XXXV

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Auch heute war Nervosität mein ständiger Begleiter. Alle Aufgaben des Tages verrichtete ich mit zitternden Händen. Die meisten Leute schoben es darauf, dass die Wahl zu Anführerin immer näher rückten.

Doch es war etwas anderes das mich so sehr verunsicherte.

Gestern Abend hatte ich Kate meinen Plan erklärt. Noch bevor sie mir hatte Antworten können war Thomas zurück gekehrt.

Das Abendessen war stiller als sonst verlaufen, doch sonst war alles normal gewesen. Joffrey hatte viel gesprochen, Nero viel geschwiegen. Ein kurzen Moment war es lauter am Tisch geworden, als Thomas herausgefunden hatte, das Nero die Schule geschwänzt hatte, doch dann war wieder eine schon fast erdrückende Stille über uns hereingebrochen.

Auch ich hatte kaum gesprochen, sondern Kate beobachtet. Ich konnte sehen wie sie innerlich kämpfte, unwissend ob sie es wagen sollte sich an meinem Plan zu beteiligen.

Das Abendessen war schon fast zu Ende gewesen, als Kate sich doch einmal zu Wort gemeldet hatte. "Schatz?" hatte sie meinen Bruder angesprochen. "Ihr habt doch morgen schon wieder eine Besprechung oder? Dann könnten ich und Alexandra uns ja schonmal gemeinsam das Abendessen kochen. Was möchtest du Essen?"

Obwohl die mit meinem Bruder gesprochen hatte, hatte sie die ganze Zeit mich angesehen. Ein kurzes, aber entschlossenes Nicken hatte ihren unauffälligen Satz unterstützt und mir klar gemacht, dass sie mir helfen würde.

So war es also kein Wunder, das mir alles was ich heut tat nur mit zittrigen Fingern gelang. Auch als ich gegen Nachmittag den Lebensmittelfeldern den Rücken kehrte und Richtung Kampfplatz lief, schien das nichts zu bringen.

Noch immer genoss ich das Gefühl ein Schwert in der Hand zu halten und die gewohnten Übungen halfen mir wenigstens ein bisschen zur Ruhe zu kommen, doch auch das konnte mich nicht gänzlich beruhigen.

Thomas würde heute wieder bei einer Besprechung sein und die Kinder übernachteten bei Freunden. Kate und ich würden also unsere Ruhe haben. Kurz hatte ich überlegt mich nun schon auf den Heimweg zu machen, doch ich wusste das Kate noch nicht da sein würde. Da die Produktion der Kräuter momentan schwächelte, wurden die Arbeiter dort den ganzen Tag benötigt.

Lieber blieb ich auf dem Kampffeld und übte, bevor ich die nächsten Stunde durch das Haus tigerte.

Dennoch hielt ich es nicht lange aus. Sobald die Sonne langsam begann hinter den Bergen zu verschwinden, trat ich den Heimweg an.

Mit zitternden Händen setzte ich Tee auf und wartete. Zu meiner Überraschung dauerte es nicht lange bis Kate endlich nach Hause kam. Sie war überraschend ruhig, als hätte sie ihre Entscheidung getroffen und wäre nun bereit alles dafür zu tun.

Erst war ich etwas besorgt, als ich merkte das sie keine Pflanze mit sich brachte, doch dann zog sie eine große hellblaue Blüte aus ihrem Ärmel.

"Balrin" erklärte sie mir leise, auch wenn es gar nicht nötig gewesen wäre. Ohne ein weiteres Wort begann sie Wasser aufzusetzen und die Blüte sauber zu zerlegen.

"Danke" murmelte ich leise. " Danke, dass du mir hilfst."

Sie nickte lächelnd und arbeitete still schweigend weiter. Ich wusste nicht, was ich tun sollte, also lehnte ich mich gegen die Küche und sah ihr einfach zu. Es dauerte tatsächlich nicht lange. Die klein geschnittenen Blütenteile warf sie gekonnt in den Topf, wie sie es sonst mit Kartoffeln tat. Das Wasser blubberte und färbte sich immer blauer.

"Es muss eindicken." erklärte Kate ruhig. "Dann müssen wir es nur noch ausdrücken. "

Etwa 10 Minuten ließen wir die Flüssigkeit vor sich hin blubbern, bevor Kate die nun dickere Pampe in ein Tuch füllte. Gekonnt drückte sie damit die Flüssigkeit aus dem Gebräu. Übrig blieb eine gelartige Substanz.

"Er muss es essen." erklärte Kate und füllte einen kleinen Teil der Mixtur in einen verschließbaren Becher.

"Und das wird sicher funktionieren?" skeptisch blickte ich zu Kate. Mir blieb zwar nun keine andere Wahl mehr als ihr zu vertrauen, dennoch beäugte ich das schwabbelige Zeug eher kritisch.

Kate nickte. Nervös begann sie nun in der Küche auf und ab zu tigern. Nach etwa 5 Minuten blieb sie plötzlich wieder stehen.

"Du musst jetzt gleich gehen." schrie sie mich schon fast an.

"Was? Ich komme unmöglich darein" erklärte ich verwirrt.

"Es ist die einzige Möglichkeit, nach der Besprechung werden sie sich bestimmt alle treffen und wieder ein bisschen was trinken. Da vernachlässigen sie immer die Wachposten. Doch das machen sie nur am Ende des Monats. Die nächsten Tage ist es zu spät." Kates stimme überschlug sich fast. Sie schien sich wirklich sicher zu sein.

"Na gut, ich kann ja einfach mal schauen, ob Wachen davor stehen." schlug ich leise vor, in der Hoffnung Kate würde sich so beruhigen.

Immerhin war es mir ja nicht verboten ein wenig draußen rumzulaufen, oder? Wenn ich Wachen sehen würde, könnte ich ja einfach wieder umdrehen.

Ungeduldig steckte Kate mir die kleine Dose mit dem Balrin entgegen. Ich ließ sie, genau wie Kate die Blüte, in meinem Ärmel verschwinden.

Langsam und möglichst unauffällig machte ich mich auf den Weg zum Eingang zu den Kerkern. Es war noch angenehm warm, auch wenn die Sonnen nun fast gänzlich verschwunden war. Der Himmel strahlte allerdings noch immer in einem schönen hellblau und ermöglichte es mir so, meine Umgebung problemlos war zu nehmen.

Hinter einem kleinem Baum blieb ich stehen und warf ein Blick zum Gang, der als einziger zu den Gefängnissen führte. Tatsächlich schien niemand davor zu stehen. Das musste aber nichts bedeuten. Manchmal, so hatte Thomas mir erzählt, liefen die Wachen ein paar Runden durch die Gänge um sich die Beine zu vertreten.

Ich wollte gerade los gehen und mich in den Tunnelschleichen, als ich ein leuchten sah. Wenige Sekunden später tauchte ein Mann am Eingang auf, in der Hand eine Fackel, und blieb davor stehen.

Genervt atmete ich aus. Das war es dann wohl mit meiner Chance. Meine Gedanken trifteten ab und ich überlegte ob ich den einen nicht überwältigen konnte. Nun war ich so weit gekommen und eigentlich nicht bereit noch länger zu warten.

Ein Geräusch hinter mir ließ mich aufhorchen, doch noch bevor ich mich umdrehen konnte, spürte ich einen plötzlichen Schmerz auf meinem Hinterkopf. Dann wurde alles Schwarz.

Fight, Love or DieWhere stories live. Discover now