XXI

22.3K 1K 62
                                    


"Aufstehen meine Schöne, es gibt Frühstück." weckte mich Cyrians Stimme mit den selben Worten wie gestern und vorgestern. 

"Morgen" murmelte ich schläfrig in mein Kissen. Ich hatte entdeckt das ich tatsächlich eine Langschläferin war, wenn ich meinen früheren Schlafrhythmus abgeschaltet hatte. Mir war zuvor nie klar gewesen was für ein fantastisches Gefühl es ist auszuschlafen. Doch leider hatte das Leben bei Cyrian auch seine Schattenseiten. 

Natürlich gefiel es mir das ich jeder Zeit genug und auch leckeres Essen zu Verfügung hatte und auch der entfall der ganzen Trainingsstunden war mehr als nur angenehm, dennoch fehlte mir einiges. Allem voran die Bewegung. Die letzten drei Tage hatte ich nur damit verbracht zwischen dem Speisezimmer,  dem Schlafzimmer und der Bücherei umher zu pendeln. Früher war ich ausgelaugt und müde ins Bett gefallen, doch nun war ich bis spät in der Nacht wach, weil ich einfach noch zu viel Energie übrig hatte. 

Doch was mich fast noch mehr störte, war die Tatsache das ich keine richtige Aufgabe hatte. Ich wollte irgendetwas anstreben, so wie ich es gewöhnt war. Ich hatte trainiert um den nächsten Kampf zu trainieren und nun lebte ich nur noch vor mich hin. Noch war das auszuhalten, denn es war ja noch nicht lange so, aber ich wusste auf Dauer würde mich der goldene Käfig, indem ich gefangen war, erdrücken. 

Noch immer müde erhob ich mich aus dem Bett und begann mit meinem Morgenritual. Frisch angezogen machte ich mich dann auf dem Weg in das Speisezimmer. 

Die Spannung zwischen mir und Cyrian war eigenartig. Noch immer lag da diese unglaubliche Anziehungskraft zwischen uns und mir war aufgefallen das er scheinbar extrem dagegen ankämpfen musste. Dennoch schien er mir in den letzten Tagen seltsam reserviert als würde er mir etwas verheimlichen oder sich für etwas schämen. 

Wir sprachen auch wenig mit einander. Die meiste Zeit zusammen verbrachten wir entweder beim Essen oder in der Bücherei. Doch wir Sprachen fast nie. 

Dennoch hatte ich ihn besser kennenlernen können. Ich hatte festgestellt das er fast nichts Süßes aß und extrem viel Fleisch verzehrte. Er trank fast nur Wasser, Bier oder Wein. Er bevorzugte , zu meiner Überraschung, alte Liebesromane. 

Es waren nur Kleinigkeiten die ich nur durch das Beobachten feststellte, doch ich freute mich irgendwie über jede dieser Kleinigkeiten. 

Doch heute war es anders. Ich hatte beschlossen das eiserne Schweigen, das grundlos herrschte, zu brechen. 

Ich musste all meinen Mut sammeln um die Frage zustellen, denn es viel mir schwer die Atmosphäre zwischen uns einzuschätzen und ich hatte keine Ahnung wie er reagieren würde. 

"Cyrian?" fragte ich zögerlich. Sofort löste er seinen Blick von seinem Teller und strahlte mich mit diesen unglaublichen Augen an. " Können wir heute irgendetwas draußen unternehmen? " 

Der Tag war wunderschön, die Sonne strahlte am Himmel auf die Stadt herab und der Himmel war schon fast übernatürlich blau. Ich wollte so gerne die Sonnenstrahlen auf meiner Haut spüren, den frischen Wind genießen und mich vor allem etwas bewegen. Es war mir relativ egal was wir tun würden, doch ich musste endlich aus diesem Haus raus, zumindest für ein paar Stunden. 

Doch Cyrian schüttelte energisch den Kopf. "Nein." erwiderte er " Tut mir leid." 

"Wieso? " fragend und etwas trotzig fixierte ich Cyrian. In den letzten Tagen hatte er mich angeschwiegen und jetzt wollte er mir nicht den einen kleinen Gefallen tun? Was war in den letzten Tagen passiert? Was war aus dem : '' Ich erfülle dir jeden Wunsch" - Ding geworden? 

" Es ist gefährlich. Unser Ausflug zum Rudel macht seine Runde und es sind auch schon Bilder von dir im ganzen Internet zu finden. Jeder weiß wer du bist und wie du aussiehst." erklärte er mir, hielt seinen Blick aber gesengt. 

"Aber das wird sich nie wieder ändern. Sie werden mein Gesicht nicht vergessen oder wer ich bin und ich kann nicht ewig hier drinnen bleiben und mich verstecken."

Cyrain erwiderte nichts mehr, aber er hatte kurz aufgeblickt und in seinen Augen hatte sich genau das gespiegelt, was ich befürchtete hatte. Er hatte nicht vor mich al zu oft hier heraus zu lassen. 

Wütend schnaubte ich. "Was ist aus dem: Ich erfülle dir jeden Wunsch und mache dich glücklich - Zeug geworden? " maulte ich ihn an. 

"Die Voraussetzung dafür ist das du in Sicherheit bist und das bist du dort draußen nicht!" auch Cyrians Stimme wurde lauter.

"Aber hier doch auch nicht. Man ist nirgendwo zu hundert Prozent sicher. Das ist doch nur eine lahme Ausrede ! Was ist momentan überhaupt los mit dir?!" fauchte ich ihn nun an. 

Ich erwartete das er mich nun auch anbrüllte, das er wütend wurde, so wie das letzte Mal als wir uns gestritten haben. Doch er fuhr sich nur wieder mit einer Hand durch die Haare und senkte den Blick. 

Ich erhob mich und ging um den Tisch herum. Vorsichtig griff ich nach seiner Hand und blickte ihn an, bis auch seine Augen wieder die meinen fanden. 

"Cyrian was ist los mit dir?" 

Eine angespannte Stille breitete sich wieder aus und ich konnte deutlich sehen wie Cyrian mit sich kämpfte und überlegte was er mir sagen sollte. Letztendlich gab er den Widerstand auf. 

"Sei nicht so wütend auf mich okay?" seine Stimme war traurig und belegt. 

"Ich hatte sie schon weggelegt und wollte eigentlich gar nicht rein schauen. Ich wollte es dir wirklich sagen." 

" Was meinst du?" fragte ich kritisch. Was hatte er schon weggelegt und wo wollte er nicht hineinschauen? Was wollt er mir sagen? 

"Ich habe die Akte über deinen Bruder bekommen." 

Ich ließ seine Hände los. Fassungslos über die Neuigkeit wich ich einige Schritt zurück. 

Schuldig und verletzt sah Cyrian zu mir auf. " Und ich habe sie gelesen. Es tut mir so leid." 

Zitternd sah ich Cyrian. 

"Gib sie mir." meine Stimme war überraschend fest. 

Cyrian nickte niedergeschlagen, bevor aufstand und das Zimmer verließ um die Akte zu holen. Ich blieb zurück, geschockt, ängstlich und vollkommen überwältigt von all den undefinierbare Gefühlen die mir die Luft nahmen. 


Fight, Love or DieWo Geschichten leben. Entdecke jetzt