Kapitel 37

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Katara POV

Nach der Ratsbesprechung traf ich mich mit Meister Pakku zum Training.
Ich machte grosse Fortschritte. Zumindest hatte er das behauptet. Bislang hatte ich noch kein einziges Mal Blut gebändigt und ehrlich gesagt wusste ich nicht, wie mir die Übungen und Meditationen, die mir Meister Pakku zeigte, dabei helfen sollten. Andererseits fürchtete ich mich immer noch davor und mir war unklar, wie er es mir beibringen wollte.
Meine höchste Priorität war es, niemandem zu schaden. Das hatte ich ihm von Anfang an klar gemacht.

Nach der Meditation wärmten wir uns auf. Meister Pakku zeigte mir verschiedene Übungen, die mir dabei helfen sollten, mich zu entspannen.
„Ich glaube, du bist jetzt soweit", gab er mir dann plötzlich bekannt. Auf seinem Gesicht bildete sich ein wissendes Lächeln.
Verdutzt riss ich die Augen auf. „Wie kann das sein? Ich habe noch nie Blut gebändigt und keine Ahnung, wie ich es tun soll. Wie kann ich dann bereit sein?"
„Vertrau mir Katara. Du bist so weit", meinte er entschlossen und verschränkte seine Arme hinter dem Rücken.
Darauf wusste ich keine Antwort. Stattdessen wartete ich auf eine weitere Reaktion von ihm und schwieg. Er nahm daraufhin ein kleines Fläschchen aus seiner Hosentasche hervor. Sie war durchsichtig und ich konnte Blut darin erkennen.
Verunsichert kratzte ich mich am Kopf „Ich weiß nicht..."
„Du kannst es", sagte er mit fester Stimme, „es ist Schweineblut. Konzentriere dich und versuche, das Wasser darin wahrzunehmen. Dann bändige es."
Ich tat wie mir befohlen und trat einen Schritt näher. Angestrengt versuchte ich mich auf den Inhalt des Fläschchens zu konzentrieren und schloss die Augen. Vorsichtig hob ich die Hand und suchte eine Verbindung zu dem Wasser im Blut. Doch ich fühlte rein gar nichts.
Nach mehreren Versuchen, in denen ich vergebens versuchte, es zu bändigen, gab ich es schliesslich auf. „Nein", enttäuscht liess ich den Kopf hängen, „ich kann das nicht. Es klappt nicht. Vielleicht beherrsche ich die Fähigkeit ja doch nicht."
„Das einzige, was dir im Weg steht, ist dein Zweifel", behauptete Meister Pakku, „wenn du nicht an dich glaubst, wirst du es auch nicht schaffen. Ich weiß, dass du es in dir hast. Wenn es nicht so wäre, hätte ich niemals meine kostbare Zeit damit verschwendet, dich zu unterrichten."
Ich runzelte die Stirn. „Woher wollt ihr das wissen? Woran könnt ihr erkennen, ob ich das Blutbändigen tatsächlich beherrsche?"
Er stöhnte genervt. „Nun hör doch endlich auf, so viele Fragen zu stellen und versuche es nochmal. Glaub an dich!"
Zweifelnd sah ich erneut auf das Fläschchen und bündelte meine ganze Kraft und Konzentration auf das Blut. Ich atmete tief durch und richtete dieses Mal meinen Blick fest darauf, anstatt meine Augen zu schliessen. Entschlossen hob ich meine Hand und spannte die Muskeln an. Meinen Zweifel versuchte ich im hintersten Teil meines Gehirns zu verstecken.
Es vergingen Minuten. Wie gebannt starrte ich auf die rote Flüssigkeit. Und dann, ganz plötzlich, spürte ich etwas. Die Verbindung war schwach. Ich musste mich stark konzentrieren, um sie nicht zu verlieren.
Noch einmal nahm ich tief Luft und bewegte meine Finger nach oben. Und siehe da, das Blut bewegte sich tatsächlich. Ungläubig beobachtete ich, wie sich die Flüssigkeit langsam aus dem Gefäss bewegte und in der Luft schwebte. Meine Hände zitterten vor Anspannung und ich hatte Angst, die Kontrolle zu verlieren. Vorsichtig bewegte ich es umher und formte damit verschiedene Figuren. Es war ein unglaubliches Gefühl. „Ich kann es!", quietschte ich erfreut.
Meister Pakku erwiderte dazu nichts und sah mir lächelnd dabei zu, wie ich das scheinbar Unmögliche bewältigte. Voller Stolz liess ich das Blut umher schweben und teilte es in einzelne Tropfen. Nach einer Weile wollte ich versuchen, es gefrieren zu lassen, doch es funktionierte nicht, woraufhin ich die Kontrolle verlor und das Blut aufs Gras fiel.
Enttäuscht starrte ich auf den roten Fleck.
„Du darfst nicht vergessen, dass Blut trotz allem kein Wasser ist", lehrte mich Meister Pakku, „du kannst nur einen Bestandteil davon bändigen. Es zu Eis gefrieren lassen oder zum Beispiel Nebel damit verursachen, ist nicht möglich."
Ich nickte nachdenklich. „Also ist das Training jetzt beendet? Ich beherrsche ja nun die Fähigkeit."
Er schüttelte den Kopf. „Das Training ist noch lange nicht zu Ende. Du hast es zwar geschafft, das Blut zu bändigen, aber es in einem lebendigen Körper zu kontrollieren, ist noch etwas ganz anderes. Du musst lernen, die Fähigkeit richtig einzusetzen und sie zu kontrollieren."
„Aber ich möchte niemanden dabei verletzen!", erinnerte ich ihn, „wenn ich es an einem Menschen ausprobieren soll, schade ich ihm doch nur und dazu weigere ich mich!"
Für einen kurzen Moment sah er mich stumm an. „An einem Menschen wirst du es nicht versuchen, aber wenn du das Blutbändigen richtig beherrschen willst, musst du andere Massnahmen ergreifen."
„Und die wären?", fragte ich unsicher.
Anstatt mir zu antworten, verschwand er und kam kurze Zeit später mit einem kleinen Käfig wieder. Ich ahnte bereits, was er damit vorhatte, als ich ein Komodohuhn darin entdeckte. „Ich soll es an Tieren versuchen", stellte ich erschrocken fest.
„Ganz genau", bestätigte er meine Vermutung, „du kannst frei entscheiden. Entweder du lernst es auf diese Weise oder du findest dich damit ab, dass du es nicht erlernen willst und lässt es ganz sein. Sollte das der Fall sein, werde ich morgen die Feuernation verlassen. Wenn du dich aber dafür entscheidest, werden wir mit dem Training fortfahren."
Verunsichert sah ich das Komodohuhn an. Ich fühlte mich bei dem Gedanken unwohl. „Aber werde ich dem Huhn nicht schaden? Ich möchte es doch nicht foltern oder sogar töten!"
„Wenn du meine Anweisungen strikt befolgst und dich konzentrierst, wird es zwar einen Schrecken erleben, aber ausser einen Schock wird ihm an nichts fehlen."
Nachdenklich sah ich auf meine Hände. Ist es das wirklich wert? Noch immer sträubte ich mich bei der Vorstellung, das Tier im schlimmsten Fall zu foltern. Aber vielleicht war es das tatsächlich wert. Wer weiß, vielleicht würde ich damit in Zukunft einige Leben retten. Menschen die mir wichtig waren. So wie Ash, der uns beim Bunker vor den Soldaten des Roten Lotus gerettet hatte. Wenn er das Blutbändigen nicht eingesetzt hätte, wüsste ich nicht, ob ich heute hier stehen würde. Ausserdem war es nur für die dringendsten Notfälle gedacht und ich hatte dabei nur Gutes im Sinn.
Ich seufzte. „Na schön. Ich werde mir Mühe geben, dem Tier keinen Schaden zuzufügen."
Zufrieden nahm Meister Pakku das Komodohuhn aus dem Käfig und hielt das zappelnde Tier fest in den Händen. „Dann wollen wir beginnen..."

Secret Love | Zutara FanfictionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt