Kapitel 5: "Lauf!"

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Wir stellen das Geschirr in die Abwäsche und gehen mit den Alkohol in Liams Zimmer. Ich setze mich neben Johnny auf die Couch, während Liam einen Film anschmeist. „Trinkst du auch?" Fragt er vorsichtig. „Selbstverständlich!" Sage ich grinsend. Er nickt und mischt mir mein Glas voll. Ich nehme es dankend an und bekomme ein Lächeln von ihm als Antwort. Liam hat es sich auf seinen Sessel bequem gemacht. Das Zimmer war bis auf eine leuchtende LED-Leiste komplett dunkel. Ich spüre wie Johnny einen Arm um mich legt und nippe leicht an meinem Glas. Ich verziehe ganz leicht mein Gesicht beim Schlucken. Der Typ weiß definitiv wie man jemanden am besten abfüllt. Ich nehme einen weiteren Schluck und stelle mein Glas auf den Boden.
Während des Filmes habe ich mich immer wieder dabei erwischt, wie ich mich an Johnny gekuschelt habe. Ich hasse Jump-scares einfach so sehr. Johnny hat sich wiederum nicht einmal erschreckt. Kein Wunder, er hat auch immer schön fleißig weiter sein Glas voll gemacht. Genauso wie Liam. Ich kann nicht verstehen wie man soviel trinken kann.
Plötzlich springt Liam auf und rennt Richtung Toilette. Was er dort tat kann man sich denken. Ich pausiere den Film und lache leicht. „Du hättest ihn nicht so abfüllen sollen." sage ich. „Hab ich das?" Fragt er grinsend und schaut mich an. Ich lächel nur und nicke. Er trinkt sein Glas aus und stellt es dann auch auf den Boden. Wieder legt er einen Arm um mich und legt seinen Kopf auf meinen. Ich spüre wieder leichte Nervosität in mir aufsteigen. Ich bin diese plötzliche Nähe einfach nicht gewöhnt, was nicht bedeutet das ich es schlecht finde.
„Kann ich dich mal was fragen?" Kommt es von ihm. „Klar." Antworte ich. „Wenn du einen Freund hättest und der würde betrunken seine beste Freundin küssen, was würdest du machen?" Ich schaue auf seine Brust, da mein Blick nicht höher reicht. „Es.. Ich weiß nicht. Kommt drauf an warum sie sich geküsst haben." Gebe ich von mir. „Nehmen wir an die waren feiern und alle anderen haben sie dazu angefeuert. Es war dann auch noch ein richtig leidenschaftlicher Kuss." Fügt er hinzu und hebt seinen Kopf um mich anschauen zu können. „Ich würde ihm viel Spaß mit ihr wünschen, Schluss machen und danach viel Eis essen, weinen, vielleicht ein wenig trinken, Filme schauen und darüber hinweg kommen." Sage ich während ich ihn anschaue. Er atmet tief durch und nickt dann. „Hast du eigentlich einen Freund?" Fragt er nun. Ich muss leicht lachen und schüttel den Kopf. „Warum nicht? Finden so Leute wie du nicht schnell einen?" Er schaut mich fragend an und setzt sich im Schneidersitz gegenüber. Womit er auch seinen Arm von meiner Schulter nimmt. „Ehm.. also nicht das ich wüsste. Doch selbst wenn nehme ich nicht jeden. Insofern ich eine Person nicht wirklich liebe, werde ich keine Beziehung anfangen." Er schaut mich intensiv an und nickt dann. „Mit wem hast du denn Stress?"?Frage ich noch. Er schüttelt nur leicht mit dem Kopf. „Meine Freundin ist momentan komisch drauf." Er hat also eine Freundin. Wäre auch zu schön gewesen um wahr zu sein.
Ich nicke leicht und nehme einen Schluck aus meinem Glas. „Wie es ihm wohl geht?" Fragt Johnny und deutet in Richtung Klo. „Er wird's überleben."Antworte ich und Johnny steht nickend auf. „Ich seh mal nach ihm." Diesesmal nicke ich und er verlässt das Zimmer.
Wieso haben gut aussehende Jungs eigentlich immer eine Freundin oder sind schwul? Nicht das ich was von ihm wollen würde. Ich gönne ihm sein Glück mit seiner Freundin. Irgendwann wird meins schon auch noch kommen oder ich ende einfach einsam mit 30 Katzen. Ich muss leicht kichern bei dem Gedanken. Ein Handyklingeln reißt mich aus meinen Gedanken. Es war Johnnys Handy. Ich lusche leicht rüber und erblicke die Aufschrift. 'Babe' ruft ihn gerade an. Wird wohl seine Freundin sein. Ich schnappe mir sein Handy und gehe Richtung Bad, vor dem Johnny schon steht und leicht angewidert schaut. Ich halte ihm sein Handy hin, nachdem er mich erblickt hat. Er seufzt und zögert kurz bevor er rangeht. „Was?" Fragt er leicht genervt klingelnd. Es kommt eine Zeit nichts von ihm. Er geht hin und her und hört seinem gegenüber zu. „Das ist nicht dein Scheiß ernst!" Ruft er leicht wütend in sein Handy. „Ich bin in 15 Minuten da und wag es nicht was anzufassen!" Knirscht er wütend und legt auf. „Was ist los?" Frage ich sanft  und ruhig. „Ich muss zu meiner Freundin. Nein. Exfreundin." Sagt er immer noch wütend und schnappt sich seine Jacke. „Soll ich mitkommen?" Frage ich und nehme mir meine. „Nein. Ich schaff das auch so." Sagt er leicht lallend und stolpert fast auf dem Weg zur Tür. „Vergiss es. Du hast viel zu viel getrunken. Ich komm mit." Er stützt sich an der Tür und zusammen verlassen wir die Wohnung. Draußen atmet er tief durch und torkelt den Weg entlang. Er steckt sich eine Zigarette an und setzt seine Kapuze auf. Ich ziehe meine Jacke fester an mich und folge ihm. Es herrscht den ganzen Weg über eine Stille zwischen uns. Niemand von uns beiden war willig diese zu unterbrechen. Nachdem wir an einem Haus ankamen klingelte er wild an der Tür. Ein blondes Mädchen öffnet diese und schaut erst Johnny und dann mich an. Sie hat strahlendblaue Augen und eine ziemlich gute Figur. „Wie ich sehe hast du dir ja gleich einen Ersatz besorgt. Das kannst du ja besonders gut." Sagt sie arrogant. „Halts Maul und lass mich rein." Kontert dieser und geht auf sie zu. „Ah da war der Alkohol und der Stoff wohl wieder wichtiger." Sie rollt mit den Augen und schaut mich mit hochgezogener Augenbraue an. „Du weißt nicht auf was du dich da einlässt." Kommt es nun von ihr. Ich bekomme kein Wort heraus. Was meint sie mit wieder Ersatz besorgt? Hat er öfters was mit anderen? Mal davon abgesehen das ich gar nichts mit ihm habe. Und was meint sie mit dem Stoff? „Was für Stoff?" Frage ich nach. Sie fährt sich durch die Haare und lacht leicht. „Hat er es dir nicht gesagt? Das ist dann wohl nichts ernstes zwischen euch. Frag ihn am besten selbst." Johnny kommt mit einer Tasche in der Hand wütend angelaufen. „Bist du eigentlich bescheuert?! Es fehlen 5g und die war Arsch teuer!" Brüllt er während er seine kaputte RayBan hochhält. Sie wiederum schaut ihn nur abwertend an. „Passiert." Sagt sie trocken. Er geht wütend auf sie zu, als an weiterer Mann ihn an der Schulter zurückhält. „Lass sie in Ruhe!" Sagt dieser. Johnny stellt die Tasche ab und schaut ihn wütend an. „Was denkst du wer du bist?! Dass du einfach meine Freundin vögelst!" Er geht provokant auf ihn zu und schubst ihn leicht. „Sie ist schon ziemlich gut im Bett." Sagt der andere grinsend. „Johnny lass dich nicht provozieren. Komm jetzt." versuche ich auf ihn einzureden. Doch zu spät. Er wollte gerade auf ihn zu schlagen, als plötzlich Polizei Sirenen zuhören sind. „Fuck!" Schreit er laut auf. Er schnappt sich die Tasche und greift nach meiner Hand. „LAUF!" Höre ich es Johnny noch rufen bevor er mit mir anfängt zu rennen. Wir laufen eine ganze Weile durch Straßen und Gassen. Mein gesamter Körper tut weh und meine Lunge brennt. Ich bleibe nach einer Zeit aus der Puste stehen. „Ich.. kann nicht.. mehr." bringe ich nach Luft schnappend heraus. Auch er hält aus der Puste an und atmet mit mir durch. „Wir sind fast da.." bringt er heraus und nimmt wieder meine Hand. Zusammen gingen wir die letzten Meter, bis er an einer Tür in der Gasse klopft. Nicht normal wie jeder Mensch, sondern  tätigte er eine Art Klopfzeichen. Es dauerte nicht lange bis Dima die Tür öffnet und wir eintreten. Nach einem langen dunklen Flur kommen wir in einem hellen Raum an. Er war sehr modern eingerichtet. Es standen eine Couch und auch bequem aussehen Stühle dort. Auf der anderen Seite stehen PC's und ein Mikrofon. Schaumstoff wurde nach einer Art Muster an die Wand geklebt.
Erschöpft lasse ich mich auf eine Couch sinken. Es dauert eine Weile bis ich wieder regelmäßig atmen kann. Johnny sitzt neben mir und hält mir eine Flasche Wasser hin, welche ich dankend annehme. Ich trinke ein par Schlücke aus ihr und gebe ihr Johnny wieder. Dima hatte sich einen Stuhl geschnappt und sich dazu gesetzt. „Also was ist los?" Fragt er nun. „Ja ich bin auch mal gespannt was für eine gute Erklärung du dafür hast." Sage ich und blicke ihn leicht wütend an. „Celine hat einen Neuen und hat sich getrennt. Ich hab meine Sachen geholt und festgestellt das 5g fehlen. Es können auch mehr sein. Hab ich auf der Schnelle nicht mitbekommen. Aufjedenfall kam er dann auch dazu und hat einen Streit angezettelt, als plötzlich die Bullen kamen." Erzählt er langsam ruhiger werdend. „Naja. Eigentlich hast du nur einfach zu viel getrunken und dich provozieren lassen." füge ich hinzu. Dima, der nun kein Bandana mehr trägt, muss leicht lächeln. Hinter dem Bandana hat sich ein Bart versteckt. „Aufjdenfall, wovon fehlen 5g und warum genau sind wir vor der Polizei weg gelaufen?" Frage ich weiter. Ich sehe zwischen den beiden hin und her. Johnny schaut Dima an, der dann beginnt zu reden. „5g Gras, wovon Johnny noch mehr in der Tasche hat. Und nicht nur das." Fügt er hinzu. Ich atme leicht durch und schaue die beiden abwechselnd an. „Verarscht ihr mich gerade?" Frage ich leicht ungläubig. „Mit der Menge wären wir beide in den Knast gegangen. Zudem sehe ich so aus, als wenn ich Lust hätte vor der Polizei weg zu rennen?" Fragt Johnny. Ich schüttel nur leicht meinen Kopf als Antwort. „Und ihr nehmt sowas auch?" Frage ich weiter. „Ich rauch nur Gras." Sagt Johnny. „Ich überwiegend auch." Ergänzt Dima. Jetzt sitzen also zwei Menschen von denen meine Mutter mir immer erzählt hatte, vor dennen sie mich gewarnt hatte, vor mir. Menschen wie meinem Vater. So viele Gedanken und Fragen kreisten durch meinen Kopf. Ob sie meinen Vater kannten? Nein. Bestimmt nicht. Es ist soviel widersprüchlich. Meine Mutter hat immer so davon geredet, als wenn sie das schlimmste auf der Welt wären. Als wenn sie das schlimmste Verbrechen begehen, nur weil sie Drogen zu sich nehmen und diese weiter verkaufen. Natürlich ist es nicht legal und auch bestimmt nicht schön zu reden, aber dennoch nicht das Schlimmste auf dieser Welt. Ich kenne Johnny jetzt noch nicht allzu lange, aber er wirkt nicht wie ein schlechter Mensch auf mich. Es mag vielleicht sein, dass ich mich täusche, aber ich kann es mir einfach nicht vorstellen.

Der Schein trügt | Johnny Diggson FF [Überarbeitet]Where stories live. Discover now