Kapitel 2: Revierkämpfe

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Ich stelle die Milch ab und schneide mein Brötchen auf. "Unfassbar mit der Jugend von heute." Sagt der Freund meiner Mutter, während er sich auf seinen Stuhl sinken lässt. Mein Bruder und ich schauen beide auf. „Was ist denn heute passiert Schatz?" Fragt meine Mutter lächelnd. Ihr Neuer ist Polizist und erzählt jedesmal, wenn wir abends am Esstisch sitzen, von den Sachen die passiert sind. Natürlich nicht alles, da auch er eine Schweigepflicht hat. Um ehrlich zu sein ist das, dass einzig intressante an ihm.
„Ein Revierkampf zwischen zwei Gruppen. Einige von denen liegen jetzt im Krankenhaus, viele sind aber auch geflüchtet." Sagt er und nippt an seinem Kaffee. „Revierkampf?" Frage ich nach bevor ich von meinem Brötchen abbeiße. Er nickt. „Genau deshalb solltet ihr, besonders du Zoe, abends nicht mehr rausgehen." Ich seufze leicht und rolle mit den Augen. „Ich bin keine 12 mehr. Ich bin gut imstande allein auf mich aufzupassen. Worum genau ging es denn in dem Revierkampf? Revier von was?" Hacke ich genervt nach. Er schaut mich ernst an. „Du weißt das ich darüber nicht reden darf. Außerdem sind wir uns selbst noch nicht sicher." Ich nicke genervt und schaue zu meinen Bruder. Er sitzt etwas angespannt neben mir und spielt mit seinem Brötchen. „Ich habe heute auch in den Nachrichten gesehen, dass Drogengeschäfte in Osnabrück wieder zu nehmen. Schlimm sowas. Wie kann man nur so tief sinken." Sagt meine Mutter leicht schockiert. Ich spüre wie langsam wieder Wut und Energie aufsteigt. Wie kann man denn so von Menschen reden, die man nicht einmal kennt? Nicht jeder Mensch ist schlecht nur, weil er Drogen konsumiert. Ich hasse diese Einstellung so sehr. Sie denkt genauso so seitdem sie unseren Vater verlassen hat. Damals war ich 4. Ich weiß nicht viel über ihn. Sie hat uns nie was erzählt. Nur das er ein Junkie wäre und unsere Familie mit seinen Deals in Gefahr bringen würde.
Ich lasse mein Brötchen liegen und stehe auf. „Ich hab kein Hunger mehr." Antworte ich knapp. Mein Bruder tut es mir gleich und bevor unsere Eltern etwas erwidern können, verschwinden wir in meinem Zimmer. „Was war vorhin los?" Frage ich ihn. „Nichts. Hört sich nur krass an." antwortet er. Ich nicke leicht und setze mich. „Bleibst du heute Abend zuhause? Ich muss noch etwas erledigen." Sagt er nun. „Was denn?" Ich schaue ihn fragend an, doch er winkt nur ab. „Kann ich mitkommen?" Hacke ich nach. „Ich will mich nur mit Kumpels treffen." Ich nicke nur leicht, als Antwort. Ich hab das miese Gefühl das er lügt. Damals als wir noch kleiner waren, haben wir uns versprochen immer ehrlich zueinander zu sein. Wir hatten nur uns und mehr brauchten wir nicht. In den letzten Jahren haben wir uns allerdings etwas entfernt. Ich war beschäftigt mit Schule und er war  meistens nicht da, hatte oft Stress wegen der Schule und meiner Mutter.
„Wir sehen uns später!" Sagt er noch bevor er mein Zimmer verlässt. Ich antworte nicht und höre wie die Haustür sich schließt. Ohne lange darüber nachzudenken schnappe ich mir meine Jacke und schlüpfe in meine Sneaker. Ich knalle die Tür zu und laufe die Treppen runter. Ich hab keine Lust mehr auf dieses Versteckspiel. Ich bekomm heraus was du vor mir versteckst Bruderherz. Ich will nicht das du wieder in die Scheiße gerätst. Ich will dir nur helfen.

Ich folge ihm unauffällig eine Weile. Wir gehen jetzt bestimmt schon seit 20 Minuten, bis er plötzlich in einem Park halt macht. Ich hocke mich hinter einen Busch und beobachte ihn. Er geht auf eine Gruppe von 3 Leuten zu. Um zu verstehen worüber sie reden, bin ich zu weit weg. Ich konzentriere mich auf die Gruppe, doch sie tun nichts. Sie stehen einfach nur da und unterhalten sich. Wenn sie wenigstens mal mehr ins Licht gehen würden, damit ich ihre Gesichter sehen kann.
Leise krieche ich etwas weiter nach vorne, bis mich plötzlich zwei starke Hände an meiner Schulter stoppen. Panik steigt in mir auf und ich versuche mich los zu reißen. „Wen haben wir denn hier?" Höre ich die Stimme hinter mir. Er zieht mich hoch und geht mit mir Richtung Gruppe. „Lass mich los." nuschle ich und versuche weiterhin mich aus seinen Griff zu befreien. „Versuchs erst gar nicht. Wir haben einen Spion unter uns." Sagt er zu den anderen. Liam schaut mich leicht geschockt an. Auch die Gesichter der anderen kann ich nun erkennen. Der Linke war etwas breiter gebaut und trägt einen Bart. Der Typ neben ihm ist etwas größer, als die anderen und trägt eine Kapuze. Der ganz rechte ist Johnny, der mal wieder seine Sonnenbrille trägt. Was hat das für ein Sinn wenn es dunkel ist? An seiner Schläfe befindet sich eine Wunde und er hat einen Verband um seine Hand. Auch die anderen sehen etwas mitgenommen aus.
„Gute Arbeit Sippey.  Was machen wir jetzt mit ihr?" Fragt der Typ in der Mitte mit einer tiefen Stimme. Auch er ist einer der Typen, die ich gestern gesehen habe. „Lasst sie gehen. Bitte." Antwortet Liam ihm. Der Typ zieht eine Augenbraue hoch. „Wer weiß was sie mitbekommen hat." Antwortet der Mann hinter mir. „Sie stellt keine Gefahr da. Sie ist meine Schwester." Antwortet mein Bruder. Es herrscht eine kurze Stille und der Griff an meiner Schulter wird etwas schwächer. Der Typ mit der Kapuze kommt näher ich schaut mir ins Gesicht. „Könnte hinkommen. Bloß das sie schöner ist als du." Er grinst mich an und steht immernoch nah an mir. Er hat blau-grüne Augen und ein ziemlich markantes Gesicht, welches von einem Bart geziert wird. Sein eines Auge ist leicht angeschwollen und blau. „Lass sie in Ruhe." Sagt Johnny genervt und zieht ihn leicht weg. „Was denn?" Fragt er. „Von wem hast du den das Veilchen geschenkt bekommen?" Frage ich unsicher, dennoch mit starker Stimme. „Geht dich nichts an." Sagt er leicht bissig. „Hat der andere etwa nichts abekommen?" Frage ich provokant. „Der andere liegt jetzt im Krankenhaus." sagt er leicht stolz und zwinkert mir zu. „Zoe lass uns gehen." Unterbricht Liam uns. Er schaut mich fordernd an und der Griff an meiner Schulter löst sich ganz. Ich verschränke meine Arme vor der Brust und lache leicht. „Vergiss es. Ich seh es nicht ein dir dabei zu zusehen wie du dich von der einen Scheiße in die andere reitest." Er seufzt leicht und schaut mich dann ernst an. „Insofern ich mich nur in die 'Scheiße reite' ist alles gut. Du und auch alle anderen sind es von mir doch gewohnt. Also komm jetzt." Er hält mir seine Hand hin und schaut mich bittend an. Er kann vergessen, dass ich jetzt einfach aufgebe. Das ist vielleicht die einzige Chance. „Was hat es mit den Revierkämpfen auf sich?" Frage ich. Er schüttelt nur mit den Kopf. „Woher weißt du davon?" Fragt Johnny nun. „Ich bin nicht dumm." Antworte ich. „Dein Bruder hat recht. Du solltest besser gehen." Bringt nun der Typ, der vorhin hinter mir stand mit ein. „Was sonst?" Bringe ich genervt raus. „Zoe. Du kommst jetzt mit!" Sagt mein Bruder etwas aggressiver. „Du hast mit überhaupt nichts zu sagen." Antworte ich dementsprechend und drehe ruckartig um. Nach ein par Schritten stoße ich plötzlich mit jemanden zusammen.

Der Schein trügt | Johnny Diggson FF [Überarbeitet]Où les histoires vivent. Découvrez maintenant