Kapitel 24: Elsa

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„Entschuldigung wenn Sie meine Eltern suchen, die sind gerade nicht da." Sage ich zu ihr. „Ach Zoe bist du groß geworden! Hat eure Mama denn nichts erwähnt? Kein Wunder das du dich nicht errinern kannst, ihr wart damals noch so klein." Beginnt sie zu reden. „Nein hat sie nicht. Darf ich fragen wer Sie sind?" Frage ich höflich. „Ich bin Elsa. Die beste Freundin von deiner Mutter. Wir haben uns jetzt schon Jahre nicht gesehen. Damals waren wir Nachbarn!" Sagt sie grinsend und kneift mir leicht in die Wange. Ich lächel leicht und nicke. Mama hat schon oft über sie geredet. Sie war damals sehr oft bei uns. Sie hat uns wohl auch immer unterstützt. Mama wird sich bestimmt freuen. Sie hat so oft erwähnt wie gerne sie Elsa wieder sehen würde. „Willst du reinkommen?" Frage ich sie. Elsa nickt mich lächelnd an und betritt die Wohnung. Ich schließe die Tür wieder und gehe hinter ihr her. Sie begutachtet die Wohnung während sie redet. „Hach schön habt ihr es hier. Und so gelegen in der Stadt. Und die Aussicht!" Sie stellt ihre Sachen ab und wir gehen in die Küche. „Willst du was trinken?" Frage ich sie. „Oh ein Kaffee wäre lieb. Ich muss dich so vieles fragen! Zu lange hab ich dich nicht gesehen." Ich nicke und setze Wasser für uns auf. „Wie geht es auch denn alle?" Fragt sie. „Liam und mir ganz gut. Mama ist auch ziemlich glücklich, würde ich sagen." Sie nickt und ich fülle den Kaffee in die Tassen. „Mit Milch?" Sie schüttelt den Kopf. Ich stelle die Tassen auf den Tisch, als es an der Tür klingelt. „Ich geh mal schnell!" Ich verlasse die Küche und öffne die Tür. „Man Zoe was dauert denn solange!" Liam steht grimmig schauend vor ihr. „Elsa ist hier. Du weißt schon, die Freundin von Mama." Er schaut mich leicht überrascht an, nickt dann aber. „Dann fahren wir halt nachher." Sagt er nach kurzem und betritt die Wohnung. Zusammen gehen wir in die Küche zu Elsa und setzen uns an dem Tisch. „Oh Liam! Du bist ja zu einem richtigen Herren herangewachsen!" Sagt sie strahlend und kneift auch ihm in die Wange. „Ehm Ja. Scheint wohl so." Antwortet er sichtlich verwirrt. „Wie geht es denn eurem Bruder? Ist er auch hier?" Fragt sie weiter. Unserem Bruder? Ich schaue Liam verwirrt an, dieser erwiedert meinen Blick. „Ich glaub ich verstehe nicht ganz. Wir haben keinen Bruder." Antworte ich. Elsa schaut uns überrascht an. „Natürlich habt ihr das! Was ist denn mit Sven?" Fragt sie weiter. „Wer ist Sven?" Fragt Liam. „Na eurer Vater!" Antwortet sie aufgebracht. „Mama hat sich damals von ihm getrennt. Das ist jetzt schon 15 Jahre her." Sage ich leiser werdend. Elsa schaut überraschter drein. Nickt aber verständlich. „Das tut mir ja so leid Kinder. Hat sie euch denn nie etwas erzählt?" Fragt sie. Wir schütteln beide den Kopf. „Elsa erzähl uns bitte mehr. Mama hat sich einen voll komischen Neuen geholt! Sie erzählt uns nichts!" Liam schaut sie bittend an. Wir haben einen Bruder. Mein Traum hat mich nicht angelogen. Wir sollen wirklich einen Bruder haben und unsere Mutter hat es uns verschwiegen. Enttäuschung und Wut macht sich in mir breit. Wie kann sie sowas tun? Warum hat sie das getan?
Elsa schaut nachdenklich ihren Kaffee an. „Ich weiß nicht ob das so gut ist. Eure Mutter wird schon ihre Gründe haben." Diesmal ergreife ich das Wort. „Bitte! Ich will alles über meinen Bruder und Sven wissen. Sie kann uns sowas doch nicht einfach vorenthalten!" Meine Stimme klingt bittend, dennoch etwas verzweifelt. „Nagut. Soviel weiß ich aber auch nicht, also seid bitte nicht enttäuscht. Was wollt ihr denn wissen?" Antwortet sie und nimmt einen Schluck aus der Tasse. „Wie war er damals so? Also unser Vater?" Frage ich. „Ein sehr edler Herr. Jeder war damals neidisch auf eure Mutter. Er war sehr beliebt, schön und zudem hatte er viel Geld. Niemand wusste genau wo er es her hatte, aber es wollte auch niemand wissen. Er hat eure Mutter behandelt wie eine Königin! Er hat alles versucht um sie glücklich zu machen. Und ich sag es euch. Eure Mutter, sie war so verliebt in ihn. Er hätte nur etwas sagen müssen und sie hätte alles stehen und liegen lassen für ihn." Erzählt sie. Genauso wie Liam, weiß ich genau wo er das Geld her hatte. Drogendeals. Gespannt höre ich ihr weiter zu. „Und was dann?" Fragt Liam. „Damals ist sie dann schwanger von ihm geworden. Mit eurem Bruder. Sie ist gerade fertig geworden mit der Schule und hat nebenbei mit Auftritten Geld verdient. Sie war eine geniale Musikerin. Ich war damals auch in der Gruppe! Das waren noch Zeiten, ich sag's euch." Sagt sie weiter. „Was dann? Wie war unser Bruder?" Beginne ich. „Wie heißt er denn? Und wie alt ist er heute?" Ergänzt Liam mich. In Erinnerung schwelgend trinkt sie aus dem Kaffee. „Es lief alles gut. Eure Mutter und euer Vater kümmerten sich gut um den Kleinen. Er war damals schon ein kleiner Rebell, doch trotzdem gut erzogen! Jeder mochte den Kleinen. Als der kleine 5 war, ist sie dann wieder schwanger geworden. Diesesmal mit dir Zoe. Ein Jahr später dann mit dir Liam. Ihr habt eine so schöne Familie abgegeben. Euer Bruder war richtig stolz auf euch! Besonders auf dich Zoe! Er ist richtig gut in der Rolle als großer Bruder aufgeblüht. Er hat immer mit dir gespielt, ist mit dir Hand in Hand durch die Stadt gegangen. Das war schon ein süßes Anbild." Erzählt sie lächelnd. Auch mir zaubert es eins auf die Lippen. Er war fünf, als meine Mama ihn bekommen hat. Somit müsste er jetzt 24 sein. Das grenzt das Feld immerhin etwas ein, bringt mich aber auch nicht viel weiter.
„Und was ist mit mir?" Fragt Liam. „Du bist oft bei deinem Vater oder deiner Mutter gewesen. Oder bei mir natürlich! Euer Bruder konnte nicht viel mit dir anfangen. Er wollte auch Zoe nicht mit dir teilen." Sagt sie und muss leicht lachen. Ich stimme mit ein und stupse Liam leicht in die Seite. „Ich war einfach zu cool für ihn!" Sagt Liam beleidigt. Elsa nimmt einen weiteren Schluck. „Aufjedenfall begannen zu dieser Zeit langsam die Probleme. Euer Vater war seltener zuhause. Er kam oft verletzt nach Hause und stand total unter Stress. Irgendwann kamen dann irgendwelche Leute zu euch ins Haus. Ich war gerade mit eurem Bruder und Zoe alleine zu Hause. Er hat dich so beschützt. Ihr wart wie ein Herz und eine Seele. Von diesem Moment an, hat er dich nicht mehr aus den Augen gelassen." Sie stoppt leicht und seufzt. Trauer steigt in mir auf. „Wie kam es denn dazu, dass ich heute nicht mal weiß das er existiert?" Frage ich. „Und was war mit mir?" Fragt Liam neugierig. „Du warst mit deiner Mutter weg. Als eure Mutter erfahren hat, was passiert ist, war sie völlig fertig mit den Nerven. Sie konnte nicht mehr ruhig bleiben. Nicht mehr schlafen. Die ganze Situation war so schlimm für sie. Sie hat so oft versucht euren Vater zu überzeugen mit ihr abzuhauen. Einfach woanders neu zu beginnen. Sie haben begonnen oft zu streiten. Irgendwann hat euer Vater und sie sich entschieden, dass es besser wäre, wenn sie mit euch untertaucht. Das hat sie dann auch gemacht. Ihr ist es so schwergefallen ihn und euer Bruder hinter sich zu lassen." berichtet sie. „Wieso hat sie ihn nicht mitgenommen?" Fragt Liam. Ich atme tiefer durch. So war das damals also. Sie ist nicht freiwillig gegangen. „Ich weiß es nicht. Sie hat auch für kurze Zeit die Stadt verlassen. Anscheins kamt ihr dann wieder." Erzählt die seufzend. Anscheinend lässt es auch sie nicht kalt. „Ich habe damals jeden Abend für euch gebetet. Ich bin ja so froh das es euch gut geht!" Tränen steigen in ihren Augen auf. Ich beginne zu Lächeln und umarme sie. Sie legt ihre Arme um mich und zieht mich in eine innige Umarmung. Langsam beruhigt sie sich wieder. Liam trinkt gerade aus meinen Kaffee und schaut uns nachdenklich an. „Elsa? Wie heißt unser Bruder?" Fragt er. Wir lösen uns und ich schaue sie fragend an. Bei dieser Geschichte habe ich völlig vergessen das zu fragen. Sie beginnt leicht zu Lächeln und antwortet ihm dann.

Der Schein trügt | Johnny Diggson FF [Überarbeitet]Where stories live. Discover now