Kapitel 9

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Katara POV

Nachdem wir stundenlang geritten waren, rasteten wir, um uns ein wenig auszuruhen. Während Jet sich um die Strauspferde kümmerte, machte ich ein Feuer. Zumindest versuchte ich es.
"Mist!", fluchte ich laut, als der Funken Feuer, den ich entzündet hatte, schon wieder erlosch. Das kann doch unmöglich so schwer sein. Vor allem bei dieser Hitze!
Amüsiert gesellte sich Jet zu mir. "Soll ich dir helfen?"
Beschämt lächelte ich. "Ja, gerne."
Wenige Minuten später brannte ein kleines Feuer. Wir setzten uns daneben und assen eine Kleinigkeit.
"Wo wollen wir eigentlich hin?", fragte ich ihn neugierig.
Er hörte zu essen auf. "Kommt drauf an. Wo möchtest du den hin?"
Ich zuckte mit den Schultern. Ehrlich gesagt, kannte ich mich nicht so gut in der Feuernation aus. Allgemein wusste ich nicht sehr viel von meiner Umgebung. Mein ganzes Leben wurde ich in Palästen oder dem Bauernhof von Kya eingesperrt. Etwas anderes kannte ich nicht. "Das kannst gerne du entscheiden. Hauptsache weit weg."
Er lächelte. "Wie wär's mit Ba Sing Se?"
Überrascht öffnete ich den Mund. "Ba Sing Se? Die Hauptstadt des Erdkönigreichs?" Er nickte.
Ich überlegte kurz. "Wieso denn genau dort?"
"Die Stadt ist riesig!", erzählte er mir begeistert, "ich habe schon von vielen gehört, die dort ausgewandert sind, um sich ein neues Leben aufzubauen. Bei so vielen Menschen, die dort leben, erkennt niemand so schnell eine Prinzessin aus dem Norden."
Beim Wort Prinzessin zuckte ich zusammen.
Jet hatte es natürlich bemerkt. "Tut mir leid..."
"Du musst dich nicht entschuldigen", ich lächelte gequält, „manchmal vergesse ich nur, wer ich eigentlich bin. Es sind so viele Jahre vergangen, seit ich eine Prinzessin gewesen war. So vieles hat sich geändert." Deprimiert sah ich ins Feuer.
Jet rückte ein Stück näher zu mir. "Du bist immer noch eine Prinzessin Katara. Niemand kann dir diesen Titel wegnehmen."
Ich seufzte wehmütig. "Doch. Der Rote Lotus hat ihn mir weggenommen. Ich habe mitbekommen, dass ihr Anführer den Nordpol eingenommen hat. Ich werde nie wieder dorthin zurückkehren können." Traurig starrte ich auf das Brot, welches ich in der Hand hielt. Der Appetit war mir eindeutig vergangen.
"Genau aus diesem Grund, sollten wir nach Ba Sing Se gehen. Um neu anzufangen. Du kannst dir eine neue Identität aufbauen. Ganz von vorne beginnen. Das ist deine Chance Katara!" Aufmunternd legte er einen Arm um mich.
Nachdenklich wiegelte ich den Kopf hin und her. Eigentlich hatte er Recht. Ich musste neu anfangen und die Vergangenheit hinter mir lassen. Wahrscheinlich würde ich nie mehr in den Norden zurückkehren können und niemals meinen rechtmässigen Thron besteigen. Von der Feuernation hatte ich auch die Nase voll. "Du hast Recht. Gehen wir nach Ba Sing Se!"
Erfreut über meinen Entschluss, erzählte er mir zahlreiche Geschichten über die Hauptstadt des Erdkönigreichs. Irgendwann wurden wir dann müde und schliefen ein.

Ich sass im hohen Gras und weinte. Ein unbekannter Mann kam langsam auf mich zu und grinste diabolisch. "Es wird nicht wehtun", behauptete er mit einem teuflischen Grinsen, "hab keine Angst."
Ich versuchte aufzustehen, doch mein Knöchel schmerzte höllisch, was es mir unmöglich machte, zu flüchten. Verzweifelt schrie ich um Hilfe.
Als ich mich umsah, entdeckte ich Zuko. Er lag regungslos im Gras. Ich wusste nicht, ob er überhaupt noch lebte. Obwohl ich mehrmals nach ihm rief, bewegte er sich nicht.
Der Angreifer kam immer näher. Mir wurde bei dem Gedanken, was er alles mit mir anstellen könnte, schlecht.
Schliesslich packte er mich an den Haaren und zog heftig daran. Ich stiess einen schmerzerfüllten Schrei aus. Er nahm ein Messer hervor und drückte es mir an den Hals.
Ich versuchte mich loszureissen, schaffte es aber nicht. Mit einem schnellen Ruck schnitt er mir die Kehle durch...

Schweissgebadet wachte ich auf. Mein Hals schmerzte. Scheinbar hatte ich geschrieen.
Jet starrte mich erschrocken an und setzte sich neben mich. "Katara was ist los?" Er war noch etwas benommen vom Schlafen.
Ich atmete tief durch und versuchte mich zu beruhigen. Solche Träume hatte ich schon lange nicht mehr gehabt. Damals, kurz nach dem Angriff, hatten sie mich die ersten Jahre fast jede Nacht verfolgt. Oft hatte ich mich vor dem Schlafengehen gefürchtet.
Als sich mein Puls wieder einigermassen normalisiert hatte, nahm ich meinen Wasserbeutel hervor und trank daraus.
Jet sah mich noch immer besorgt an. "Hast du schlecht geträumt?" Ich nickte bekümmert.
„Willst du mir davon erzählen?" Er kam wieder ein Stück näher und legte beruhigend seine Hand auf meine.
Ich wusste nicht, ob ich ihm davon erzählen konnte. Er wusste zwar, dass ich wegen dem Roten Lotus flüchten musste, jedoch hatte ich ihm nicht von dem Angriff erzählt. Ich selbst dachte nur ungerne an dieses schreckliche Ereignis. Vor allem der Gedanke an Zuko, erfüllte mein Herz mit Schmerz. Nach all den Jahren wusste ich noch immer nicht, ob er überlebt hatte oder nicht.
Das letzte Mal, als ich ihn gesehen hatte, war, als einer der Soldaten ihn zum Palast trug. Seine Arme hingen schlaff runter und sein Gesicht wurde mit einem Tuch verborgen.
Mir fiel plötzlich auf, dass ich schon lange nicht mehr an ihn gedacht hatte. Er war damals einer der wichtigsten Menschen in meinem Leben gewesen. Die Vorstellung, dass er tot sein könnte, bereitete mir noch heute grosse Angst.
„Katara?" Ich hatte gar nicht bemerkt, dass Jet noch immer auf eine Antwort wartete.
„Es geht mir gut", versicherte ich ihm und zwang mich zu einem Lächeln, „es war nur ein Alptraum."
„Bist du dir sicher? Es scheint ein ziemlich heftiger gewesen zu sein. Hast zu Zweifel wegen Ba Sing Se? Ist es Zukunftsangst?"
Ich schüttelte den Kopf. „Jet, es ist alles in Ordnung. Es geht nicht um Ba Sing Se. Der Traum hatte keine wichtige Bedeutung. Ich fange schon an, zu vergessen, worum es überhaupt ging."
Er schien mir nicht zu glauben, liess das Thema aber trotzdem ruhen. „Kann ich sonst etwas für dich tun?"
„Nein", lehnte ich ab, „mir geht es gut. Geh wieder schlafen."
Bevor er sich hinlegte, warf er mir nochmal einen beunruhigten Blick zu. „Wenn du jemanden zum Reden brauchst, stehe ich dir jederzeit zur Verfügung.... Gute Nacht."
Als er endlich die Augen schloss, versuchte ich ebenfalls wieder zu schlafen, doch meine Gedanken kreisten die ganze Zeit um Zuko.
Unruhig wälzte ich mich im Gras umher. Ich musste irgendwie herausfinden, ob er noch lebte. Ansonsten würde ich niemals meinen Frieden finden. Andererseits wollte ich es aber doch nicht wissen. Wenn mir jemand erzählen würde, dass er tot war, würde es mir wahrscheinlich nach all den Jahren das Herz brechen.
Irgendwann holte mich dann doch die Müdigkeit ein und ich fiel in einen traumlosen Schlaf.

Secret Love | Zutara FanfictionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt