XVIII

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Nervös zupfte ich an meinem neuen dunkelblauen Pullover während ich mich gleichzeitig über meine Nervosität aufregte. Ich sollte nicht nervös sein. Eigentlich sollte es mir vollkommen egal sein, was Cyrians Rudel von mir dachte. Sie waren Wölfe. Auch wenn ich nun verstand wie schrecklich es ihnen unter den Menschen ergangen war, sah ich es nicht ein, dass sie die selben Fehlern wiederholten. Es war nicht fair die jüngere Generation der Menschen zu versklaven und auszulöschen nur weil die ältere Generation gravierende Fehler begangen hatte. Folglich war der Wolf noch immer der Feind. Also sollte ich wenn schon Angst vor ihnen haben und nicht davor wie sie mich finden würden.

Doch leider war das zweite der Fall. Seit Cyrian mir mitgeteilt hatte das wir nach dem Einkauf zu seinem Rudel fahren würden, machte ich mir darüber Gedanken was sie von mir halten würde. Ich war ein einfacher Mensch, noch wenige Tage zuvor hätten sie mich nicht einmal beachtete wenn ich sterbend in einer Gasse gelegen hätte und nun sollte ich ihre Königin werde? Ich glaubte nicht dass sie das so einfach akzeptieren würden.

Überraschenderweise schien Cyrian dass ganz anders zu sehen. Seit ich zugesagt hatte das Rudel kennenzulernen war er in fast schon euphorischer Stimmung. In dem einen Laden hatte er sogar angefangen fröhlich vor sich hinzupfeifen. Ich kannte Cyrian zwar noch nicht lange, doch ich war mir ziemlich sicher dass er nicht der Typ Mensch oder Wolf war, der freundlich durch die Straßen schlenderte.

" Wir sind gleich da." teilte mir Cyrian in diesem Moment mit und katapultierte mich damit zurück in die Realität.

Ich nickte nur und begann wieder an meinem Pullover herumzuziehen. Nach wenigen Sekunden hielt mich eine warme Hand davon ab, indem sie meine Hand umklammerte.

"Hey, du musst nicht nervös sein." ermutigend lächelte Cyrian mich an. " Sie werden es gar nicht wagen unfreundlich zu dir zu sein. "

Zweifelnd sah ich Cyrian an.

Da ich nun keine Möglichkeit mehr hatte an meinen Klamotten herum zu zupfen begann ich unbemerkt an meiner Lippe zu kauen.

" Lass das." knurrte Cyrian schon fast. Mir viel auf das er verdammt oft knurrte.

Fragend blickte ich ihn an. " Was?"

Seine Augen waren einige Nuancen dunkler geworden und das schimmernde Silber glich nun einem dunkelgrauen Sturm der mich fast noch mehr in den Bann zog.

Er ließ meine Hand los um mit seinem Daumen sanft über meine Lippen zu streichen. Ein angenehmes Prickeln fuhr durch meinen ganzen Körper.

Schon fast wie hypnotisiert starrte Cyrian nun auf meine Lippen. Sein Kopf hatte er leicht nach recht gelegt und einen verträumter Blick spiegelte sich in seinem Gesicht.

Ich war überrascht wie facettenreich Cyrians Charakter war.

Manchmal wirkte er wie ein kleiner Junge, unschuldig und liebenswert.

Manchmal wie der Alpha, der er ja auch war, bedrohlich und dominant.

Und manchmal wie ein ganz normaler Mann, freundlich und offen.

Er hatte so viele Seiten an sich und ich wollte sie alle bis ins kleinste Detail kennenlernen.

"Woran denkst du nun schon wieder, Schönheit?" auch während er sprach riss er seinen Blick nicht von meinem Lippen los.

" Woran denkst du?" stellte ich die Gegenfrage.

Nun war ich es, die ihn aus seiner Traumwelt gerissen hatte.

Er fixierte wieder die Straße und einen kurzen Moment herrschte Stille.

"An dich. Immer nur an dich." beantwortete er meine Frage.

Ich sagte nichts mehr, denn meine rotglühenden Wangen waren vermutlich Antwort genug und ich hatte am Horizont ein Gebäude ausmachen können.

Das Rudelhaus.

Wie passierten ein großes Eisentor und parken direkt vor dem großen Backsteingebäude. Cyrian stieg zuerst aus und öffnete mir wie immer die Autotür.

Mit offenem Mund bestaunte ich das Gebäude. An den Backsteinen wuchsen große Efeuranken und auch um das Haus herum wucherten alle Arten von Pflanzen.

Ich hatte es mir irgendwie anders vorgestellt. Entweder dunkel und düster oder ein großes, modernes Bürogebäude. Das Haus hier wirkte freundlich, warm und irgendwie romantisch.

"Nicht das was du erwartet hattest." stellte Cyrian mit einem Blick auf mein Gesicht fest.

"Nicht das was ich erwartet hatte." echote ich. " Es ist unglaublich."

"Na los komm, sie stehen schon alle hinter der Tür und warten" Cyrian platzierte seine Hand auf meinem Rücken und schob mich voran.

Kurz vor der Tür blieb er dann aber doch noch einmal stehen.

"Ach ja, eins noch." erklärte er. Bevor ich ihn fragen konnte was er meinte, wurde ich schon an seine Brust gedrückt.

"Viel zu viele Wölfe da drinnen, dann musst du wenigstens nach mir riechen damit sie gleich wissen wer du bist." murmelte er in mein Ohr.

Dann entließ er mich wieder aus seinen beschützenden Armen, ließ aber einen noch immer um meine Taille und drückte mich an sich.

Mit seinem anderen Arm öffnete er die Tür und gemeinsam betraten wir das Haus. Cyrian hatte recht gehabt in der Eingangshalle standen tatsächlich um die 50 Leute und starrten mich an.

In dem meisten Gesichtern spiegelte sich Neugierde, Freundlichkeit und sogar Begeisterung. 

" Dürfte ich vorstellen eure Königin und Luna Alexandra. " Cyrian entschied sich dafür das Wort zukünftig einfach aus seinem Satz zu streichen, denn noch war ich ja eigentlich keine Königin.

Es war das erste Mal das Cyrian meinen ganzen Namen aussprach. Ich wusste nicht wie er es machte, aber irgendwie schaffte er es einen ganz normalen Namen besonders und edel auszusprechen.

Jubel ertönte. Ich hätte niemals gedacht das so wenige Leute so eine unglaubliche Lautstärke auslösen konnten. Doch die Wölfe schafften es so laut zu grölen, dass ich das Gefühl hatte gleich würde die Decke über mir einstürzen.

Doch es gefiel mir. Die Stimmung im raum gefiel mir. Es zeigte mir dass sie sich wirklich und ehrlich darüber freuten dass ich da war. Doch plötzlich ebbte der Geräuschpegel ab.

Ein Mann trat durch eine der hinteren Türen und war offensichtlich der Grund für den Stimmungswandel.

"Das ist doch nicht dein ernst Alpha oder?"  seine Stimme war dunkel und rauchig. " Sie ist ja noch nicht einmal markiert. Machst du dir keine Sorgen dass du sie dann ganz verlierst, wenn sie dass nächste Mal abhaut ?!" ein spöttisches Lachen drang aus seiner Kehle und nun gefiel mir die Stimmung im Raum ganz und gar nicht.

Es war totenstill.


Heyho, heute hab ich tatsächlich noch ein Kapitel geschafft, obwohl ich erst vor ca. einer Stunde Schule aus hatte. Ich wollte mich nochmal bei euch allen bedanken. Es ist unglaublich wie viele Votes, Kommentare und Follower ich bekomme. Ich freue mich über jede Rückmeldung und dass das Buch anscheinend so gut ankommt. Ich hoffe auch dass euch das Kapitel gefällt und ihr euch schon auf das nächste freut.

Dann wünsche ich euch allen noch einen schönen restlichen Dienstag und hoffe man ließt sich bald wieder.

Phlolli

Fight, Love or DieWhere stories live. Discover now