Kapitel 7: "Scheint als teilen wir das gleiche Schicksal."

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Ich öffne langsam meine Augen. Nach einigen malen blinzeln, schaue ich mich leicht um. Wo bin ich?
Johnny liegt gekuschelt an mir und schläft noch. Wir liegen beide auf einer Couch. Ich richte mich vorsichtig auf und erblicke den Raum von gestern Abend. Ein Schlüsselklappern ist zu hören und die Tür öffnet sich. "SIPPEY!" Kommt Deamon rufend herein. Johnny murrt nur und kuschelt sich in eins der Kissen. „Oh wen haben wir denn da. Miss ich mische mich in Angelegenheiten ein, die sie nichts angehen." Sagt Deamon grinsend. Dima ist mit ihm herein gekommen und legt eine Tüte Brötchen auf den Tisch. „Mich freut es auch dich wieder zu sehen." Antworte ich gespielt grinsend. Er springt neben uns auf die Couch und legt eine Hand auf Johnnys Schulter. „Ich hab die Sache von gestern mitbekommen. Wir machen heute mal richtig einen drauf." Kommt es von ihm. „Heute ist Sonntag." Entgegne ich und mache mir einen Zopf. „Ja und? Ist doch kein Grund nicht feiern zu gehen!" Antwortet er locker. „Nein überhaupt nicht. Musst du nicht irgendwie arbeiten oder so?" Frage ich und ziehe meine Jacke an. „Ich arbeite immer. Hab außerdem noch einen Halbtagsjob. Hindert mich aber auch nicht daran mit meinen besten Freund einen drauf zu machen, wenn es ihm scheiße geht."Ich schlüpfe in meine Schuhe und stehe auf. „Wo willst du hin?" Bringt Dima sich mit ein. Auch Johnny schaut jetzt zu mir auf. „Nachhause. Ich muss sehen wie mein Bruder die Nacht überstanden hat und ob meine Alten wieder da sind." Johnny setzt sich hin und fragt „Kennst du den Weg überhaupt?" Ich überlege kurz und zucke dann mit den Schultern. „Irgendwie werde ich schon ankommen." Ich gehe Richtung Tür. „Ich bring dich!" Ruft Johnny und steht auf. „Ich dachte wir wollen einen drauf machen?" Entgegnet Deamon. „Macht ihr auch. Ich bring sie. Muss sowieso noch was überliefern." Antwortet Dima und kommt auf mich zu. Ich öffne die Tür und schreite durch den langen Flur. Draußen angekommen atme ich die frische Luft ein. „Wie geht's dir?" Fragt er und schließt die Tür. „Besser als Johnny und dir?" Antworte ich, während wir aus der Gasse gehen. Die Sonne schien bereits und die Straßen waren relativ leer. Kein Wunder. Wer verlässt sonntags schon freiwillig sein Haus?
„Mir geht's immer gut." Sagt er und steckt sich eine Zigarette an. „Seid ihr eigentlich alle am rauchen?" Frage ich und muss leicht lachen. „Fast alle." Erwiedert er und stimmt mit ein. „Wie kamst du eigentlich darauf? Also auf das dealen und so?" Frage ich vorsichtig. Er schaut zu Boden und überlegt eine Weile. „Meinem Vater. Er hat es auch gemacht und irgendwann kam ich halt in Kontakt damit. So hat sich halt alles ergeben würde ich sagen." Ich nicke verständnisvoll. „Und was ist jetzt mir ihm?" Er schaut auf und schießt einen Stein vor sich her. „Er sitzt im Bau, kommt aber dieses Jahr endlich wieder raus." Es muss ihm schwer fallen darüber zu reden. „Das freut mich für dich. Danke." sage ich etwas leiser. Er schaut mich fragend an und zieht an der Zigarette. „Wofür?" Fragt er und läst den Rauch freien Lauf. „Das du es mir erzählt hast. Es ist bestimmt nicht so leicht für dich." Ich richte mein Blick auf den Boden. „Ich bin's gewohnt. Mit der Zeit gewöhnt man sich dran, aber ja. Es ist schon schön zu wissen das er bald rauskommt." Ich schaue auf und wir biegen in meine Straße. „Glaub ich dir. Hast du mal versucht deine Mutter zu finden?" Er schnippt seine Kippe weg und nickt dann. „Anfangs ja. Irgendwann hab ich's dann aufgegeben. Sie wird kein Interrese daran haben mich zu sehen." antwortet er leiser. „Warum sollte sie? Du bist doch ihr Sohn." Sage ich und bleibe vor der Haustür stehen. „Das ist nicht so einfach. Hast du nie versucht deinen Vater zu finden?" Fragt er mich. „Ich weiß so gut wie nichts über ihn. Liam und ich haben es versucht, aber wir wissen nichts außer das er Drogen dealt. Wir finden keinen wirklichen Anhaltspunkt." Dima nickt verständnisvoll. „Scheint als teilen wir teilweise das selbe Schicksal." Bringe ich heraus, bereue es sofort wieder. „Mehr oder weniger." antwortet er kalt.
„Zoe? Was.. Guten Tag!" Sagt meine Mutter und kommt auf mich und Dima zu. „Ich muss dann. Man sieht sich." Dima umarmt mich kurz und verlässt uns. „War das ein Freund?" Fragt Karl der zu uns stößt. „Ja." Antworte ich knapp und gehe dann in die Wohnung. Drinnen angekommen betrete ich das Zimmer meines Bruders. Dieser liegt friedlich schlafend in seinem Bett. Was machst du nur für Sachen. Nein. Die bessere Frage ist was ich für Sachen mache. Ich bin gestern mitten in der Nacht, alleine mit Johnny zu seiner Ex gegangen. Dann mit einer Tasche voller Drogen und ihm vor der Polizei weggelaufen. Zu allem guten habe ich dann auch noch mit ihm und Dima in einer Raum gechillt und geschlafen. An sich sollte es mir unangenehm sein und ich sollte es bereuen. Ich kenne selber sowas von mir nicht. Ich bereue dennoch nichts. Ganz im Gegenteil. Es hatte was. Mein Leben war davor relativ langweilig und trostlos. Es ist, als wenn plötzlich endlich frischer Wind in meinen Alltag kommt. Es tut mir gut. Dima, Johnny und selbst Deamon sind eigentlich echt cool drauf. Ich kenn sie zwar noch nicht solange, aber wenn es nicht so wäre würde mein Bruder ja keinen Kontakt mit ihnen haben. Das Bild was ich von meiner Mutter über das Thema Drogen und die Menschen, die damit zutun haben beginnt langsam zu bröckeln. Sovieles aus ihren Erzählungen eckt an und passt nicht zudem, was ich in der letzten Zeit mitbekam.
Ich verlasse das Zimmer meines Bruders und betrete meins. Ich schnappe mir schnell meine Anziehsachen und verschwinde im Badezimmer. Ich schließe ab und ziehe mich aus. Unter der Dusche lasse ich das warme Wasser auf meine Haut prasseln. Ich liebe dieses Gefühl. Es hilft beim Denken. Sofort schießt mir die Szene von vorhin wieder durch den Kopf.

Scheint als teilen wir teilweise das selbe Schicksal." Bringe ich heraus, bereue es sofort wieder. Mehr oder weniger." antwortet er kalt.

Ich lasse meinen Kopf leicht sinken und spüre das Wasser, wie es über mein Gesicht rinnt. Ich teile nicht ansatzweise das selbe Schicksal. Ich bin nicht mit Drogen groß geworden und habe mein einziges Elternteil eine Zeit lang nicht gesehen. Er hatte es bestimmt nicht leicht im Leben. Ich freue mich für ihn, dass er seinen Vater bald wieder sieht. Auch wenn meine Mutter mich oft nervt und sie Karl nachhause gebracht hat, ist sie dennoch meine Mutter. Ich wüsste gar nicht was ich ohne sie machen würde. Nur durch sie kann ich studieren. Ich hab ein Dach über dem Kopf und bekomme Essen.
Ich hasse dieses Gefühl abhängig zu sein. Doch auf einer Art und Weise war ich es. Neben dem Studium noch arbeiten zu gehen, wäre viel zu stressig. Ich würde nicht mit dem lernen hinterkommen. Mein eigener Haushalt, den ich dann hätte, würde total untergehen. Es sind nur noch 2 Jahre. Das werde ich schon noch schaukeln. Danach kann ich mein eigenes Leben starten.

Der Schein trügt | Johnny Diggson FF [Überarbeitet]Hikayelerin yaşadığı yer. Şimdi keşfedin