Kapitel 47

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Zuko POV

Ich war seit Tagen unterwegs und hatte noch immer keine Spur von Katara und Ash gefunden. Ghost verfolgte zwar weiterhin ihre Witterung, jedoch gab es sonst keine weiteren Anzeichen auf die beiden, was mir langsam Sorgen bereitete.
Ich hatte mich dazu entschlossen, die Suche kurz abzubrechen, um mich mit Jet an den ausgemachten Treffpunkt zu treffen. Der Tag unseres Wiedersehens rückte immer näher und ich musste mich auf den Weg dorthin machen. Hoffentlich hatte er den Brief rechtzeitig erhalten. Im Moment brauchte ich dringend seinen Rat, da mir die Optionen ausgegangen waren und ich im Dunkeln tappte.
Der Treffpunkt befand sich ungefähr in der Mitte unserer beiden Standorte. Ich wählte ein kleines Dorf im Nordosten der Feuernation namens Shu Jing. Vor ein paar Jahren hatte ich dort meine Ausbildung fürs Schwertkämpfen absolviert. Es erschien mir geeignet, da es von Jets Aufenthaltsort nicht sehr weit entfernt war und ich mich dort gut auskannte. Ausserdem hielten sich dort soviel ich wusste kaum Soldaten des Roten Lotus auf.

Nach zwei Tagesritten erreichte ich das Dorf und liess mich in einer kleinen Kneipe nieder. Es war noch früh am Morgen, weshalb fast keine Besucher anwesend waren. In ein paar Stunden würde ich Jet im besten Fall hier endlich wiedersehen.
„Was sucht ein so junger Mann wie du, so früh am Morgen in einer Kneipe?", fragte mich ein fremder Mann hinter der Theke und musterte mich neugierig.
„Ich warte hier auf jemanden", antwortete ich knapp, ohne ihn dabei anzusehen.
Scheinbar bemerkte er, dass ich nicht gerade scharf darauf war, mich mit ihm zu unterhalten, woraufhin er nur nickte und sich dann wieder seiner Arbeit zu widmete.

Als die Sonne hoch am Himmel stand und die Mittagszeit anbrach, verliess ich die Kneipe, um mich nach Jet umzusehen. Langsam aber sicher sollte er hier aufkreuzen.
Aufmerksam lief ich durch die Strassen und liess meinen Blick mehrmals durch die Menschenmenge schweifen. Vielleicht hatte er die Kneipe nicht gefunden oder wurde anders aufgehalten.
Seit unserer Trennung am Südpol hatte ich kaum etwas von ihm gehört. Sein letzter Brief war eine ganze Weile her und soviel ich wusste, wollte er zusammen mit den anderen Freiheitskämpfern ein Geheimversteck des Roten Lotus in der Nähe der Kyoshi Insel überfallen. Der Gedanke, dass er den Angriff vielleicht nicht überstanden hatte oder anderweitig verletzt wurde, liess mich unruhig werden.
Nachdem ich ihn nirgendwo ausfindig machen konnte, suchte ich einen Gasthof auf, um mir ein Zimmer für die Nacht zu besorgen. Möglicherweise wurde er auf dem Weg hierher aufgehalten und verspätete sich deshalb. Ich wollte nicht riskieren, ihn zu verpassen, weswegen ich noch bis morgen in Shu Jing bleiben würde.

Am späten Abend ging ich zurück zur Kneipe, weil ich nicht wusste, wie ich mich sonst beschäftigen sollte. Ich fühlte mich einsam und sehnte mich extrem nach Katara. Ich würde alles dafür geben, um sie bei mir zu haben.
Bei der Kneipe angekommen, sprach mich erneut der Mann von heute Morgen an. „Ist dein Freund noch immer nicht aufgetaucht?" Er reichte mir ein Glas Kaktussaft.
Eigentlich mochte ich dieses Zeug nicht besonders, aber es war das einzig erfrischende Getränk hier und draussen war es unerträglich heiss. Ich trank einen Schluck. „Ist hier vielleicht ein junger Mann ungefähr in meinem Alter aufgetaucht? Er hat dunkles Haar und besitzt Hakenschwerter."
Der Mann schüttelte den Kopf . „Nein, tut mir leid. So jemand wäre mir aufgefallen. Es kommen nicht oft junge Menschen hierher."
Enttäuscht strich ich mir die Haare aus der Stirn und trank das Glas leer. Daraufhin schob ich es in seiner Richtung, um ihm zu demonstrieren, dass er erneut einschenken sollte.
Mit gerunzelter Stirn tat er es. „In deinem Alter sollte man nicht so viel trinken", ermahnte er mich, „vor allem nicht so etwas starkes. Das Zeug vernebelt einem ganz schön den Kopf."
Ich erwiderte dazu nichts und richtete stattdessen meinen Blick auf den Eingang, um weiterhin nach Jet Ausschau zu halten.

Nach einer gefühlten Ewigkeit gab ich die Hoffnung, dass er heute noch auftauchen würde, auf. Bevor ich die Kneipe verliess, nahm ich mir noch ein Glas von diesem merkwürdigen Gebräu und trank es in einem Zug leer.
Noch während ich trank, schlug mir plötzlich jemand von hinten mit voller Wucht auf den Rücken, woraufhin ich mich verschluckte und einen Hustenanfall erlitt.
„Du solltest aufhören, so viel zu trinken", schmunzelte eine mir allzu bekannte Stimme.
Ungläubig drehte ich mich um und erblickte einen grinsenden Jet vor mir. „Wenigstens vertrage ich es im Gegensatz zu dir", gab ich zurück. Daraufhin fielen wir uns lachend in die Arme.
Nachdem wir uns wieder voneinander lösten, fiel mir auf, dass er nicht alleine war. Neben ihm stand ein junges Mädchen ungefähr in Katara' s Alter. Stumm musterte sie mich neugierig
„Und du bist?", fragte ich verwirrt.
„Suki", antwortete sie, „du bist wahrscheinlich Zuko. Jet hat mir viel von dir erzählt."
„Also deinen Namen hat er in meiner Gegenwart nie erwähnt." Fragend sah ich zu Jet.
Dieser legte immer einen Arm um Sukis Hüfte und gab ihr einen Kuss auf die Stirn. „Wir kennen uns nicht sehr lange. Sie ist die Anführerin der Kyoshi Kriegerinnen und hat uns beim Angriff gegen den Roten Lotus unterstützt. Ausserdem wird sie uns bei der Suche nach Katara begleiten."
„Aha", gab ich wenig begeistert von mir. Es überraschte mich, dass er nach der Sache mit Yue so schnell wieder eine neue Geliebte gefunden hatte. Andererseits freute ich mich natürlich für ihn. Scheinbar war seine Entscheidung, sich den Freiheitskämpfern anzuschliessen, tatsächlich die richtige gewesen.
„Wenn wir gerade bei Katara sind..." Ich setzte mich mich wieder an der Theke, woraufhin sie ebenfalls neben mir Platz nahmen. „Ausser einer Kette habe ich nichts gefunden, was uns bei der Suche weiterhelfen könnte. Ghost verfolgt zwar noch immer Kataras Witterung, jedoch endet ihre Spur jedesmal an der Küste. Ich vermute, dass sie möglicherweise zum Nordpol gebracht wurden."
Nachdenklich strich sich Jet mit dem Finger übers Kinn. „An welcher Küste genau? Befanden sich in dessen Nähe irgendwelche Dörfer oder Städte?"
Ich nickte knapp, konnte aber nicht nachvollziehen, wie uns diese Information weiterbringen sollte.
Nachdem ich ihm die Ortschaften gennant hatte, an deren Häfen Ghost die Spur verloren hatte, holte er eine Karte hervor und rollte sie auf dem Tresen aus. Er kennzeichnete die genannten Punkte und sah es sich dann kurz grübelnd an. „Ich bezweifle sehr, dass sie zum Nordpol gebracht wurden", schlussfolgerte er nach kurzem Überlegen, „die Orte, welche du genannt hast, befinden sich alle im Südosten. Es wäre unlogisch, wenn sie von dort aus zum Nordpol reisen würden."
„Und wo sollen sie sonst sein?", fragte ich und hob kritisch eine Augenbraue.
„In der Nähe der Küste, an denen sich die entsprechenden Orte befinden, existieren nicht allzu weit entfernt zahlreiche, verlassene Inseln", stellte Suki fest und zeigte mit dem Finger auf die kleinen roten Flecken, welche diese darstellten, „vielleicht besitzt der Rote Lotus dort ein Geheimversteck. Es wäre der ideale Platz, um Gefangene festzuhalten."
„Das kann gut sein", stimmte ich ihr zu, „aber es sind viele Inseln. Es würde eine Ewigkeit dauern, bei allen nachzusehen und ausserdem wie wollen wir dort ohne Schiff hin? Ich bezweifle sehr, dass es Schiffe gibt welche eine solche Route einschlagen."
„Dann werden wir uns eben jemanden suchen, der uns die entsprechenden Information gibt", schlug Jet mit einem diabolischen Grinsen vor.
Fragend sah ich ihn an. „Ausser dem Roten Lotus selbst, weiß wahrscheinlich niemand von diesem Geheimversteck."
„Da hat er Recht", stimmte mir Suki zu, „wie willst du an die entsprechenden Informationen kommen?"
Jet schmunzelte. „Wir schnappen uns einfach einen dieser Bastarde und drohen ihm mit ein bisschen Feuer unter'm Hintern und schon macht er den Mund auf."
Ungläubig schüttelte ich den Kopf. „Du willst einen ihrer Soldaten kidnappen? Was ist wenn er nicht redet? Und wenn doch, was machen wir danach mit ihm? Wenn wir ihn laufen lassen, alarmiert er sofort die anderen."
„Wer sagt denn, das wir ihn laufen lassen?", entgegnete Jet, „wir entsorgen ihn irgendwo, wo ihn niemand so schnell finden wird."
Als ich erkannte, was er damit andeuten wollte, runzelte ich wenig begeistert die Stirn. Mir fiel auf, dass er sich seit unserer letzten Begegnung ziemlich verändert hatte. Er war nicht mehr der übervorsichtige, ängstliche Junge von damals. Nun war er viel entschlossener geworden und scheute anscheinend nicht davor, den Feind mit allen Mitteln zu bekämpfen. Ich vermutete, dass Yues Tod der Hauptgrund für diese Veränderung war. Möglicherweise war er auf Rache aus.
Ehrlich gesagt, gefiel mir der neue Jet nicht. Andererseits hatte er leider Recht. Wenn wir Katara und Ash finden wollten, mussten wir härtere Massnahmen ergreifen. Ich persönlich würde alles dafür tun, um Katara zu retten.
„Na schön", willigte ich schliesslich ein, „und wo wollen wir diesen Soldaten schnappen, ohne dass auf uns eine ganze Armee angesetzt wird?"
Jet lehnte sich auf seinem Stuhl zurück und verschränkte die Hände hinter dem Kopf. „Da habe ich schon eine Idee."

Katara POV

Es vergingen Stunden, als plötzlich eine Wache auftauchte und mich von den Ketten an der Wand löste. Er forderte mich auf, ihm zu folgen, was ich dann widerwillig tat.
Als er mich aus der Zelle führte, machte sich Besorgnis und Furcht in mir breit. Ich wusste nicht, was mich nun erwartete.
Nachdem wir eine Weile den endlosen Korridor entlang gelaufen waren, öffnete er eine grosse Tür und liess mich eintreten. Dahinter befand sich ein anderer Trakt der Festung. Dieser war viel grösser und geräumiger. Es herrschte eine nahezu unerträgliche, tropenähnliche Hitze und über mir erstreckte sich der düsterer Himmel.
Zunächst wurde ich zu einer neuen Zelle gebracht. Diese war viel möblierter als meine alte, beziehungsweise befand sich eine Pritsche neben dem altbekannten Eimer im Raum.
Mein Rücken schmerzte unglaublich und obwohl die harte Pritsche wahrscheinlich nicht viel bequemer war als der Boden, freute ich mich, heute darauf zu schlafen.
Ich wurde für eine unbestimmte Zeit in meiner Zelle allein gelassen, was ich ausnutzte, um mich draussen genauer umzusehen. Ich stellte mich auf die Pritsche und konnte somit aus dem vergittertem Fenster sehen. Viel konnte man jedoch nicht erkennen. Merkwürdigerweise war hier alles in einer dichten Rauchwolke gehüllt und ich konnte nur schwer eine Steinmauer in der Ferne erkennen. Die Umgebung war mir völlig fremd, aber bei dieser Hitze vermutete ich, dass wir uns noch immer in der Feuernation aufhielten, was mich ein wenig beruhigte.
Ich sprang von der Pritsche und begab mich zur Metalltür, wo ebenfalls eine kleine, vergitterte Luke angebracht wurde. Ich musste mich auf die Zehenspitzen stellen, um etwas erkennen zu können. Ausserhalb meiner Zelle befand sich ein grosser Hof, welcher einer Arena ähnelte. Drumherum befanden sich mehrere Etagen mit Zellentüren, die meiner glichen. Möglicherweise befanden sich dort weitere Insassen.
Diese Erkenntnis beruhigte mich ein wenig. Anscheinend waren Ash und ich nicht die einzigen Gefangenen auf dieser Festung, was uns somit zu nichts Besonderes machte. Wobei ich mir nun ziemlich sicher war, dass es sich hierbei um eine Art Hochsicherheitsgefängnis handelte.
Ich hielt mich noch immer an den Gittern der Luke fest, als sich plötzlich die Zellentür von alleine öffnete. Erschrocken stolperte ich ein paar Schritte zurück.
Es ertönten laute Stimmen und Gebrüll, als sich die anderen Insassen auf den Hof begaben.
Unsicher lugte ich an der Türschwelle gelehnt hinaus, um mich nach Ash umzusehen. Unglücklicherweise schien ich hier die einzige, weibliche Gefangene zu sein, was mich sehr beunruhigte.
Als mich ein paar Männer von weitem erblickten, bemerkte ich, wie sie neugierig die Augen weiteten und zu tuscheln anfingen. Am liebsten hätte ich die Tür meiner Zelle wieder geschlossen, jedoch liess sich diese nur nach einer bestimmtem Zeit verriegeln.
Ich traute mich nicht, meine Zelle zu verlassen und blieb deshalb auf meiner Pritsche sitzen, in der Hoffnung, dass mich Ash bald finden würde. Ich traute mich nicht, ihn selbst suchen zu gehen, da ich dadurch möglicherweise ungewollte Aufmerksamkeit von den Männern auf mich ziehen könnte, was ich unbedingt vermeiden wollte.
Nach einer gefühlten Ewigkeit hörte ich wie eine bekannte Stimme meinen Namen rief. Ruckartig stand ich auf und eilte aus meiner Zelle. Ich liess meinen Blick über die einzelnen Menschengruppen schweifen und entdeckte Ash ein paar Meter weiter weg dabei, wie er in jeder Zelle an der er vorbeikam nach mir suchte.
Ohne auf die verwunderten Blicke der anderen Insassen zu achten, rannte ich auf ihn zu. „Ash!", rief ich erfreut und fiel ihm um den Hals.
Er seufzte erleichtert und legte ebenfalls seine Arme um mich. „Den Göttern sei Dank, es geht dir gut!"

Secret Love | Zutara FanfictionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt