Kapitel 17

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Katara POV

Am Tag unserer Abreise gingen wir noch ein letztes Mal in die Kneipe, um etwas zu essen.
Nach der peinlichen Nacht vor zwei Tagen hatte ich mich dazu entschieden, nie wieder Alkohol anzurühren. Ich hatte am nächsten Morgen einen schrecklichen Kater gehabt und nachdem Zuko und Jet mir erzählten, was ich alles angerichtet hatte, wollte ich am liebsten in den Erdboden versinken. Nur schon beim Anblick von Alkohol drehte sich mir der Magen um.
Während wir assen, besprachen wir unser zukünftiges Vorgehen. Wir benötigten eine unauffällige Route zur Hauptstadt der Feuernation, damit uns nicht weitere Soldaten des Roten Lotus über den Weg liefen. Das verlängerte leider unsere Reise.
„Wir könnten uns doch auf ein Frachtschiff schmuggeln, welches uns dann direkt zum Hafen der Hauptstadt fährt", schlug Jet vor und stocherte mit den Stäbchen in sein Essen herum.
Zuko schüttelte den Kopf. „Das geht nicht. Viele Schiffe werden auf See von Patrouillen des Roten Lotus angegriffen und überfallen. Wenn es uns erwischt, können wir unmöglich fliehen. Wir würden in der Falle sitzen."
Jet seufzte frustriert. „Aber wenn wir uns weiterhin durch Wälder hindurchkämpfen und trotzdem immer von Patrouillen erwischt werden, werden wir den Palast niemals erreichen! Ich will mich nicht mehr jeden Tag davor fürchten, von diesen Bastarden plötzlich angegriffen zu werden!"
„Wir haben aber keine andere Wahl", meinte Zuko ungerührt, „der Palast ist der einzig, sichere Ort. Wie ihr sehen könnt, sind die Soldaten überall."
Jet schnaubte verächtlich. „Ja, sehr sicher. Kann man an deiner Narbe besonders gut erkennen."
Ich zuckte bei seinem provokanten Kommentar heftig zusammen und warf ihm einen bösen Blick zu. „Jet! Hör gefälligst auf, so etwas respektloses zu sagen! Zuko will uns doch nur helfen. Ohne seine Hilfe wären wir aufgeschmissen!"
An Zukos Gesichtsausdruck konnte ich erkennen, dass er ihn am liebsten erwürgt hätte. Wäre ich nicht hier, würde er es wahrscheinlich sogar tun.
Schweigend assen wir zu Ende und wollten dann die Kneipe verlassen, als plötzlich eine grosse Gruppe von Männern auftauchte. Sie diskutierten laut miteinander und setzten sich an einen grossen Tisch.
Jet und Zuko schien das nicht weiter zu interessieren, doch mich liess etwas an ihnen stutzig werden. Die Art wie die Männer angezogen waren und wie sie sprachen, kam mir irgendwie bekannt vor. Neugierig beobachtete ich sie und dachte scharf nach.
Einer von ihnen stand auf und hob seinen Becher, um auf etwas anzustossen. In dem Moment traf es mich wie ein Blitzschlag. Das kann nicht sein!
Ohne weiter darüber nachzudenken, ging ich auf sie zu. Zuko wollte mich aufhalten, doch ich wich ihm aus und stolperte an dessen Tisch. Als sie mich bemerkten, blickten sie verwundert auf und es wurde augenblicklich ruhig am Tisch. Auch der Mann, der den Becher hochgehalten hatte, musterte mich neugierig.
„Ash!", rief ich mit zittriger Stimme, „ich fass es nicht, bist du es wirklich?"
Verwirrung stand ihm deutlich ins Gesicht geschrieben. Als er mich jedoch genauer musterte, veränderte sich schlagartig sein Gesichtsausdruck zu einem ungläubigen Lächeln. „Die Geister sollen mir beistehen, Katara!"
Sofort ging ein überraschtes Raunen durch die Gruppe und die Fassungslosigkeit bestand ohne Grenzen. Dann standen plötzlich alle auf und verbeugten sich vor mir. Auch Ash beugte das Knie. Die Geste verwirrte mich ein wenig und ich errötete schon wieder.
Ash erhob sich wieder. „Prinzessin Katara, Herrscherin des Nordens. Wir erwarteten nicht, euch hier anzutreffen. Zwar hörten wir, dass ihr am Leben seit, doch den Gerüchten zufolge, hielten euch Anhänger des Roten Lotus gefangen. Wir befürchteten das Schlimmste!"
Ich schüttelte den Kopf. „Das entspricht zum Glück nicht der Wahrheit. Ich bin mit zwei Freunden auf dem Weg zum Palast der Feuernation. Wir konnten den Soldaten rechtzeitig entwischen."
„Den Geistern sei Dank! Wir haben uns schreckliche Sorgen um euch gemacht. Die Nachricht über euer Überleben erfüllte den Nord- und Südpol mit neuer Hoffnung."
Ich fühlte mich etwas unbehaglich bei so vielen Augenpaaren, die mich anstarrten. „Könnte ich mit dir kurz alleine sprechen? Mir scheint hier nicht der richtige Ort für ein ausführliches Gespräch zu sein."
„Natürlich", erklärte er sich einverstanden und gab seinen Soldaten kurz Anweisungen. Danach verliessen wir die Kneipe. Zuko und Jet folgten uns. Ihre verwirrten Gesichter waren fast schon amüsant.
„Könntest du uns bitte mal erklären, wer dieser Kerl ist?", misstrauisch beäugte Jet Ash.
„Und woher kennt ihr zwei euch?", fügte Zuko hinzu.
„Das ist Ash", stellte ich ihn den beiden vor, „er ist der Sohn des südlichen Fürsten Arnook. Als Kinder waren wir gute Freunde und haben oft zusammen gespielt, wenn unsere Väter sich wegen ihren Geschäften getroffen haben."
„Nun ja", Ash räusperte sich, „eigentlich bin ich jetzt der Fürst. Mein Vater ist vor zwei Jahren an einem Herzinfarkt gestorben."
Ich erschrak und legte mitfühlend eine Hand auf seine Schulter. „Mein herzliches Beileid Ash. Das tut mir schrecklich leid!"
Er seufzte wehmütig und wandte sich dann Zuko und Jet zu. „Und wer seit ihr?"
„Ich bin Prinz Zuko, Sohn des Feuerlords und ebenfalls ein Freund aus Kataras Kindheit", stellte sich Zuko vor.
„Und ich bin Jet", tat es ihm dieser gleich.
„Sie haben mir bei der Flucht vor dem Roten Lotus geholfen und begleiten mich seither auf meiner Reise zum Palast", erzählte ich Ash.
Er runzelte die Stirn. „Wieso willst du denn in die Feuernation?"
„Weil sie dort zurzeit am sichersten ist", übernahm Zuko für mich das Wort.
„Am sichersten ist Katara in ihrer Heimat!", entgegnete Ash grimmig.
„Ach, du meinst den Nordpol, der vom Roten Lotus übernommen wurde und nun von ihrem Anführer kontrolliert wird?", provozierte Jet.
„Jet!", rief ich entgeistert und warf ihm einen warnenden Blick zu.
„Ich meine den Südpol!", knurrte Ash gereizt, „die meisten Bewohner des Nordpols flüchteten nach dem Angriff in den Süden. Alle Untertanen warten dort auf deine Rückkehr."
Die Tatsache, dass sie ihre ganze Hoffnung auf mich setzten, stimmte mich traurig. Ich konnte doch keine Nation anführen. Dafür war ich noch lange nicht bereit und ehrlich gesagt wusste ich nicht, ob ich das jemals sein würde. „Ich kann nicht zurück. Wenn der Rote Lotus davon erfährt, werden sie den Südpol ebenfalls angreifen. Ich möchte nicht noch eine Nation verlieren!"
„Das werden sie so oder so", grummelte Ash und senkte deprimiert den Blick.
„Wie bitte?", erschüttert starrte ich ihn an, „was soll das heissen?"
Ash fuhr sich frustriert mit der Hand durchs Haar. „Der Rote Lotus plant einen Angriff gegen den Südpol. Unsere Spione, die sich im Nordpol aufhalten, haben uns vor kurzem davon erzählt. Der Angriff soll in ein paar Wochen stattfinden."
Das darf nicht wahr sein! Nicht der Südpol auch noch! Eine ungeheuere Wut überkam mich. Meine Hände fingen zu zittern an, woraufhin ich sie zu Fäusten ballte. „Nein!", rief ich zornig, „wir dürfen nicht zulassen, dass sie auch den Südpol einnehmen! Wir müssen sie aufhalten!"
„Genau das haben wir auch vor", erklärte Ash, „wir reisten durch alle drei Nationen, um bei den Königreichen um Unterstützung zu bitten. Bis jetzt haben wir nur ein paar hundert Soldaten vom Erdkönigreich. Die Feuernation antwortet nicht auf unsere Anfrage und die Luftnomaden bleiben neutral wie immer."
Bestürzt setzte ich mich auf eine nahegelegene Bank. Diese neue Erkenntnis überforderte mich sehr. „Wieviele Soldaten besitzen wir im Süden?"
„Nur ein paar Tausend", antwortete Ash niedergeschlagen und setzte sich neben mich, „der Rote Lotus hat in den letzten Jahren immer mehr Anhänger dazu gewonnen. Zwar kennen wir nicht ihre genaue Zahl, jedoch sollen es ebenfalls tausende sein. Ausserdem besitzen sie bessere Waffen als wir."
„Und was sollen wir jetzt tun?" Meine Stimme zitterte ungewollt.
„Ich hätte da eine Idee", Ash zwang sich zu einem Lächeln, „die Soldaten sind alle verzweifelt und finden keine Motivation, um zu kämpfen. Wenn aber ihre Königin zurückkehrt, würden sie neue Hoffnung schöpfen und hätten einen guten Grund, um zu siegen! Ihr könntet als psychische Unterstützung dienen."
Ash's Idee löste in mir ein unbehagliches Gefühl aus. Wieso sollten sie für mich kämpfen wollen? Schliesslich hatte ich sie alle im Stich gelassen, als sie mich am meisten brauchten.
Ich achtete nur auf meine eigene Sicherheit und bin egoistisch gewesen.
„Aber was ist wenn Kataras Unterstützung nicht reicht und sie es schaffen, den Süden einzunehmen?", mischte sich Jet wieder ein, „wenn das passiert, wäre Katara in der Falle und sie würden sie ohne zu zögern töten!"
„Katara wird beim Angriff natürlich nicht anwesend sein!", entgegnete Ash, „ein paar Tage zuvor, werden wir sie an einem sicheren Unterschlupf, weit weg vom Palast, bringen, wo sie niemand finden wird. Dort wird sie von mehreren, dutzend Soldaten beschützt." Ash wandte sich wieder mir zu. „Katara bitte. Nach all den Jahren, braucht dich deine Nation mehr den je. Es war kein Zufall, dass wir uns hier getroffen haben. Genau jetzt, in dieser schwierigen Zeit. Die Geister haben uns zueinander geführt!"
Ich war kein gläubiger Mensch und glaubte auch nicht an die Geister, jedoch glaubte ich an das Schicksal, welches mich in letzter Zeit oft überrascht hatte. Ausserdem hatte Ash Recht. Ich musste meine Nation unterstützen. Das war ich ihnen nach all den Jahren schuldig. „Na schön", willigte ich nach langem Grübeln ein, „ich werde zum Südpol reisen."
Ash's Gesicht erhellte sich und er strahlte mich erfreut an. Jet und Zuko hingegen, waren von meiner Entscheidung wenig begeistert.
„Was ist mit uns?", Jet runzelte die Stirn, „willst uns jetzt etwa im Stich lassen?"
Ich schüttelte energisch den Kopf. „Natürlich nicht! Ich möchte, dass ihr mich begleitet und in dieser schwierigen Zeit an meiner Seite bleibt. Ohne euch, schaff ich das nicht!"
Zuko, der bis jetzt geschwiegen hatte, meldete sich nun zu Wort. „Wenn ihr den Kampf gewinnen solltet... Wirst du dann in deiner Heimat bleiben?" In seiner Stimme schwenkte Enttäuschung.
Mein Herz wurde bei der Vorstellung schwer. „Das weiß ich noch nicht."
Zuko sah mich lange an. Seine Augen verrieten mir, dass er traurig über meinen Entschluss war. „Nichts desto trotz, werde ich dich natürlich unterstützen!", sagte er mit fester Stimme, „ich hätte da auch schon eine Idee, wie ich damit anfangen könnte. Wenn Ash nichts dagegen hat, würde ich gerne meinem Vater einen Brief schreiben und ihm die schwierige Lage erklären, in der sich der Südpol im Augenblick befindet. Mich wird er anhören und im besten Fall Unterstützung schicken."
Gerührt lächelte ich ihn an. „Das wäre toll. Danke Zuko!" Um ihm meine Dankbarkeit besser zu äussern, umarmte ich ihn stürmisch. Er drückte mich fest an sich und mein Herz machte plötzlich einen Sprung.
Auch Ash schöpfte neue Hoffnung zu und warf Zuko ebenfalls einen dankbares Lächeln zu. „Der Südpol dankt dir für deine Unterstützung! Hoffentlich klappt es!"

Nachdem wir alles Wichtige besprochen hatten, betraten wir die Kneipe und Ash teilte seinen Männern die erfreuliche Nachricht mit, woraufhin alle freudig brüllten und ihre Becher hoben.
Ash reichte Zuko, Jet und mir ebenfalls einen Becher und wir stiessen gemeinsam an. „Auf die Rückkehr unserer Königin!", rief Ash und alle wiederholten den Satz.
Ich wurde wieder rot um die Nase und fühlte mich nach langer Zeit wieder geborgen.

Secret Love | Zutara FanfictionWhere stories live. Discover now