Kapitel 48

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Zuko POV

Nachdem wir unseren Plan festgelegt hatten, machten wir uns gleich auf dem Weg zu diesen Inseln. Es würde einen halben Tagesritt bis dorthin brauchen und wir durften keine Zeit verlieren.
Jets Plan war ziemlich riskant und ehrlich gesagt hatte ich grosse Bedenken, ob dieser tatsächlich funktionieren würde. Leider fiel uns kein besserer ein, weswegen wir das Risiko eingehen mussten.
Während dem Ritt herrschte grösstenteils Schweigen. Jeder war in seinen eigenen Gedanken versunken und bereitete sich mental auf den bevorstehenden Kampf vor, welcher uns wahrscheinlich erwarten würde. Wir waren dem Feind nie zuvor so nahe gewesen, was uns ein wenig Angst machte, obwohl es niemand direkt zugeben wollte.
Meine Gedanken kreisten hauptsächlich um Katara. Ich machte mir schreckliche Sorgen um ihr Wohlergehen. Wenn ich nur daran dachte, welch qualvollen Schmerzen sie möglicherweise ausgesetzt war, zog sich alles in mir zusammen. Ich betete zu den Geistern, dass es ihr gut ging. Niemals würde ich es mir verzeihen können, wenn ihr etwas Schlimmes zustossen würde, ohne dass ich es irgendwie verhindern konnte.

„Seit wann läuft eigentlich die Sache zwischen dir und Katara?", durchbrach plötzlich Jet die bedrückende Stille.
Verwundert hob ich den Kopf. „Woher weißt du davon..."
„Ach komm schon!", Jet grinste, „es ist doch offensichtlich, dass es zwischen euch funkt. Ich habe es bereits bei unserem Aufenthalt am Südpol gerafft."
Als er den Südpol erwähnte, senkte er kurz den Blick und schien über etwas nachzudenken. Wahrscheinlich Erinnerungen an Yue.
Ich seufzte. „Na schön. Ja wir waren zusammen."
„Was soll das heissen „waren"? Gib doch nicht gleich auf! Wir werden sie schon finden. Ich bin mir sicher, dass es ihr gut geht", versicherte mir Suki.
Sie verstanden nicht, was ich eigentlich damit gemeint hatte. Ich runzelte die Stirn uns seufzte erneut wehmütig. Soll ich ihnen von der Trennung erzählen?
Ich sprach nicht gerne über dieses Thema, jedoch wollte ich uns somit peinliche Situationen ersparen, welche später folgen könnten. „Sie hat es beendet."
Beide hoben gleichzeitig den Kopf. „Wieso denn das?", fragte Suki verwundert.
Ich mied den Augenkontakt mit ihnen. „Ich weiß nicht... Es hätte niemals funktioniert. Wir beide tragen eine grosse Verantwortung unserem Volk gegenüber und eine solche Bindung wäre nicht akzeptabel."
Jet schüttelte verständnislos den Kopf. „Was hat denn das Volk mit eurem Liebesleben zu tun? Nur weil ihr euch liebt, heisst es nicht, dass es eurer Nation auf irgendeiner Weise schadet. Das ist doch Schwachsinn!"
„Da stimme ich Jet zu", übernahm Suki erneut das Wort, „es ist zwar neu und ungewohnt, heisst aber nicht, dass es nicht funktionieren kann. Wenn ihr zusammen glücklich seit, darf euch nichts und niemand dieses Glück wegnehmen!"
Nachdenklich wiegelte ich den Kopf hin und her. „Erklärt das Katara. Schliesslich war sie es, die unsere Beziehung beendet hat. Ich würde für sie mein Leben hergeben."
„Keine Sorge", beruhigte mich Suki, „wenn wir sie und Ash befreit haben, werde ich dafür sorgen, dass sie wieder zur Besinnung kommt. Versprochen."
Ich zwang mich zu einem Lächeln, war aber nicht gerade optimistisch. Katara war ein sturer Mensch und wenn sie erstmal eine Entscheidung gefällt hatte, konnte man sie nur schwer vom Gegenteil überzeugen.
Bekümmert zog ich an den Zügeln, damit Ghost sein Tempo erhöhte. Bevor ich mir darüber Sorgen machen konnte, musste ich sie erstmal aus den Fängen des Feindes retten.

Die Sonne ging bereits unter als wir den Hafen erreichten, der uns zu den Inseln bringen würde. Zumindest war es der einzige, der dafür infrage kam. Ob es tatsächlich Schiffe gab, welche die entsprechende Route benutzten, war uns immer noch unklar.
Wir entschlossen uns dazu, nicht nachzufragen, da wir dadurch möglicherweise Aufmerksamkeit auf uns lenken könnten, was wir unbedingt vermeiden wollten. Man wusste nie, wieviele Spione des Roten Lotus sich hier rumtrieben. Die Gefahr war gross, dass sie von unserem Plan Wind bekamen und wir aufflogen.
An diesem Punkt wurde die Sache spannend. Wir liefen unauffällig durch die engen Strassen und hielten Ausschau nach möglichen Soldaten des Roten Lotus. Wenn sie tatsächlich den Hafen hier benutzten, um zu diesen Inseln zu gelangen, mussten sie sich hier irgendwo aufhalten.
Wir betraten eine kleine Kneipe und liessen uns an einen Tisch nieder, wo wir alle Besucher gut im Blick hatten. Ausser einem alten Fischer, der eindeutig zu viel Schnaps hatte und einer jungen Frau, die mehrmals interessiert zu uns rübersah, war die Kneipe jedoch leer.
Ungeduldig klopfte ich mit dem Finger auf die Tischplatte und fuhr mir mehrmals nervös mit der Hand durchs Haar. Jet und Suki hingegen wirkten entspannt und unterhielten sich belanglos, was ich nicht ganz nachvollziehen konnte. Möglicherweise gehörte das aber nur zur Tarnung.
Nach einer gefühlten Ewigkeit betraten zwei Männer die Kneipe und setzten sich plaudernd einen Tisch weiter in unserer Nähe. Aufmerksam und unauffällig zugleich, tauschten wir kurze Blicke aus und lauschten dann so gut es ging ihrem Gespräch zu. Soweit wir mitbekamen, hiess einer der Männer, der einen Schnurrbart trug Ghazan und der andere Feng. Er hatte langes, helles Haar, welches er zu einem Zopf zusammen gebunden hatte. Zunächst sprachen sie über normale Themen wie zum Beispiel Frauen oder Arenakämpfe, die vor kurzem im Erdkönigreich begonnen hatten.
Ich wollte gerade die Hoffnung aufgeben, als sie plötzlich anfingen, sich über die Arbeit zu unterhalten und dabei leiser wurden. Trotzdem bekam ich fast jedes Wort mit und es schien so, als würden sie sich gerade über etwas beschweren.
„In letzter Zeit werden es immer mehr... Gefangene", murmelte Ghazan, „langsam wird es ziemlich voll dort drüben."
Feng stimmte ihm nickend zu. „Da hast du Recht. Vor allem die Erdbändiger sind so verdammt anstrengend und lassen sich kaum unterkriegen", genervt rollte er mit den Augen und nahm dabei einen Schluck von seinem Becher, „hast du von diesem Mädchen gehört, die vor kurzem hierher gebracht wurde? Soll angeblich ein hohes Tier aus dem Norden sein. Ziemlich junges Ding."
Mein Herzschlag beschleunigte sich. Ich warf erneut einen kurzen Blick zu Jet. Auf seinem Gesicht konnte ich ein triumphierendes Lächeln erkennen.
Ghazan schnaubte amüsiert und trank ebenfalls seinen Becher leer. „Die wird es höchstens ein paar Tage dort drin aushalten, bevor die anderen über sie herfallen. Die meisten haben bestimmt seit zwei Jahren keine Frau mehr gesehen und eine solche Gelegenheit lassen sie sich ganz sicher nicht entgehen", er grinste hämisch, „sie tut mir fast schon leid." Sie lachten dreckig und wechselten dann das Thema.
Beunruhigt krallte ich meine Fingernägel in den Becher, welchen ich in der Hand hielt. Nur schon bei der Vorstellung, dass Katara in diesem Gefängnis belästigt wurde, liess Besorgnis in mir aufkeimen.
Jet nickte Suki knapp zu und gab ihr somit das entsprechende Zeichen. Sie erhob sich daraufhin und trat lächelnd am Tisch, an dem die beiden Dreckskerle saßen.
Diese sahen verwundert auf und beäugten sie interessiert, als sie sich mit den Händen auf der Tischplatte abstützte und sich absichtlich nach vorne beugte, damit sie einen kurzen Blick in ihren Ausschnitt erhaschen konnten. Die typischen Geheimwaffen einer Frau.
„Wäre einer von euch jungen Herren so freundlich, mir ein wenig Gesellschaft zu leisten?", säuselte Suki mit klimpernden Augen und setze sich neben Feng, „die zwei Typen nebenan langweilen mich zu Tode und sind auch noch viel zu geizig, um mir ein Getränk zu spendieren!" Sie warf uns einen gespielten, verächtlichen Blick zu.
Ghazan grinste belustigt. „Anscheinend wissen sie nicht, wie man mit einer solch reizenden Dame umgeht."
„Da bin ich ganz deiner Meinung!", stimmte ihm sein Kollege zu und lächelte verschmitzt. Daraufhin spendierten sie Suki ein Glas Kaktussaft und unterhielten sich mit ihr. Dabei achtete Suki darauf, dass sie möglichst viel tranken, woraufhin sie immer hemmungsloser wurden.
Plötzlich setzte sie sich auf dem Schoss von Feng, was ihm sichtlich zu gefallen schien. Umso mehr ärgerte es Jet, der sich stark zusammenreissen musste, um nicht die Nerven zu verlieren.
„Wir müssen zurück zur Arbeit", grummelte Ghazan und liess Suki nicht aus den Augen, „tut mir leid Kleine."
„Ach kommt schon!", maulte sie und schenkte ihm erneut ein verführerisches Lächeln, „lasst mich doch jetzt nicht alleine! In diesem Zustand könnt ihr doch sowieso nicht arbeiten."
Plötzlich beugte sie sich nach vorne und flüsterte Feng leise etwas ins Ohr, was wir jedoch nicht verstehen konnten. Dieser grinste breit und sah dann wieder zu seinem Partner. „Von mir aus kannst du gehen. Melde dem Chef, dass ich mir die Grippe eingefangen habe."
Ungläubig schüttelte Ghazan den Kopf und erhob sich dann, um die Kneipe zu verlassen.
Jet lächelte zufrieden und konzentrierte sich dann wieder auf Suki, die noch immer mit diesem widerlichen Typen beschäftigt war. Unser Plan verlief bis jetzt perfekt.
Nach einer Weile erhob sich Suki und zog Feng am Hemd in Richtung Ausgang. Das war unser Stichwort.
Wir warteten noch einen kurzen Moment und eilten dann ebenfalls hinaus. Es brauchte nicht lange, bis wir sie bei einer dunklen Gasse hinter der Kneipe entdeckten. Der Dreckskerl war gerade damit beschäftigt, Sukis Hals zu küssen und bemerkte uns deshalb nicht.
Zornig ging Jet mit grossen Schritten auf ihn zu und riss ihn von ihr los, die daraufhin angewidert das Gesicht verzerrte.
„He! Was soll da...", grummelte Feng.
Bevor er zu Ende sprechen konnte, verpasste ihm Jet einen kräftigen Fausthieb, woraufhin er zu Boden stürzte und schmerzerfüllt keuchte. Ungerührt trat Suki ihm in den Magen. Nun war nur noch ein leises Röcheln zu hören.
„Das hast du davon, wenn du dich an meine Freundin ranmacht!", knurrte Jet und zog ihn wieder auf die Beine. Ich nahm währenddessen ein Seil hervor und fesselte ihn an Händen und Füssen.
Als er um Hilfe rufen wollte, hielt ihm Suki den Mund zu und knebelte ihn mit einem dreckigen Laken, welches sie auf dem Boden fand.
Jet schmunzelte. „Das wird Spass machen." Auf seinem Gesicht bildete sich ein diabolisches Grinsen.
Wir schleppten ihn gemeinsam tiefer in die Gasse, damit uns niemand sehen oder hören konnte und lehnten ihn an einer Steinmauer. Er hatte längst aufgehört sich zu wehren. Seine Augen waren vor Panik weit aufgerissen.
Nachdem wir uns sicher waren, dass wir ausser Hörweite waren, nahm ihm Suki das Laken aus dem Mund.
Bevor er losbrüllen konnte, hielt ihm Jet ein Hakenschwert unters Kinn. „Einen Mucks und ich schneid dir die Kehle durch!", drohte er und fuhr ihm mit der scharfen Klinge die Wange runter, woraufhin sich eine blutende Strieme bildete. Dieser entschloss sich, dass Richtige zu tun und blieb stumm.
„Du fragst dich jetzt bestimmt, was der Grund für dieses ganze Spektakel ist", zischte Jet und kniete sich zu ihm runter, „das kann ich dir gerne erklären. Ich hasse euch Mistkerle wie die Pest und würde euch am liebsten alle sofort kalt machen." Mit diesen Worten spuckte er ihm ins Gesicht.
„Weshalb bringst du es dann nicht hinter dir und tötest mich einfach!", fragte Feng und versuchte sich vergebens mit der Schulter die Spucke aus dem Gesicht zu wischen.
„Wir brauchen Informationen", mischte ich mich ein und trat einen Schritt näher auf ihn zu, „die wirst du uns gefälligst geben. Ansonsten folgen Konsequenzen!"
Er schnaubte verächtlich. „Das könnt ihr vergessen! Kein einziges Wort werdet ihr von mir hören. Von mir aus könnt ihr mich foltern oder umbringen. Ich werde meine Leute niemals verraten."
„Ach ja?", Jet schmunzelte erneut, „da bin ich aber anderer Meinung." Plötzlich holte er mit seinem Hakenschwert aus und schnitt ihm ohne zu zögern einen Finger ab. Feng brüllte schmerzerfüllt, woraufhin ihm Suki schnell wieder das Maul stopfte.
Erschrocken starrte ich Jet an. Mir war natürlich bewusst gewesen, dass wir ihn wahrscheinlich foltern mussten, aber das er gleich zu solch extremen Massnahmen greifen würde, hatte ich nicht erwartet. Erneut machte sich ein beunruhigendes Gefühl in mir breit. Jet hatte sich tatsächlich verändert.
Als der Mann immer noch nicht reden wollte, folgten weitere Schläge und nach wenigen Minuten fehlten im bereits drei Finger. Ich verpasste ihm mehrere Brandwunden, aber aus irgendeinem Grund packte mich sofort das schlechte Gewissen. Was ist nur los mit mir?
Erst als ihm Jet das Schwert vor den Schritt hielt und die Spitze langsam senkte, nickte er wild. Da wussten wir, das er endlich reden würde. Und das tat er dann auch. Er erzählte uns von dem Hochsicherheitsgefängnis auf der Vulkaninsel und den getarnten Frachtschiffen, auf denen heimlich Gefangene geschmuggelt wurden, um sie zu dieser Festung zu bringen. Dort wurden sie dann für eine unbestimmte Zeit festgehalten. Ausserdem erzählte er von einem Schiff, welches heute Nacht neue Insassen zu dieser Insel bringen würde und nachdem ihm Jet erneut mit dem Schwert drohte, erklärte er uns ins genauste Detail, wie wir auf dieses Schiff gelangen konnten sowie andere wissenswerte Informationen, welche für die Flucht später notwendig waren.
Als er uns alles wichtige erzählt hatte, wollte ihn Jet kaltblütig ermorden, doch Suki und ich hielten ihn schnell davon ab. Nach einer kurzen Diskussion entschlossen wir uns dazu, ihn anders zum Schweigen zu bringen.
Jet schnitt ihm auf brutaler Weise die Zunge ab und schlug ihn daraufhin k.o, damit er nicht so schnell gefunden wurde. Danach schmissen wir ihn gut getarnt in eine dunklen Ecke und verliessen die Gasse als sei nichts besonderes geschehen.
„Ich hoffe, er erstickt an seinem Blut!", knurrte Jet mit zusammengezogenen Augenbrauen.
Ich schüttelte nur den Kopf und lief schweigend neben ihm her. Es war wirklich erschreckend, zu was Jet alles fähig war. Aber nun hatte ich grössere Probleme. Wir mussten so schnell wie möglich unbemerkt auf dieses Schiff gelangen, bevor es losfuhr.
Obwohl mir die Art und Weise, wie wir an die Informationen gekommen waren, nicht geheuer war, freute ich mich trotzdem über die mögliche Chance, Katara zu retten. Das würde jedoch eine grosse Herausforderung werden und ich betete erneut zu den Geistern, dass wir es heil überstehen würden.

Secret Love | Zutara FanfictionWhere stories live. Discover now