Leute in ihren Häusern waren.

Das hier war definitiv eine Falle und ich war der Köder. 


Hey Leute, 

Momentan komme ich echt gut mit der Geschichte voran (was natürlich an eurer tollen Unterstützung in Form von Kommentaren und Votes liegt. Dankeschön dafür) , weshalb es heute schon das nächste Kapitel gibt. Erst mal einen kleineren Einblick in Alex Gefühlwelt, der hoffentlich nachvollziehbar ist. Und endlich haben es die Wölfe in Alex Nähe geschafft, hat ja ganz schön lange gedauert. 

Ich bin ehrlich gesagt ziemlich überrascht wie viele von euch Happy Ends mögen. Ich bin eigentlich kein Fan davon ^^ aber mal sehen, bis zum Ende dauert es ja jetzt wirklich nicht mehr lange.

Jedenfalls wünsche ich euch schon mal ein schönes Wochenende und hoffe wir lesen uns bald wieder. 

Phlolli



Fight, Love or DieWhere stories live. Discover now