Kapitel 10: „Ich habe dich vermisst"

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Müde sitze ich in der Vorlesung. Ich hatte echte Schwierigkeiten dabei nicht einzuschlafen. Ich weiß nicht mal mehr wann ich gestern, nein, heute ein Auge zu bekommen habe.
Ich kritzel auf meinem Block rum und notiere mir ab und zu Sachen die mir wichtig erscheinen. Die meiste Zeit sitze ich aber in Gedanken vertieft dort. Ich würde mir den Stoff einfach von jemanden schicken lassen.

Nachdem ich von der einen Vorlesung in die nächste gelandet bin und sie endlich überstanden habe, machte ich mich auf dem Weg nachhause, wo das Übliche anstand. Essen, Lernen, wieder Essen mit meinen 'Eltern' überstehen und schlafen.
Zu meinem Bedauern stellte sich dies sogar, als wahr raus.
Mittlerweile war es Freitag und ich hatte die meisten Prüfungen hinter mir. Wie ich sie gemeistert habe, weiß ich nicht.
Ich hatte die ganze Woche überlang nichts von Johnny und den anderen gehört. Liam selbst war arbeiten und meinte, dass sie sich erstmal nicht so oft sehen dürfen. Es wäre alles noch zu frisch und gefährlich. Das einzige was mich erleichterte war Karl, der jeden Abend nachhause kam und meinte das sie noch nichts weiter erreichen konnten. Für sie war es vielleicht ein Rückschlag, für mich jedoch eine kleine Erleichterung. Meine Mutter wirkte jedoch von Tag zu Tag angespannter. Sie streitet, wenn man sie darauf ansprach, es aber ab. Ich weiß auch nicht genau was ihr Problem ist. Ihr muss die Sache am Sonntag wohl mehr zugesetzt haben, als sie eigentlich sollte.

Nachdem Abendessen mit den anderen gehe ich wieder in meinem Zimmer. Auch heute hatten sie ihn nicht gefunden. Ich will mich gerade auf mein Bett setzen, als ich ein Klopfen ähnliches Geräusch höre. Es wiederholt sich. Und wieder.
Jemand schmiss etwas gegen mein Fenster, soviel stand fest. Die Frage ist nur ob ich nachsehen sollte oder nicht. Es könnte ja sonst wer sein.
Nach kurzem überlegen, stehe ich auf und schaue vorsichtig aus meinem Fenster. Draußen stand Johnny der mich lächelnd ansah. Schnell öffnete ich das Fenster. „Bist du verrückt? Ich dachte da steht sonst wer!" Sage ich leicht böse. Innerlich war ich es, aber überhaupt nicht. Ich war eher glücklich zu sehen, dass er wohl auf war. Auch seine Schläfe war wieder verheilt. „Tut mir leid, aber ich kann ja schlecht einfach klingeln." Entschuldigt er sich lächelnd. Es bringt mich sofort wieder zum Lächeln. „Weißt du wie dumm du bist. Für dich ist es doch am gefährlichsten hier her zu kommen, gerade weil der Neue meiner Mutter den Fall gegen dich leitet. Ich meine, wenn er sich hier sieht bist" Ich sprach nicht weiter, weil er mich unterbricht. „Wenn du aufhörst zureden und runter zu mir kommst, wird er uns nicht sehen." Wieder lächelt er. Wie kann er nur so gelassen bleiben in seiner Situation?
Ich überlege kurz und nicke dann. Ich schließe das Fenster und zieh mir meine Jacke über. Schnell packe ich mein Handy und Schlüssel ein und verlasse das Zimmer. „Mama ich geh zu einer Freundin!" Rufe ich und gehe Richtung Tür. „Oh das ist ja schön. Viel Spaß euch! Wie heißt sie denn?" Fragt sie. „Ehm. Mia. Könnte spät werden." Log ich und trete aus der Tür. Ich laufe die Treppen herunter und werde unten schon von einem grinsenden Johnny empfangen. Er schlingt seine Arme um mich. Ich tu es ihm gleich und atme seinen Duft ein. Ich hatte mich damals nicht getäuscht. Er riecht so unfassbar gut.
Wir lösen uns wieder und verlassen meine Straße. „Was treibt dich denn zu mir?" Frage ich ihn. „Na ich hab dich vermisst." Ich schaue ihn an und erst jetzt fällt mir auf, das er seine RayBan wieder trägt. „Merk schon. Dein Image steht wieder." Antworte ich grinsend, welches er sofort erwiedert. „Ich will mich auch bei dir bedanken. Du hättest uns an dem Abend alle aufliegen lassen können. Besonders mich." Sagt er und bleibt stehen. „Wieso hast du es nicht getan? Wir sind Dealer, tun illegale Sachen. Das passt nicht in deine Welt." Ich spüre seinen Blick auf mir. Ich schaue auf und sehe statt seine Augen wieder nur mein Ebenbild. Er wird von dem Licht der Straßenlaterne beleuchtet unter der wir stehen. „Ich dachte du hast es damals verstanden. Was ist denn meine Welt?" Kontere ich. „Eine Welt in der du einen Freund hast, der gut Kohle verdient. Vielleicht ein Arzt oder sowas. Der ein teueres Auto fährt, mitten im Leben steht und dir was bieten kann. Mit dem du 'ne Zukunft voller Perspektiven aufbauen kannst. Um dann später ein Leben in einem schönem Haus mit Kindern zu führen." Sagt er ernst. Ich muss leicht lachen und fahre durch meine Haare. „Auf was für einen Trip bist du denn?" Er schaut mich verdutzt an. „Ich hab nichts genommen, falls du das meinst. Schon seit knapp 1 1/2 Wochen nicht mehr." Ich schüttel leicht den Kopf und muss immernoch leicht lachen. „Komm mal runter! Das ist mein ernst." Sagt er leicht wütend. „Dann hör du mir mal zu. Ich hab keine Ahnung was du für ein Bild von mir hast, aber alles was du eben aufgezählt hast scheint mir mehr als suspekt. Ich will weder einen Arzt als Freund, noch soll er ein teueres Auto und viel Kohle haben oder sowas. Nur weil man sowas besitzt steht man doch nicht mitten im Leben. Momentan würde ich sogar behaupten, dass du mehr im Leben stehst, als ich es jemals werde. Das einzige was ich will ist jemand der mich wirklich liebt. Der Rest ist nebensächlich und bekommt man hin. Ich brauch kein Reichtum oder sowas." Antworte ich ernst. Johnny schaut mich leicht verdattert an. Mit sowas hat er wohl nicht gerechnet. „Wieso sollte ich mitten im Leben stehen? Ich werde von der Polizei gesucht." Sagt er nach einer Zeit. „Mag sein. Dennoch hast du mehr Erfahrung, wie es im Leben wirklich abläuft. Wenn du reiche Eltern hast und dir das Geld nur so hinterher geworfen wird, lernst du niemals dafür etwas zutun. Du hast einen Weg gefunden Geld zu machen, auch wenn es vielleicht nicht der beste ist." Er muss lächeln und fährt sich durch seine Haare. „So kann man das natürlich auch sehen." Sagt er etwas leiser. „Ich seh es so. Dennoch frage ich mich wieso?" Er schaut vom Boden auf. „Das ist nicht so leicht." Antwortet er schließlich. „Versuch es mir zu erklären, bitte." Antworte ich. Er überlegt kurz und will gerade anfangen zu reden, als Stimmen und Taschenlampenleuchten auf uns zukommen. „Fuck." Sagt Johnny fluchend. Er schaute sich panisch um. Ich deutete auf einen kleinen Vorgarten mit dichten Büschen. Er versteht und versteckt sich dort. Ich bücke mich schnell und binde mir meinen Schuh neu. „Guten Abend Fräulein. Entschuldigen sie die Störung." Beginnt ein Polizist der auf mich zukommt. „Guten Abend. Was ist denn?" Antworte ich höflich. „Sie haben nicht zufällig einen Mann gesehen, der so aussah oder?" Er hält eine Zeichung von Johnny hoch. Sie sah ihm schon ziemlich ähnlich. Ich versuche gelassen zu bleiben und schüttel den Kopf. „Nein tut mir leid. Den hab ich noch nie gesehen. Warum denn?" Frage ich ihn. „Er steht unter Verdacht gewisse Mengen von Drogen zu haben. Daher wird er gesucht." Ich nicke als Antwort und der andere Kollege kommt auf uns zu. „Dahinten ist alles sauber." Sagt er und will gerade die Gärten ableuchten. „Also ich glaube hier werden sie nichts finden!" Sage ich schnell. Der eine guckt mich fragend an. „Ich hab mal gehört, dass das schlimme Viertel am anderen Ende der Stadt ist." Bringe ich heraus. Ich hatte absolut keine Ahnung ob es stimmt. Doch wenn er seine Taschenlampe nur etwas weiter nach links hält war's das. Beide nickten und er ließ sie schließlich sinken. „Danke für den Tipp." Ich nicke nur und atme innerlich auf. „Kein Problem. Ich muss dann mal. Schönen Abend noch!" Wünsche ich und gehe die Straße entlang. Die beiden sind in ihr Auto gestiegen und gingen tatsächlich meinem Tipp nach.

Der Schein trügt | Johnny Diggson FF [Überarbeitet]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt