Kapitel 8

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Zuko POV

Nach knapp einer Woche erreichte ich endlich das kleine Dorf, wo Katara vor kurzem noch gelebt hatte bevor sie verschwand. Mir war bewusst, dass sie nicht mehr dort war, jedoch konnte ich vielleicht durch Hinweise herausfinden, wo sie sich derzeitig aufhielt.
Ich stieg von Ghost's Rücken runter und band ihn an einem Pfosten vor einem kleinen Geschäft fest. Als ich den Laden betrat, nahm ich einen starken Geruch von Gewürzen wahr. Angewidert rümpfte ich die Nase und ging zur Theke.
Dahinter stand ein Mann mittleren Alters, der mich neugierig musterte. Der Grund dafür war wahrscheinlich meine Narbe. Das taten die meisten, die mich das erste Mal sahen. Ich hatte mich bereits daran gewöhnt.
„Wie kann ich dir behilflich sein junger Mann? Bei mir findest du jedes Gewürz aus allen vier Nationen!", stolz zeigte er auf seine Ware.
„Ich bin nicht hier, um irgendwelche Gewürze zu kaufen", entgegnete ich schlecht gelaunt, „ich wollte fragen, ob sie eine gewisse Kya kennen. Sie lebt hier im Dorf."
Er überlegte kurz. „Ich glaube, ich kenne tatsächlich eine Kya. Sie hat bei mir ein paarmal eingekauft. Soviel ich weiß, lebt sie ein paar Kilometer weiter abseits vom Dorf."
„Wo genau?" fragte ich nach.
„Das weiß ich leider nicht mehr," behauptete er und starrte interessiert auf meinen Geldbeutel, den ich am Gürtel befestigt hatte, „vielleicht fällt es mir wieder ein, wenn..."
Ich verdrehte die Augen und nahm zwei Goldstücke aus dem Beutel. Genervt knallte ich sie auf den Tresen. „Fällt es ihnen jetzt wieder ein?"
Zufrieden nahm er die Goldstücke und liess sie schnell in seiner Hosentasche verschwinden. „Sie lebt auf einem kleinen Bauernhof beim Fluss, ganz in der Nähe des Wasserfalls. Es ist nicht zu übersehen."
Ich bedankte mich widerwillig. Danach verliess ich das Geschäft und band Ghost vom Pfosten los. Als ich mich auf den Sattel setzte, bemerkte ich, dass mich ein paar Dorfbewohner misstrauisch beäugten. Ich warf ihnen finstere Blicke zu, woraufhin sie schnell wieder wegsahen.
Schnellstens musste ich mich auf dem Weg zu diesem Bauernhof machen. Hoffentlich hatte mich dieser Gewürzhändler nicht angelogen.

Als ich den Fluss erreichte, lief ich flussaufwärts und fand schliesslich den Wasserfall. Zumindest war es mal einer gewesen. Wegen der starken Hitze, die seit ein paar Wochen hier herrschte, war er fast vollständig ausgetrocknet.
Ich sah mich um und entdeckte einen kleinen Waldweg. Kurz darauf fand ich den Bauernhof.
Beim Haus angekommen, klopfte ich an der Holztür. Es brauchte eine Weile, bis mir ein kleines Mädchen öffnete. Sie war nicht älter als sechs und starrte mich mit grossen Augen an. „Entschuldigung," sagte ich freundlich, „ist zufälligerweise deine Mutter zu Hause?"
Sie sah mich noch immer wortlos an und bewegte sich nicht von der Stelle. Meine Narbe schien sie ziemlich zu irritieren.
Plötzlich tauchte ein Mann neben ihr auf. Er war übergewichtig und trug einen Strohhut. „Kann ich ihnen helfen junger Mann?"
„Ich suche Kya. Wohnt sie hier?"
„Was willst du denn von Kya", er warf mir einen misstrauischen Blick zu.
„Sie kennt jemanden, den ich suche", antwortete ich ungeduldig, „ist sie nun hier?"
Er glotzte mich für einen Moment stumm an. Dann rief er endlich seine Frau. „Kya! Da möchte jemand mit dir sprechen! Beweg gefälligst deinen fetten Hintern hierher!" Sehr charmant.
Kurze Zeit später kam Kya zur Tür. Verwirrt sah sie ihren Ehemann an, der nur mit den Schultern zuckte. Danach wandte sie sich wieder mir zu. „Wer sind sie?" fragte sie mich beunruhigt.
Da Kya die Schwester von Mutter war, ging ich davon aus, dass man ihr trauen konnte. „Ich bin Zuko, Sohn von Feuerlord Ozai und Ursa. Ich suche ein Mädchen. Vor kurzem hat sie noch bei ihnen gewohnt. Sie heisst Katara."
Überrascht sahen sie sich wieder an. Nachdem sie realisiert hatten, wer vor ihnen stand, verbeugten sie sich schnell. „Prinz Zuko! Es tut mir leid, wo ist nur meine Gastfreundschaft geblieben. Bitte tretet ein!" Aufgeregt machte Kya Platz, damit ich eintreten konnte. Zögernd betrat ich das Haus.
In der Küche rückte Kya's Mann eilig einen Stuhl vom Esstisch zurück, auf den ich mich widerwillig setzte.
„Möchten sie Tee? Oder etwas zu Essen?", bot mir Kya an, „sie haben bestimmt eine lange Reise hinter sich."
„Nein danke. Ich habe bereits im Dorf etwas gegessen", lehnte ich höflich ab.
Sie nickte und setzte sich dann mit ihrem Mann mir gegenüber. „Wie können wir euch behilflich sein?"
„Wie bereits vorhin erwähnt, suche ich Katara. Wissen sie vielleicht, weshalb sie gegangen ist oder wohin sie wollte?"
Die beiden warfen sich kurze Blick zu. Kya räusperte sich. „Nun ja", fing sie an, „ich weiß nicht, wohin Katara wollte. Sie war ein schwieriges Kind und wir haben uns oft gestritten. Sie fühlte sich stets fehl am Platz und sträubte sich davor, die schwierige Lage, in der sie sich befand, zu akzeptieren. Eines Abends ist sie einfach verschwunden. Einen Brief oder sonstiges hat sie uns nicht hinterlassen."
„Können sie sich vorstellen, wo Katara hinwollte? Hat sie mal von einem Ort oder einer Stadt gesprochen oder sonst etwas erwähnt, was mir dabei helfen könnte, sie zu finden?", hakte ich nach.
Kyas Ehemann übernahm nun das Wort. „Nein, leider nicht. Wir haben kaum miteinander gesprochen in letzter Zeit", er überlegte kurz, „jedoch habe ich mitbekommen, dass ein junger Mann, ungefähr in eurem Alter, ebenfalls verschwunden ist. Den Gerüchten zufolge, kannten sie sich," er zuckte mit den Schultern, „vielleicht sind sie durchgebrannt. Jedenfalls scheint es so, als sei er mit ihr geflüchtet. Der Vater des Jungen erzählte mir, dass er zwei Strauspferde geklaut hat."
Beunruhigt runzelte ich die Stirn. Hat Katara tatsächlich ihre grosse Liebe gefunden? Ist sie zusammen mit diesem Jungen geflüchtet?
Meine Stimmung sank augenblicklich in den Keller.
„Vielleicht haben sie bei der Familie des Jungen mehr Glück", schlug Kya mir vor, „er heisst Jet. Seinem Stiefvater gehört das Obstgeschäft."
Ich nickte knapp. „Dann sollte ich mich am Besten schnell auf den Weg machen, bevor es dunkel wird. Vielen Dank für ihre Gastfreundschaft." Ich erhob mich vom Stuhl, woraufhin sie es mir gleich taten und mich zur Tür brachten.
„Es war schön, den Sohn meiner Schwester kennenzulernen", meinte Kya lächelnd, „sagt ihr bitte, dass ich sie vermisse, wenn ihr sie das nächste Mal seht. Wir haben uns seit einer Ewigkeit nicht mehr gesehen."
Ich versprach es ihr und verabschiedete mich dann von ihnen. Daraufhin setzte ich mich auf Ghost's Rücken und ritt zurück zum Dorf.

Bei Jet zu Hause, sprach ich mit seinen Eltern.
Jets Mutter weinte unaufhörlich und sein Stiefvater war auch nicht sehr hilfreich. „Dieser Junge war ein Nichtsnutz! War ja klar, dass er mit der nächstbesten Göre durchbrennt. Dann klaut er auch noch zwei Strauspferde. Ich hoffe für ihn, dass wir uns nicht noch einmal begegnen. Der kann was erleben!"
Als er Katara eine Göre nannte, hätte ich ihm am liebsten eine verpasst. „Wissen sie vielleicht, wo Jet und Katara hingegangen sein könnten? Hat er jemals einen Ort oder eine Stadt in ihrer Gegenwart erwähnt?"
Jets Vater schüttelte finster den Kopf.
Ich wollte gerade die Hoffnung aufgeben, da meldete sich plötzlich seine Mutter zu Wort. „Manchmal, wenn mein Mann und er sich gestritten haben, erwähnte er hin und wieder, dass er abhauen würde, um sich in Ba Sing Se ein neues Leben aufzubauen. Wir haben das natürlich nie ernst genommen." Wehmütig fing sie wieder zu schluchzen an.
Jets Stiefvater grunzte belustigt. „Ba Sing Se? Bevor er dort ankommt, schlitzen ihn Banditen auf. Niemals wird er es bis dorthin schaffen und wenn doch, verhungert er am Strassenrand und bettelt um ein paar Kupferstücke."
Ich bedankte mich schnell bei ihnen und verliess dann eilig das Haus. Was ist das nur für ein Vater, dachte ich mir und ging zurück zu Ghost, an Jets Stelle wäre ich auch geflüchtet.
Inständig hoffte ich, dass er und Katara nicht dorthin gereist waren. Ba Sing Se war die grösste Stadt des Erdkönigreichs. Sie dort zu finden, wäre nahezu unmöglich.
Mein Optimismus war gesunken. Aber wenigstens hatte ich einen Anhaltspunkt.
Der Gedanke, dass Katara mit einem anderen Jungen geflüchtet und sie möglicherweise ein Liebespaar waren, machte mich wahnsinnig. Ich musste sie so schnell wie möglich finden.

Secret Love | Zutara FanfictionWhere stories live. Discover now