XIV

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Mein Schlaf wurde immer wieder überschattet von den schrecklichen Ereignissen des Tages. Mehrfach wachte ich auf, schreiend, weinend und zitternd. Doch jedes Mal war Cyrian bei mir. Die ersten Male schreckte ich noch im Auto auf. Cyrian murmelte beruhigende Worte und zeichnete mit seinen warmen Finger Linien auf meinen Händen. Es beruhigte mich das er so nahe war und doch nicht aufdringlich. Schon allein das Wissen das er bei mir war reichte aus um mich wieder etwas zu beruhigen.

Ich hatte nicht einmal mit bekommen wie wir angekommen war, doch als ich das nächste mal von Albträumen geplagt die Augen öffnete befanden ich mich wieder in Cyrians großem Bett. Wieder murmelte er mir beruhigend zu, schlang seine Arme um mich und hielt mich einfach fest. Doch leider konnte er meine Ängste nur in der Realität vertreiben. Sobald ich wieder in die dunkle verwirrende Welt der Träume glitt, war ich wieder ganz alleine.

Irgendwann beschloss ich nicht mehr weiter zu schlafen. Ich versuchte wach zu bleiben, hatte zu viel Angst mich wieder in der grausamen Dunkelheit zu verlieren.

Auch Cyrian merkte das ich nicht mehr schlief, doch er sagte nichts. Ich lehnte mich zurück gegen seine starke Brust und versuchte den Moment der Ruhe zu nutzen und meine Gedanken zu ordnen. Doch es viel mir schwer. Wann immer ich mich auf das Geschehene konzentrierte überflutete mich Trauer und Wut.

Es war ein grausamer Strudel an Gefühlen und ich wusste nicht wie ich ihm entkommen sollte. Es war als würde ich gegen mich selbst kämpfen.

Mein Körper verlangte nach Ruhe, verlangte schlafen.

Doch meine Inneres weigerte sich aus Angst und wollte lieber das Gefühlschaos in mir ordnen.

Doch meine Gefühle überwältigten mich und ich war zu erschöpft um dagegen anzukämpfen.


Es war ein Kampf in mir, den ich nicht gewinnen konnte, ein Teufelskreis , der niemals enden würde.

Irgendwann entfernte sich die Wärmequelle hinter mir. Zu einem störte es mich, das Cyrian nicht mehr so nah bei mir war, doch ich war auch froh darüber, denn die Wärme die sich im Zimmer angestaut hatte wurde langsam unerträglich.

Ich wusste nicht wie viel Zeit vergangen war, als Cyrian zurückkehrte. Er kniete sich neben das Bett und war so nun fast mit meinem Gesicht auf Augenhöhe.

Ich sah wie sich seine vollen Lippen bewegten doch ich konnte nicht verstehen was er sagt. Ich glaubte in seiner Mimik Besorgnis zu erkennen, doch ich war nicht sicher, denn ich sah sein Gesicht nur verschwommen.

Etwas eiskaltes legte sich auf meine Stirn, ich schüttelte meinen Kopf leicht um das kalte etwas zu entfernen, als mir klar wurde, dass es Cyrians Hand war. Die Wärme im Raum war also nicht von ihm gekommen, sondern von mir.

Erst jetzt viel mir auf wie kalt es doch im Wald gewesen war und kurzzeitig hatte es sogar mal geregnet.

Das würde auch das eigenartige hämmern in meinem Kopf erklären und warum ich dauernd husten musste.

Wieder etwas Kaltes auf meiner Stirn. Dieses Mal war es nicht Cyrians Hand sondern ein in Wasser getränktes Tuch.

Ich fragte mich ob ich wohl so sterben würde. Nach all der Zeit der Kämpfe , würde ich da einfach so neben bei an einer Unterkühlung sterben?

Der Gedanke amüsierte mich irgendwie. Ich hatte so vieles überlebt und nun zwang mich ein bisschen kalte Luft in die Knie.

Ein piksen in meinem Arm ließ mich zusammen zucken. Darauf hin folgt ein mir bekanntes dunkles Knurren.

Erst jetzt bemerkte ich das Cyrian nicht mehr alleine war. Neben ihm stand noch ein andere Mensch oder wahrscheinlich Werwolf, der mir gerade eine Spritze verpasst hatte.

Cyrian schien mich keine Sekunde aus den Augen zu lassen, doch auch der fremde Wolf wurde strengstens von ihm beobachtet.

Ich kicherte.

Keine Ahnung warum, doch ich konnte nicht aufhören zu lachen. All meine Sorgen schiene wie weggeblasen oder zumindest verdeckt unter einem Schleier klebriger Zuckerwatte.

Meine Ohren schienen auch wieder zu funktionieren. Ich konnte die melodische Stimme des Fremden vernehmen.
"Nun das Mittel ist ja auch für Werwölfe gemacht, die kleinste Dosis davon ist immer noch zu viel für einen Menschen, aber das ist nicht schädlich, das Schmerzmittel wird bald nach lassen und dann wird sie sich wieder beruhigen. "

Schmerzmittel. Irgendwie ein lustiges Wort. Langsam Buchstabe für Buchstabe sprach ich es aus. Dann immer wieder mit verschiedenen Betonungen.

"Schmerzmittel, Schmerzmittel, Schmerzmittel, Schmerzmittel, Schmerzmittel, Schmerzmittel, Schmerzmittel,... "

Wieder musste ich lachen. Warum hieß es überhaupt Schmerzmittel? Sollte es nicht Anti-Schmerzmittel oder Gegen-Schmerzmittel heißen?

Von meiner Idee begeistert blickte ich Cyrian an und versuchte ihm meine Idee mitzuteilen, doch irgendwie schienen sich die Wörter weder in meinem mit Zuckerwatte gefülltem Kopf noch auf meiner Zunge richtig zu ordnen.

Belustigt sah Cyrian mich an, doch ich erkannte auch in meinem benebelten Zustand die Sorge dahinter.

Eine Weile betrachtete ich Cyrian einfach nur, bevor ich auf den Platz neben mir klopfte. Ohne lange zu zögern legte er sich wieder neben mich. Sofort rutschte ich zu ihm hinüber und betete meinen Kopf auf seine nackte, muskulöse Brust.

Sanft strichen seine Finger mir einzelne Strähnen hinter mein Ohr. Ich musste zu geben das es sich so aushalten ließ, auf Cyrians Brust liegend, seine sanften Berührungen genießend und natürlich von Werwolf Drogen benebelt.

Als ich dieses Mal einschlief erwarteten mich keine Albträume. Ob das an dem Schmerzmittel lag, oder daran das Cyrian mir nun noch näher war wusste ich nicht, doch endlich konnte ich in eine entspannte Welt fliehen und alle meine Sorgen für einen kurzen Moment vergessen.

Fight, Love or DieWhere stories live. Discover now