Kapitel 2

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Zuko POV

Am nächsten Tag war ich bereits kurz nach Sonnenaufgang wach. Ich freute mich unglaublich aufs Training. Geschlafen hatte ich kaum. Dafür war ich viel zu aufgeregt. Die halbe Nacht hatte ich mir Figuren ausgedacht, die ich Katara unbedingt zeigen wollte.
Hastig zog ich mich um und flitzte dann runter in den Esssaal. Ich wollte genug Energie fürs Training haben.
Nachdem ich mir ein paar Früchte vom Obstkorb geschnappt hatte, ging ich wieder hoch, um Katara zu wecken. Ich klopfte ungeduldig an der Tür ihres Zimmers und kurze Zeit später öffnete sie mir. Sie hatte sich ebenfalls schon umgezogen und lächelte breit.
Ich nahm eine Kampfstellung ein. „Bist du bereit fürs Training?"
„Sei leise!", eilig zog sie mich am Arm, hinein ins Schlafzimmer, „alle schlafen noch." Sie lief zu ihrer Kommode, um aus einer Schublade zwei Schriftrollen rauszuholen.
„Was ist das?", fragte ich neugierig.
„Wasserbändigerschriftrollen", antwortete sie und steckte sie in ihrer Umhängetasche.
„Na toll. Ich muss immer alle Figuren auswendig lernen", mürrisch verschränkte ich die Arme vor der Brust und sah ihr weiter dabei zu, wie sie noch andere Dinge einpackte. „Wo wollen wir eigentlich trainieren?"
„Beim Fluss." Sie nahm mir einen Apfel weg, den ich in der Hand gehalten hatte und biss genüsslich hinein. „Dort wo wir früher immer gespielt haben."
„Aber das ist nicht im Palastgelände", stellte ich alarmiert fest, „sollten wir nicht zuerst meinen Eltern und deinem Vater Bescheid geben, damit sie sich keine Sorgen machen?"
„Nein!", entschied sie entschlossen, „sie würden es nicht erlauben."
Eigentlich wollte ich etwas dazu erwidern, liess das Thema dann aber doch ruhen. Schliesslich wollte ich kein Spielverderber sein. Katara hatte nämlich Recht. Wenn unsere Eltern wüssten, was wir vorhatten, würden sie es bestimmt verbieten.
Vor allem Kataras Vater war sehr empfindlich in solchen Angelegenheiten. Er behandelte sie, sein einziges Kind, wie eine zerbrechliche Vase. Ausser sie hatte er nämlich keine Familie. Katara's Mutter starb vor ein paar Jahren bei einem Attentat.
Ständig musste sie in der Nähe bleiben und sobald sie für ein paar Stunden verschwunden war, alarmierte er alle Wachen um nach ihr zu suchen.
Ich konnte das nicht ganz nachvollziehen. Wir befanden uns zwar im Krieg, jedoch war es hier im Palast vollkommen sicher. Jeder, der das Gelände betreten wollte, wurde strengstens kontrolliert.

Nachdem Katara fertig gepackt hatte, machten wir uns auf den Weg zum Fluss. Dafür mussten wir uns an der Wache vorbeischleichen, da sie sonst sofort unsere Eltern über unseren Ausflug in Kenntnis setzen würden.
Zum Glück kannte ich einen geheimen Weg, welcher aus dem Palastgelände führte. Vor zwei Jahren hatten Azula und ich ihn entdeckt und benutzten ihn seither, um uns hin und wieder wegzuschleichen.
Beim Fluss angekommen, begannen wir sofort mit dem Training. Zunächst zeigte sie mir ein paar von ihren Figuren. Danach war ich an der Reihe. Stolz führte ich ihr vor, was ich schon alles konnte. Begeistert feuerte sie mich an und klatschte, was mich erröten liess.
Nach unseren Vorführungen trainierten wir gemeinsam, indem wir kämpften. Natürlich ohne die Absicht, dem anderen zu schaden.
Mit einer Wasserpeitsche brach sie mich aus dem Gleichgewicht und ich fiel zu Boden.
Herausfordernd stemmte sie ihre Arme an den Hüften und blickte zu mir runter. Ich stand schnell auf und feuerte einen Feuerball auf sie. Sie wich geschickt aus. „Treffen ist auch eine Kunst!", versuchte sie mich zu provozieren.
„Ich hätte dich schon mehrere Male getroffen, aber ich möchte dich nicht verletzen!" entgegnete ich gereizt, „Feuer kann nämlich sehr gefährlich sein, wenn man es nicht richtig kontrolliert."
„Ohh, tut mir leid du grosser, gefährlicher Meister des Feuerbändigens," spöttelte sie und bändigte wieder eine Wasserpeitsche in meiner Richtung.

Wir bemerkten nicht, wie schnell die Zeit verging. Erst als es unerträglich heiss wurde, blickte ich zum Himmel hinauf und erkannte, dass es wahrscheinlich schon nach Mittag war.
„Wir sollten langsam wieder zurück", schlug ich vor, „sonst macht sich dein Vater wieder fürchterliche Sorgen."
„Jetzt schon? Lass uns noch ein wenig trainieren. Ich will noch nicht zurück", quengelte sie.
„Aber ich habe Hunger", behauptete ich. Aus irgendeinem Grund wollte ich so schnell wie möglich zurück zum Palast. Ich konnte mir selbst nicht erklären wieso, aber irgendetwas wurmte mich die ganze Zeit. Als hätte ich eine Vorahnung, dass etwas Schlimmes passieren würde.
Sie zeigte auf ihre Tasche „Ich habe Essen mitgenommen. Wenn du Hunger hast, kannst du ja etwas davon essen. Ich möchte noch ein paar Figuren ausprobieren."
Zweifelnd sah ich sie an. Da mir jedoch keine andere Ausrede einfiel, liess ich es wieder sein.
Widerwillig setzte ich mich ins Gras und ass einen Apfel. Aber auch nach dem Essen wollte das merkwürdige Gefühl nicht verschwinden. Ich versuchte es zu ignorieren und trainierte weiter.

Schliesslich hielt ich es nicht mehr aus. „Wir sollten jetzt wirklich gehen. Dein Vater hat bestimmt schon Wachen nach dir geschickt. Ich möchte keinen Ärger bekommen."
Sie sah mich mit gerunzelter Stirn an und seufzte erneut genervt. „Na schön! Aber morgen trainieren wir länger."
Ich versprach es ihr und packte eilig alle herumliegenden Sachen zusammen. Auf dem Rückweg sprachen wir kaum miteinander. Die Stimmung war bedrückend.
„Was ist denn los Zuko?" fragte sie mich besorgt, „du verhältst dich so komisch."
„Nichts", log ich und mied es dabei, ihr in die Augen zu sehen. Ich wollte ihr keine Angst machen.
Erleichterung machte sich in mir breit, als ich von weitem die Mauern vom Palastgelände erblickte. Im selben Moment nahm ich ein lautes Knacken in der Nähe wahr. Alarmiert schaute ich mich um. Ich konnte niemanden entdecken. Aber irgendetwas ist da doch...
Plötzlich sah ich hinter Katara einen verschleierten Mann aus dem Gebüsch hervortreten. Ohne Vorwarnung, schoss er einen Feuerball in ihrer Richtung. Blitzschnell warf ich mich auf sie und wir fielen beide zu Boden.
Erschrocken starrte sie mich an. Ich stand schnell wieder auf und zog sie an der Hand. „Renn!", brüllte ich und zeigte mit dem Finger in Richtung Palast „wir müssen von hier verschwinden!"
Wir rannten los. Der unbekannte Mann verfolgte uns und schoss weiterhin mit Feuerbällen nach uns.
Plötzlich stolperte Katara und fiel erneut ins Gras. Sie schrie schmerzerfüllt und legte ihre Hände um ihren Knöchel. Bitte nicht...!
Mein Herz blieb vor Schreck stehen. „Steh auf!" brüllte ich angsterfüllt und versuchte sie erneut hochzuziehen, „er wird uns sonst umbringen!"
Tränen flossen über ihre Wangen und sie schluchzte laut. „Ich kann nicht! Mein Knöchel! Ich glaube er ist verstaucht."
Auch meine Augen wurden feucht. In meinem ganzen Leben hatte ich noch nie solche Angst gehabt. „Du musst es versuchen Katara! Komm, ich helfe dir."
Bevor ich ihr jedoch aufhelfen konnte, hatte uns der Angreifer eingeholt. Ich konnte hören, wie er hinter seiner Maske diabolisch lachte.
Als er uns erneut angriff, stellte ich mich schützend vor Katara und wehrte den Angriff mithilfe meiner Bändigungskraft ab. Ich war vollgepumpt mit Adrenalin. Auf keinen Fall würde ich zulassen, dass er ihr wehtat.
Nun schoss auch ich mit Feuer auf ihn. Doch er lachte nur höhnisch und wehrte jeden Angriff mit Leichtigkeit ab.
Hinter mir weinte Katara immer noch und versuchte vergebens auf die Beine zu kommen.
„Glaubst du wirklich, ich lasse mich von einem kleinen Jungen besiegen?", rief der fremde Mann und kam mit grossen Schritten auf mich zu. Grob packte er mich an den Schultern und schüttelte mich heftig.
Verzweifelt versuchte ich mich loszureissen, doch er war zu stark. Ich hatte keine Chance.
Er schmunzelte. „Bist ein hübscher Kerl. Können wir ganz schnell ändern." Eine immer grösser werdende Flamme bildete sich auf seiner Handfläche.
Mich überkam eine Gänsehaut. Panisch versuchte ich mich wieder von seinem Griff loszureissen.
Plötzlich hörte ich Gebrüll und Rufe. Als ich nach hinten sah, erkannte ich Soldaten der Feuernation, die sich uns im raschen Tempo näherten. Den Geistern sei Dank!
Für einen kurzen Moment ging ich davon aus, dass der Horror endlich vorbei war, doch als ich zurückblickte, sah ich Feuer.
Im nächsten Augenblick spürte ich einen unerträglichen Schmerz im Gesicht und schrie mir die Seele aus dem Leib.
Der Mann liess mich los. Ich kauerte mich auf dem Boden zusammen und hielt mir die Hände vors Gesicht. Es war mir nicht möglich, die Augen zu öffnen. Ein unerträglicher Schmerz raubte mir den Atem.
Das letzte was ich mitbekam, war Katara, die mehrmals meinen Namen schrie. Danach wurde ich ohnmächtig.

Secret Love | Zutara FanfictionWhere stories live. Discover now