XXXVIII

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Cyrians Point of view

Die Sonne löste den Mond ab, kletterte den Himmel empor, nur um wieder durch den Mond abgelöst zu werden.

Tag vergingen. Wochen vergingen.

Jeder einzige Tag verging so schleppend langsam und eintönig.

Das Trommeln meiner Pfoten auf dem Waldboden, mein verzweifeltes, wütendes Heule und die Erkenntnis das ich sie auch an diesem Tag nicht finden würde.

Unsere gemeinsame Zeit war so kurz gewesen, zu kurz.

Und unsere Trennung nun schon so lange, zu lange.

Immer schwerer fiel es mir mich an alle ihre Details zu erinnern. Ihr Bild schien immer mehr zu verblassen. Wieder kam der Wunsch in mir auf ich hätte ein Foto von ihr oder wenigstens etwas woran ihr Geruch haftete.

Ich wusste ich würde zu Hause etwas finden, doch war ich nicht bereit umzukehren. Meine Pfoten trugen mich immer weiter und weiter. Durch Wälder und Gebirge über Wiesen und Steppen.

Ich blieb nicht stehen, sondern lief einfach weiter. Immer weiter und weiter. Manchmal kam ich an einem Punkt an dem sogar ich zu erschöpft war um einen weiteren Schritt zu gehen.

Erst dann ließ ich mich auf den Boden fallen und schlief. Meist nur ein paar Stunden, denn Träume von ihr rissen mich wieder in die Wirklichkeit.

Träume in denen sie Schmerzen litt, Träume in denen sie starb.

Die ersten Tage war ich allein unterwegs gewesen. War von Dorf zu Dorf gejagt und hatte unwissende Menschen befragt.

Doch nun hatte ich eingesehen, dass niemand hier meine Mate gesehen hatte, also lief ich nur noch.

Meine menschliche Gestalt rückte immer weiter in den Hintergrund. Ich war mehr Wolf geworden als alles andere. Meine Nahrung bestand aus rohem Fleisch von Rehen oder Hirschen die meinen Weg kreuzten.

Hinter mir spürte ich die mir Bekannte Präsenz meiner Wölfe. Sie hielten Abstand, sie hatten Angst vor mir. Doch das war mir egal. Vor wenigen Monaten noch, hätte ich alles getan um ihre Angst zu vertreiben, doch nun schien es so irrelevant.

Je weiter ich lief um so mehr Wölfe hatten sich mir angeschlossen. Wütend über den Verlust ihrer Luna und besorgt um mich.

Ich wusste nicht wer genau gerade mein Königreich lenkte, doch hatte ich keine Kopf mir darüber Gedanken zu machen.

Ich konnte an nichts anderes mehr denken als sie.

Selbst die Wölfe die sich mir nicht angeschlossen hatten suchten nach meiner Mate. Eigentlich war es völlig unmöglich das wir sie nicht gefunden hatten. Jeder Zentimeter meines Gebiets war abgesucht wurden.

Die wenigen Informationen die ich mit meinem Rudel austauschte erfolgten über Gedankenübertragung. Ich hatte schon so viele Tage nicht mehr gesprochen, dass ich nicht sicher war ob überhaupt ein Ton aus meinem Mund kommen würde, wenn ich etwas sagen würde.

Doch heulen konnte ich noch. Und das war auch der einzige Ton der mein Maul verließ. Es war eine Drohung.

Jeden der auch nur ansatzweiße mit der Entführung meiner Mate zu tun hatte, würde einen langsamen qualvollen Tod erleiden.

Ein Knacken ertönte. Verwirrt blickte ich mich um, unwissend woher das plötzliche Geräusch gekommen war. Doch selbst als ich stehen geblieben war, konnte ich die Quelle nicht finden.

Missbilligten legte ich die Ohren an. Wieder ein Knacken gefolgt von einem Rauschen.

Das kam nicht von meinem Umfeld, das war eindeutig in meinem Kopf. Ich warf ein Blick über meine Schulter. Einige Wölfe hatten nun zu mir aufgeschlossen, da ich noch immer auf der selben Stelle stand.

Ein Blick in ihre Gesichter zeigte mir, dass sie es auch hörten.

"Cyrian?" schwach hallte mein Name in meinem eigenem Kopf wieder.

"Wer bist du? Was soll das?" war meine knurrende Antwort. Nur die Wölfe eines Rudels konnten über Gedankenübertragung kommunizieren. Wenn die Stimme so schwach war, konnte das nur jemand sein, der zwar mal zum Rudel gehört hatte, es nun aber nicht mehr tut. Ein Ausgestoßener, ein Verbannter.

"Pike" kam die leise Antwort. Ein Knurren ertönte. Ich brauchte einen Moment um zu merken, dass es mein Knurren war.

Ich setzte schon an ihn zu beschimpfen, immerhin war er verbannt wurden und unterbrach meine Suche, doch seine nächsten Worte ließen mich inne halten.

"Es war Alexandras Idee so mit dir zu kommunizieren."

Stille.

Nur langsam sickerte die Erkenntnis in meinen Kopf.

Sie lebte, Pike wusste wo sie war, ich würde sie finden.

"Wo ist sie?" fauchte ich, als Pike nicht weiter sprach. Hatte er sie entführt? Wollte er mich nun erpressen? Aber wieso war es das Alex Idee gewesen?

"Bevor ich dir das sage, muss ich dir erklären was hier vor sich geht. Die - " setzte Pike an, doch ich unterbrach ihn.

"Es Interessiert mich nicht was vor sich geht, wo zur Hölle ist sie? Wie geht es ihr? Antworte mir gefälligst!"

"Sie lebt, es geht ihr gut. Aber wenn du nun los stürmst um sie zu retten, wirst du dabei vermutlich sterben oder viele unschuldige töten. Sie benutzen Kräuter und Pflanzen um uns zu schwächen. Sie lassen es so aussehen als wären sie ein Wolfsrudel, aber in Wahrheit sind es Menschen. Sie haben überall Fallen, Wolfsfallen. Glaub mir Cyrian, diese Menschen sind gefährlich.

Die Wölfe hier werden gegen ihren Willen festgehalten. Sie haben unsere Mates und erpressen uns mir ihnen. Hast du das Verstanden Cyrian? Du darfst sie nicht alle töten! Nicht alle der Menschen sind schlecht, manche haben mir geholfen und nur so konnte ich dich erreichen und die sagen wo Alexandra ist. "

"Noch hast du mir nicht gesagt wo sie ist." keifte ich halbherzig zurück. Ich musste noch verarbeiten was ich gerade gehört hatte. Menschen, aber sie hatten Erfahrung mit dem Kampf gegen Wölfe.

Plötzlich wurde mir klar, das ich falsch lag. Pike hatte mir schon gesagt wo Alexandra war. Hellsbrook. Der kleine Fleck außerhalb meiner Grenze mit dem rebellischem Wolfsrudel, dass es immer geschafft hatte mich und meine Truppen zu überlisten.

Ich hatte Alexandra nicht dort vermutet, da ich den Geruch des Entführers als menschlich erkannt hatte und damit das rebellische Wolfsrudel ausgeschlossen hatte.

Automatisch setzte ich mich wieder in Bewegung in Richtung Hellsbrook.

"Ich bin auf dem Weg" teilte ich Pike mit.

"Cyrian, bitte, sei vorsichtig und töte sie nicht alle. Nicht alle dort sind schlecht. Du musst zumindest die Mates und Kinder am leben lassen. Sie sind unschuldig und können nichts dafür." beteuerte Pike noch einmal.

Ich trennte die Verbindung zwischen uns, nach dem ich noch einen letzten Satz zu ihm geschickt hatte.

"Ich bin der Alpha, ich muss gar nichts!"


Dadadadaaa. Wir nähern uns dem großen Finale liebe Leserinnen und Leser.

Das war ein verdammt schwer zu schreibendes Kapitel, weil Cyrian so lange nicht in der Geschichte aufgetaucht ist. Aber jetzt ist er wieder da, wütend, und auf dem Weg zu Alex.

Was für ein Ende wünscht ihr euch eigentlich für das Buch? Seit ihr eher so der Happy End Freund? Offenes Ende? Oder Dramatisch?

Ich habe ja schon eine Vorstellung davon wie es endet, bin mir aber noch nicht 100% sicher ob ich das so durchziehe.

Jedenfalls hoffe ich es hat euch wieder gefallen und wir lesen uns bald wieder

Phlolli

Fight, Love or DieWhere stories live. Discover now