Kapitel 1: Die Unbekannten

369 10 2
                                    

Langsam schlendere ich durch die dunkle Straße. Die nach und nach auftretenden Straßenlaternen erfüllen die Nacht mit etwas Licht. Den Blick auf den Boden gerichtet seufze ich leicht. Ich ziehe meine schwarze Bomberjacke zu und richte meine Kapuze. Mein Schritt verschnellert sich langsam und ich merke wie der Druck in mir stetig sinkt. Immer wieder atme ich tief durch. Wie oft ich das jetzt schon getan habe, nur weil ich es zu Hause nicht aushalte. Allein mit 19 noch zu Hause zu wohnen ist ziemlich erbärmlich, aber mir bleibt nichts anderes übrig. Ich bin schließlich gerade mitten im Studium und hatte kein Geld.
Nach einer Weile richte ich meinen Blick wieder auf und sehe mich um. Ich bin schon oft durch die Straßen gelaufen und kenne mich dementsprechend in der Stadt aus. Dennoch muss ich zugeben, dass ich mir gerade ziemlich unsicher bin wo ich war. Ein kalter Windzug streift mich und eine Gänsehaut zieht sich über meinen Körper. Es ist komplett still. Ich bleibe stehen und schaue mich um, als plötzlich laute Stimmen zu hören sind. Sie kommen direkt auf mich zu. Leichte Panik steigt in mir auf. Ich balle meine Hände leicht und laufe in eine kleine Gasse, in der Hoffnung das die unbekannte Gruppe mich nicht gesehen hat. An die Steinwand gelehnt, zittere ich leicht und atme schwer. Innerlich male ich mir schon aus was passiert, wenn sie mich finden sollten. Ich sehe schon die Schlagzeilen in der Zeitung. „19 jährige Studentin auf tragischer Weise verunglückt!" Oder „Jugendliche ließen ihre Wut an einem Mädchen aus!"
Die Stimmen kommen immer nähher. Vorsichtig blicke ich auf die Straße. Es waren 4 Jungs. Alle dunkel gekleidet und am rauchen. Sie waren alle relativ dünn und groß. Ich verstehe nur einzelne Wörter von dem, was sie Sprachen. „Stoff.. übermitteln.." kommt es von einen, der eine sehr tiefe Stimme hat. „Boss.. Gewinn.." sagt der andere. Ich versuche die Wörter in meinem Kopf zusammen zu setzen, während sie langsam vorbei ziehen. Ich bleibe noch eine Weile stehen und verlasse dann die Gasse. Danach gehe ich in die entgegengesetzte Richtung von der Gruppe. In meinem Kopf befindet sich nun ein größeres Wirr Warr als vorher schon. Theoretisch sollte es mich nicht interessieren worüber sie geredet haben, aber dennoch siegt meine Neugier. Was könnten sie damit gemeint haben?

Ich schließe leise die Tür auf und schleiche in mein Zimmer. Nachdem ich die Tür geschlossen habe lasse ich mich auf mein Bett nieder. Mir sind auf dem Weg einige Theorien zu den Jungs eingefallen. Die plausibelste ist das sie wahrscheinlich Zigaretten oder sowas verticken. Ihr Boss ist wahrscheinlich der Typ, der ihn diese besorgt.
Langsam merke ich, wie das Adrenalin meinen Körper verlässt. Ich schaue an meine Zimmerdecke und spüre wie meine Augen langsam zu fallen.

Durch ein lautes klopfen an meiner Tür öffne ich langsam die Augen. „Was?" Rufe ich genervt. „Unsere Eltern sind arbeiten. Ich will Pizza bestellen, willst du auch?" Fragt mein Bruder. Ich murre leicht und streiche über meine Augen. „Das nehm ich mal als Ja!" Sagt er und ich höre wie er wieder verschwindet.
Ist das sein ernst? Er weckt mich wegen Pizza?! Ich setze mich hin und strecke mich. Gähnend streiche ich mir durch die Haare, als mein Bauch plötzlich knurrt. Vielleicht ist Pizza ja doch nicht so schlecht.
Ich muss leicht lächeln und stehe auf. Liam ist mein Bruder. Er ist ein Jahr jünger als ich, verhält sich meistens meiner Meinung nach nicht danach. Er wohnt auch noch bei unseren Eltern, ist aber oft nicht zu Hause. Was genau er so treibt weiß ich nicht. Ich hab mal versucht ihn darüber aus zu fragen. Er hat daraufhin, aber nur gesagt, dass er sich mit Freunden treffe und arbeite.
Ich schnappe mir aus meinen Schrank eine Jogginghose und ein leicht bauchfreies Shirt, um dann damit im Bad zu verschwinden. Ich ziehe mich um und kämme meine Haare. Sie sind braun und gehen bis zu meiner Brust. Nachdem das erledigt war entferne ich mein restliches Make-up von gestern und putze meine Zähne. Zum erneuten Schminken bin ich eindeutig zu faul.
Gerade als ich das Badezimmer verlasse klingelt es an der Tür. Grinsend und mit Vorfreude auf meine Pizza öffne ich diese. Vor mir stand ein Junge mit Sonnenbrille. Er war ein Kopf größer, als ich und hatte perfekt gestylte Haare. Er grinst mich an und beginnt zu reden. „Ich bin wohl nicht die Person, die du erwartest hast." Ich schüttel leicht den Kopf. „Insofern du keine Pizza dabei hast, nein." Antworte ich. Irgendwas an ihm kommt mir so unglaublich bekannt vor.
Die Tür meines Bruders öffnet sich und er schaut hinaus. „Oh Johnny komm rein." Er grinst und ich schau zwischen den beiden her. Langsam schreite ich einen Schritt zur Seite, damit er die Wohnung betreten kann. Gesagt, getan. Er lächelt mich noch einmal an, um dann ins Zimmer meines Bruders zu verschwinden. Johnny also.. Sagt mir nichts. Doch wieso kommt er mir dann so bekannt vor?
Seufzend schließe ich die Tür wieder und setze mich in mein Zimmer. Ich grübele eine Weile, bis ich schließlich aufgebe. Es klingelte erneut, doch diesmal lasse ich meinen Bruder gehen. Es könnte ja schließlich wieder einer seiner Freunde sein.
Kurz nachdem öffnet sich meine Tür und er hält mir einen Pizzakarton entgegen. Ich stehe grinsend auf und nehme ihn an. „Guten Hunger!" Sagt er und geht aus mein Zimmer. „Danke dir auch!" Rufe ich und öffne den Karton. Ich stelle ihn ab und nehme das erste Stück heraus. Genüsslich beiße ich ab. Die Tür meines Bruders öffnet sich wieder. „Ich komm dann in einer Woche nochmal." Kommt es von Johnny. „Okay und überliefer es bitte gut!" Antwortet mein Bruder. 'Überliefere es bitte gut'? Sofort schießt ein Bild von gestern Nacht wieder durch meinen Kopf. Die Stimme von Johnny ist eindeutig die von einem der Typen. Ich schlucke leicht. Wieso ist mir das nicht vorher aufgefallen? Die Haustür und die meines Bruders schließen sich wieder. Was genau soll er denn übermitteln? Wieder steigt die Neugier in mir auf.

Nachdem ich meine Pizza auf habe, klopfe ich bei meinem Bruder. „Was gibt's?" Kommt es von ihm. Ich betrete das Zimmer und lehne mich leicht an seinen Schrank. „Woher kennst du diesen Johnny eigentlich?" Frage ich leicht skeptisch. Er zieht eine Augenbraue hoch und setzt sich auf. „Aus der Schule von damals, warum?" Fragt er und streicht sich eine blonde Strähne aus dem Gesicht. Er schaut mich fragend mit seinen blauen Augen an. „Ach nur so.. Weshalb war er denn so kurz hier?" Frage ich weiter. Er seufzt und schüttelt seinen Kopf. „Wenn du nichts wichtiges willst, geh wieder. Ich hab noch was zu erledigen." So leicht lass ich mich nicht abservieren. „Musst du auch was überliefern?" Frage ich jetzt provokant. Er stockt leicht und schüttelt dann den Kopf. „Ich hab keine Ahnung wovon du redest." Mit diesen Worten schiebt er mich aus seinen Zimmer und schließt die Tür vor meinen Augen.
Das war wohl nichts.

Der Schein trügt | Johnny Diggson FF [Überarbeitet]Donde viven las historias. Descúbrelo ahora