Kapitel 25: Unser Bruder

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„Er heißt Dimitri. Unser kleiner Dima." Sagt sie lächelnd. Ich stocke leicht und schaue zu Liam. „Meinst du das?" Frage ich ihn. „Ich weiß nicht ob es sein kann." Antwortet er genauso geschockt. Könnte es sein, dass Dima, der Typ den ich die letzten Wochen kennengelernt habe, mein Bruder ist? Ich stehe kurz wie angewurzelt da, bis mir etwas einfällt. Schnell gehe ich in mein Zimmer und kramme mein Notizbuch heraus. Ich öffne es und gehe zurück zu Elsa und Liam. „Elsa ist das Dima?" Frage ich und zeige auf das Bild mit mir, Liam und dem angeblichen Bekannten einer Freundin. Sie beginnt sie Lächeln und streichelt zufrieden über das Bild. „Elsa meinst du, dass du Dima wieder erkennen würdest?" Fragt Liam sie. „Ich habe euch doch auch wiedererkannt." Sagt sie aufschauend. „Ich halt das nicht aus. Ich ruf ihn jetzt an." Nervös nehme ich mein Handy und gehe in den Flur. Ich höre Elsa noch im Hintergrund fragen was denn los sei. Ein Piepen ist am anderen Ende zu hören. Bitte geh ran. Wieder piept es. Ich bring dich um, wenn du nicht rangeht. Wieder ein Piepen. ALTER. WOZU HABT IHR ALLE HANDYS?! Bevor es erneut piept, ertönt eine Stimme am anderen Ende. „Was gibt's Kleine?" Fragt er gelassen. Die Tatsache das er mein Bruder sein können, lassen diese Worte viel mehr in mir auslösen. Ich hoffe es auf einer Art so sehr. Dima ist so ein lieber Mensch. Dennoch habe ich auch Angst davor. Wie wird er wohl reagieren? Was wird aus uns alle? „Hallo?" Fragt er erneut. Oh ich sollte vielleicht auch antworten. „Dima es ist wichtig. Weißt du ob du Geschwister hast?" Frage ich ihn. „Warum willst du das wissen?" Höre ich ihn fragen. „Erklär ich dir gleich. Bitte." sage ich leicht verzweifelt. „Ich rede nicht gerne über sie, aber ja habe ich." Sagt er seufzend. „Lass mich raten. Sie wohnen bei deiner Mutter? Und du hattest eine Schwester und einen Bruder?" Sage ich leicht zitternd. „Okay bist du ne Wahrsagerin oder ne kranke Stalkerin?" Fragt er leicht lachend. Ich glaube, dass ich deine Schwester bin. „Meister Ninja, schon vergessen?" Bringe ich stattdessen heraus. Er lacht daraufhin nur. „War das jetzt so wichtig? Ich hab nämlich noch anderes zutun." Sagt er. „Ja. Kannst du das vielleicht verschieben oder jemand anderen aufdrücken? Du musst sofort herkommen." Rede ich schnell. „Warum soll ich denn vorbeikommen? Was ist denn so wichtig?" Fragt er. „Dima das erklär ich dir wenn du hier bist. Das hat sogar höhere Priorität, als die Geschäfte." Sagt mein Bruder, der neben mit steht und mitgehört hat. Ich zucke leicht zusammen und stelle auf laut. „Was geht denn ab bei euch?" Fragt er verwirrt. „Komm einfach!" Sagen wir synchron. „Nagut. Ich bin in 10 Minuten da." Ich nicke und beende das Gespräch. Liam schaut mich fragend an. Ich finde einfach keine Worte dafür. Ich habe wahrscheinlich meinen anderen Bruder wieder gefunden. Nein. Wir haben unseren Bruder wiedergefunden und damit auch unseren Vater.
Von meinen Gefühlen überströmt, falle ich Liam in die Arme. „Wenn er es wirklich sein sollte." beginnt Liam. „Ich kenn den Typen 2 Jahre. Und nun soll sich herausstellen das er mein Bruder ist?" Fragt er ungläubig. „Ich weiß nicht wie ich damit umgehen soll. Ich freu mich mega, aber ich hab auch Angst. Es ist alles so." Ich stocke und überlege wie ich mein Satz beenden soll. „Unglaublich." Beendet Liam ihn.

Wir sitzen wieder bei Elsa am Tisch, als es endlich an der Tür klingelt. „Okay. Das wird er wohl sein." Sage ich bevor ich zu Tür gehe. Ich atme tief durch und öffne dann die Tür. Dima steht lässig in Jogginghose und Hoodie vor ihr. Seine Haare sind wie immer zurückgegelt. Grinsend zieht er mich in eine Umarmung. Ich erwieder sie lächelnd. Wieder ist dieses Gefühl von Vertrautheit und zuhause da. „Hab gehört das du mir meine Arbeiter vergraulst." Flüstert er in mein Ohr. „Ja. Darüber können wir später reden. Es gibt jetzt wichtigeres." Wir lösen uns und ich lasse ihn herein. Elsa kommt in den Flur und schaut uns musternd an. „Klein Dima. Ich glaube es nicht.. du bist es ja wirklich!" Sagt sie glücklich und kommt auf ihn zu. Er schaut sie und uns kurz fragend an. „Elsa?" Fragt er nach kurzem überlegen. Wieder steigen Tränen in ihre Augen. Sie nickt heftig und die beiden umarmen sich. Dieses Abbild lässt auch mich einwenig sentimental werden. Wenn Dima sie kennt, kann es nur heißen, dass er mein Bruder sein muss. „Was ist hier los? Und was machst du den hier?" Fragt er in die Runde. Zusammen gehen wir in die Küche und Elsa setzt sich wieder. Nervös stehe ich zwischen Liam und Dima. „Dima, dass sind Zoe und Liam. Deine Geschwister." Sagt Elsa glücklich und wischt sich die Tränen aus dem Gesicht. Er schaut zwischen uns her und steht unschlüssig im Raum. „Elsa.. bist du dir sicher?" Fragt er. Diese nickt nur. Er schluckt leicht und schaut uns an. Immernoch unsicher erwieder ich diesen Blick. Ich bin so erleichtert, dass es endlich heraus ist. Doch trotzdem ist es eine komische Situation. Dima beginnt zu Lächeln zieht mich in seine Arme. „Ich hab dich so vermisst Zozo [Soso gesprochen]." Ich erwieder sie und vergrabe mein Gesicht in seinen Hoodie. Zozo. Eine Gänsehaut bildet sich über meinen Körper. Tausende Gedanken und Erinnerungen schwirren durch meinen Kopf. Es ist, als wenn durch diesen Namen ein Schalter in meinem Kopf umgelegt wurde. Ich sehe einzelne Szenen von damals. Wie er mich gefüttert hat oder wir zusammen gemalt haben. Zudem viele in denen er mich Zozo nennt. Er war der einzige, der es gemacht habe. Jedesmal musste ich lachen und hab es nachgesprochen. „Zozo?" Fragt Liam, der immer noch unschlüssig hinter uns steht. „Du hast mich damals immer so genannt." Ich löse mich leicht und schaue ihn an. Ich spüre wie einzelnd Tränen über meine Wangen laufen. Dieses Gefühl von der Leere, die andauernd da war. Es ist weg. Ich fühle mich so erfüllt. Alles scheint aufeinmal Sinn zu machen. Ich habe meinen Bruder gefunden. „Hör auf zu weinen." Sagt Dima. Doch auch seine Augen sind glasig geworden. Er wischt sanft mit seinem Daumen die Tränen von meiner Wange. „Ich lass dich nie wieder gehen. Es war so schlimm ohne dich." Er schaut mich an und drückt mir einen Kuss auf den Haaransatz. Ich bekomme kein Wort heraus und umarme ihn nochmal. Er legt seine Arme um mich und zieht mich an ihn. Liam kommt zu uns und nimmt Teil an der Umarmung. „Dich hab ich übrigens auch vermisst." Sagt Dima. Wir lösen uns wieder und Elsa ergreift das Wort. „Ihr seid so süß. Ich glaube ihr habt euch viel zu erzählen. Ich komm später wieder." Sie umarmt uns alle und verlässt uns dann. „Danke das du auf sie aufgepasst hast, als ich nicht da war." Sagt Dima zu Liam. „Es war auch meine Aufgabe. Zudem hat sie mich genauso oft aus der Scheiße geholt." Ich beginne automatisch zu Lächeln. Wie oft ich ihn bei Mama verteidigt habe. Auch bei der Schule habe ich jedesmal ein gutes Wort für ihn eingelegt.
„Erzählst du uns was von unserem Vater?" Fragt Liam. Dima nickt. Ich nehme mein Notizbuch und zusammen gehen wir in mein Zimmer. „Ich war mir damals so unsicher, ob er es auf dem Bild war." Sagt Dima und deutet auf das Buch. „Es hat mich so aus der Fassung gebracht." Ergänzt er. Wir setzen uns zusammen auf meine Couch. „Was war nachdem wir weg waren?" Fragt Liam. „Wir hatten eine harte Zeit. Unser Vater war oft traurig, hat immer mehr geraucht. Immer mehr komische Leute kamen zu uns. Ich hab in der Zeit bei Elsa und anderen gewohnt. Ihn sah ich immer seltener. Auch wollte ich euch wieder sehen. Niemand hat mir erzählt was abging. Ich war ein total verwirrter, verlassener Junge in der großen Welt. Ich hatte soviele Fragen und niemand wollte sie mir beantworten. Später bin ich dann auch abgerutscht. Mein Vater war kaum noch da und wir hatten kaum Geld. Zusammen mit meinen Freunden haben wir dann angefangen krumme Dinge abzuziehen." Er macht eine Pause und seufzt. Ich lege eine Hand auf seinen Arm und streichel sanft rüber. Es ist mir egal was er damals angestellt ist. Er ist ein guter Mensch. Er ist mein Bruder. „Was habt ihr gemacht?" Fragt Liam. „Leute mit Handytarife abgezogen. Ist zu einer ziemlichen goßen Sache geworden." Sagt er. Ich nicke und lehne mich leicht an ihn. „Ich hab davon gehört. Die Medien haben wie verrückt darüber berichtet. Die ganze Schule hat darüber gesprochen. Meine Freundin fand es voll aufregend. Das sollen wohl Schäden in Millionen Höhe gewesen sein." Dima nickt leicht und streichelt über meinen Arm. „Das war es. Wir haben gelebt wie Könige. Alles haben wir zum Fenster herausgeschmissen für die sinnlosesten Dinge." Er muss leicht lachen. Auch ich kicher leicht. „Wer hätte es bitte nicht so gemacht?" Fragt Liam und lächelt. „Ich wette du hättest damals sogar mitgemacht, wenn du etwas älter gewesen wärst." Liam beginnt zu grinsen. „Du kennst mich halt zu gut Schwesterherz. Ich wiederum wette mit dir, dass du aber auch mitgemacht hättest." Dima schaut uns beide fragend an. „Wieso sollte Sie?" Fragt er. „Weil wir ein Dream Team waren. Wir haben alles zusammen gemacht, egal wie dumm es war. Selbst wenn Zoe total dagegen war. Letztendlich haben wir es immer zusammen durchgezogen." Ich muss leicht kichern und nicke. „Weißt du noch damals? Es gab so einen Süßigkeitenladen. Wir wollten unbedingt was daraus haben, doch Mama hat es nicht erlaubt. Ich bin dann darein getragen und hab den Verkäufer abgelenkt, während Liam die Süßigkeiten genommen hat." Dima schüttelt leicht mit dem Kopf und beginnt zu Lachen. „Das war genial oke?" Sagt Liam und lacht auch. „Ablenken konnte ich halt gut. Jeder hört auf ein kleines, liebes Mädchen." Sage ich grinsend. „Wie ging es denn bei dir weiter?" Fragt Liam.

Danke für 500 Aufrufe! Das ist echt unglaublich. Mich würde es freuen, wenn ihr mir eine Rückmeldung geben würdet, wie euch die Story bisher gefällt ^^

Der Schein trügt | Johnny Diggson FF [Überarbeitet]Tahanan ng mga kuwento. Tumuklas ngayon