XIX

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Ich löste meinen Blick von dem rothaarigen Fremden und fixierte stattdessen Cyrian. Es spiegelte sich weder Wut noch Ärger in seinen Augen. Nur blanke Ungläubigkeit. Ich konnte förmlich vor mir sehen wie sein Gehirn die Worte des anderen Wolfes erfasste und verarbeitete. Passend dazu veränderte sich nun doch seine Mimik.

Er war definitiv wütend. Seine kehle entwich ein dunkles Knurren, dass mich stark an das Knurren in der Arena erinnerte. Auf seine Stirn pochte eine kleine Ader und von Minuten zu Minuten schien sein Gesicht immer rötlicher zu werden.

Er fletschte die Zähne und zeigte so seine spitzen Eckzähne. Aus seinen Augen schienen Funken zu sprühen und Mordlust spiegelte sich in ihnen wieder.

Cyrians Reaktion ging auch an den anderen Wölfen nicht vorbei. Die meisten verließen das Haus, flohen nach draußen. Einige wenige blieben, machten sich aber ein ganzes Stück kleiner und senkten den Blick.

Ich wagte es kaum zu atmen. Die Anspannung und meine Nervosität stieg ins unermessliche.

Noch immer beobachtete ich Cyrian. Ich wartete darauf das er nach vorne trat, sich vor dem Fremden aufbaute und ihn anbrüllte. Doch das geschah nicht.

Ich hatte die wölfische Seite unterschätzt und Wölfe waren nicht dafür bekannt Dinge mit reden zu klären.

Im nächsten Moment peitschte Cyrian nach vorne. Ein Wimpernschlag später war er schon verschwunden und stattdessen stand ein silberner Wolf im Raum. Doch er bleib nicht lange stehen. Mit einem gewaltigen Sprung stürzte er sich auf den Störenfried. Doch dieser war nicht mehr da. Ein rostbrauner Wolf hatte den großen Menschen ersetzt und nahm es nun mit Cyrain auf.

Ich konnte der Sache kaum folgen. Meine Augen und mein Gehirn schienen nicht dafür ausgelegt zu sein die schnellen Bewegungen und die Verwandlung zu begreifen.

Das Geräusch von reißenden Fell und brechenden Knochen hallte durch das Haus. Erst jetzt merkte ich das ich angefangen hatte zu zittern und meine Hände auf meine Ohren drückte um die Geräusche abzudämpfen.

Die Wölfe kullerten sich über den Boden und hinterließen dabei rote Blutspuren.

Ich hätte Cyrian gerne geholfen, wollte wissen ob es ihm gut geht und von welchem der Beiden das Blut stammt, doch ich war klug genug mich nicht in einen Kampf zweier Wölfe einzumischen, auch wenn ich der Grund für den Kampf war.

Ich hielt es kaum in dem Zimmer aus. Nicht nur die widerlichen Geräusche und das Blut widerstrebte mir. Auch das Gefühlschaos in mir verstärkte das Verlangen zu verschwinden. Auf der einen Seite freute es mich das Cyrian mich verteidigte , doch hatte ich auch Angst das ihm etwas passieren könnte. Und genau dies Angst um ihn, die ich nicht leugnen konnte, machte alles noch schlimmer. Sie warf die ganzen Fragen wieder auf, wie ich zu Cyrian stand.

Irgendwann riss ich meinen Blick von den Wölfen los und ging langsam und Schritt für Schritt rückwärts bis ich endlich die Haustür erreichte und durch dieses das Haus verließ.

Ich schloss die Tür hinter mir und atmete erst einmal in ruhe durch. Die kalte Luft tat meiner Lunge gut und langsam beruhigte sich mein schnellschlagendes Herz.

Nach einiger Zeit setzte ich mich neben das Haus auf den Rasen und wartete. So oder so musste ich auf Cyrian warten und ich blieb lieber in der Nähe damit Cyrian sich keine Sorgen machte. Vielleicht blieb ich auch in der Nähe weil ich dem andere Wolf beweisen wollte dass ich nicht einfach wegrannte. Ich war noch nie sehr mutig gewesen, doch ein Feigling war ich auch nicht.

Noch immer drangen gedämpft die Kampfgeräusche an mein Ohr, doch es war auszuhalten. Meine Hände fuhren durch das saftige, dunkelgrüne Gras und ich begann aus Langeweile einzelne Grashalme herauszureißen.

Fight, Love or DieWhere stories live. Discover now