XXXIV

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Balrin. 

Der Name der Pflanze hatte sich in mein Gedächtnis gebrannt. Ich erwischte mich selbst dabei wie ich den Namen der Pflanze immer wieder murmelte. 

Im Grunde genommen war mein Plan recht einfach. Ich musste die Pflanze nur richtig zu bereiten und einem Wolf geben. Dieser konnte dann Cyrian informieren. 

Doch der Plan hatte ganz schön viele Haken. Wie sollte ich an Balrin ran kommen? Wie musste man es zubereiten? Welchem Wolf sollte ich es geben? Und wie sollte ich überhaupt in die Nähe der Wölfe kommen? 

Die Antworten auf die Fragen waren leicht gefunden. Kate. 

Sie arbeitete bei den Pflanzen, sicher könnte sie welche besorgen und wüsste auch wie man sie zubereiten müsse. 

Doch konnte ich ihr vertrauen? 

Es gefiel mir ganz und gar nicht, dass mein Plan so sehr von einer anderen Person abhing. Ich kannte Kate kaum. Die Hoffnung sie würde mir helfen beruhte allein darauf, dass ich den Schmerz in ihren Augen gesehen hatte und wusste das sie unter der Situation mit ihrem Mate litt. Doch würde das reichen? 

Das Risiko war gewaltig. Sie könnte es Thomas sagen oder noch schlimmer einem der anderen Ratsmitglieder. 

Und selbst wenn sie es machen würde, war da immer noch der Wolf den ich bräuchte. Selbstverständlich kam mir zu aller erst Pike in den Sinn. Er war der einzige Wolf den ich wenigstens ein wenig kannte. Andererseits konnte er mich nicht ausstehen und war, so weit ich wusste, von Cyrian verbannt wurden. Würde er ihn dennoch kontaktieren? Ging das überhaupt, nach dem er nicht mehr zu Cyrians Rudel gehörte? 

Wieder einmal wurde mir bewusst wie wenig ich doch von den Wölfen wusste. Ihre Gesetze, ihre Fähigkeiten, ihre Lebensweise. Alles war mir fremd. 

Der Tag verging schleppend und die meiste Zeit bekam ich gar nicht mit was um mich herum passierte. Konnte ich Kate und Pike vertrauen? 

Immer wieder schwirrte diese Frage durch meinen Kopf und ich wusste das ich sie niemals würde beantworten können. 

Die einzig andere Möglichkeit wäre weiter zu warten. Möglichweiße würde ich ja Anführerin werden. Dann hätte ich sicher zutritt zu allen Bereichen. Doch dann würde sich mein Plan in die länge ziehen. Selbst wenn die Wahl in etwa einer Woche zu meinen Gunsten ausfällt, könnte ich kaum gleich nachfragen wie man Balrin zubereitet ohne Aufmerksamkeit auf mich zu ziehen. 

Und dann sofort damit in die Gefangenenzellen? Keine Chance. Die Dorfbewohner würde mir die Kehle durchschneiden bevor ich überhaupt die Zellen erreicht hätte. 

Außerdem setzte dieser Plan vor raus das ich gewählt werden würde.  Was wenn nicht? Dann hätte ich meine Chance auf Leben, und damit auf ein Leben mit Cyrian, einfach so verstreichen lassen. 

Mein seufzen zerschnitt theatralisch die Stille im Haus. 

"Alles in Ordnung bei dir?" bernsteinfarbene Augen mustern mich nachdenklich. 

"Jaja alles bestens, danke." murmle ich nach ein paar Sekunden. 

Ich hatte Kate gar nicht bemerkt so sehr war ich in meine Gedanken vertieft gewesen. Kate nickte mir lächelnd zu. 

Noch immer erreichte das Lächeln ihre Augen nicht. Sie schien immer dünner zu werden und ihre blasse Haut ließ sie kränklich wirken. 

"Ist bei dir alles in Ordnung?" fragte ich leise, nach dem ich mich umgesehen hatte und sicher war das sich Niemand in Hörweite befand. 

Kate erstarrte. Ihre Augen fuhren nervös durch den Raum, doch genau wie ich stellte sie fest das wir allein waren. 

Ich musterte Kate weiter. Es war keine gefährliche Frage gewesen und verriet nichts über das Geheimnis, dass sie mir anvertraut hatte. Dennoch brachte diese kleine Frage sie so aus der Fassung. 

Ich konnte mir kaum vorstellen was in ihr Vorging. Sie war sicher mit dem Hass gegen die Wölfe aufgewachsen. Nun lebte sie in der Gemeinschaft, die Wölfe voll und ganz verachtete. 

Sie hatte geheiratet, eine Familie gegründet. Doch dieses Mate-Band hatte alles zerstört. Hatte sie zerstört. Chaos über ihr Herz und ihren Verstand gebracht. 

Mir wurde bewusst das diese Frau vermutlich in ihrem Leben mehr gelitten hatte als ich. 

"hey" versuchte ich sie zu beruhigen, wusste aber nicht was ich sagen sollte. 

"Ich" fing ich an, ahnungslos wie man in solchen Situationen mit anderen sprach. Trösten war keine Anforderung im Trainingslager gewesen. "Es tut mir leid, ich wollte dich nicht erschrecken" flüsterte ich dann einfach. 

Zu meiner Überraschung schien sie sich zu beruhigen. "Schon gut, mir geht es gut, mir ist nur heute etwas komisch, du hast mich nicht erschreckt." erklärte Kate, vermied aber Augenkontakt. 

Wir beide wussten das sie log. 

"Sind wir allein?" nahm ich das Gespräch wieder auf. 

"Ja, Thomas ist in einer Besprechung und die Kinder noch in der Schule." Kate atmete auf und der milchige Schleier der kurz über ihre Augen gehuscht war verschwand wieder. 

"Ich sollte auf eine normale Frage wohl nicht so übertrieben reagieren." fügte sie noch hinzu. "Entschuldige, vielleicht bin ich doch etwas ..." sie schien einen Moment nach dem richtigen Wort zu suchen "... angespannt" 

"Kann ich etwas mit dir besprechen?" fragte ich, noch immer flüsternd. Auch wenn wir allein waren, hatte ich zu große Angst es laut zu besprechen. 

Überrascht von meiner Frage nickte sie. Ich konnte in ihrem Gesicht erkennen, dass sie wusste das es nicht um ein normales Gespräch ging, wie wir sie sonst führten. 

Kate schluckte einmal, setzte sich dann aber mir gegenüber. Ich saß an einem kleinen Tisch nahe der Küche und konnte ihr nun da wir uns gegenüber saßen noch besser in die Augen schauen, und vor allem leiser sprechen. 

"Ich habe einen Plan und ich brauche deine Hilfe." 


Fight, Love or DieWhere stories live. Discover now