Kapitel 27

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Katara POV

Ich saß ich im Wintergarten und dachte über die vergangenen Tage nach. Hier konnte ich das am Besten. Dieser Teil des Palastes war vom Angriff zum Glück verschont geblieben.
Nach einer Weile tauchte plötzlich Ash auf. Ich liess ihn neben mir Platz nehmen. Schweigend sahen wir nach draussen und beobachteten den leichten Schneefall.
„Yue ist früher auch oft hierher gekommen", erzählte er mir mit einem traurigen Gesichtsauadruck, „sie mochte die friedliche Stille, die hier herrscht."
„Das schätze ich auch an diesem Ort", stimmte ich ihm zu, „hier kann man in Ruhe nachdenken."
Als ich bemerkte, dass ihn etwas bedrückte, legte ich eine Hand auf seine Schulter. „Ist alles in Ordnung?"
Er weigerte sich, mich anzusehen uns sah statdessen niedergeschlagen auf seine Füsse. „Ich war ein schrecklicher Bruder! Wollte sie zu einer Heirat zwingen, obwohl ich genau wusste, dass sie unglücklich sein würde. Nie habe ich sie nie ernst genommen." Mitgenommen legte er seine Hände aufs Gesicht. Ein leises Schluchzen ertönte. Es war das erste Mal, dass er seine Trauer so deutlich zeigte.
Sein unerwarteter Gefühlsausbruch irritierte mich ein wenig und ich wusste nicht, wie ich darauf reagieren sollte. Schliesslich hatte er nicht ganz Unrecht. Es war aber nicht der richtige Zeitpunkt, um ihm das unter die Nase zu reiben. Ungerne wollte ich ihn noch mehr kränken.
„Natürlich warst du ein guter Bruder!", widersprach ich ihm deshalb, „du wolltest nur das Beste für unser Volk und somit auch für sie. Ich bin mir sicher, dass sie das wusste. Schliesslich seit ihr eine Familie!" Mit dem Finger strich ich über seinen Handrücken und schenkte ihm ein aufmunterndes Lächeln. „Mach dir bitte keine Vorwürfe!"
Verwirrt runzelte er die Stirn. Es überraschte ihn, dass ich so über ihn dachte. Vor allem nach dem Vorfall im Esssaal. Ich selbst verstand ehrlich gesagt nicht, wieso ich ihn plötzlich in Schutz nahm.
Als könnte er meine Gedanken lesen, sprach er das Thema an. „Was Zuko über mich gesagt hat, stimmt nicht! Es ging mir in dieser Angelegenheit niemals um Macht. Vielleicht hatte ich tatsächlich Unrecht im Bezug darauf, dass wir mit einer Heirat stärker sein würden, aber ich wollte dir damit auf keinen Fall schaden! Ich wollte nur... dass du an meiner Seite bist. Als ich sagte, dass ich dich begehre, habe ich es ernst gemeint!"
Seine Offenheit liess mich erröten. Unsicher senkte ich den Blick. „Ich glaube dir Ash. Dass du nur auf Macht aus bist, konnte und wollte ich niemals glauben."
Verwundert hob er eine Augenbraue. „Weshalb hast du dann Nein gesagt?"
Nervös spielte ich mit einer Haarsträhne. „Es liegt nicht an dir Ash. Ich glaube, ich bin für eine Heirat einfach noch nicht bereit und...da gibt es noch etwas, was mich davon abhielt..."
„Es ist wegen Zuko stimmt's? Liebst du ihn?" Seine unerwartete Frage irritierte mich. Woher weiß er davon? „Ist das so offensichtlich?"
Auf seinem Gesicht bildete sich ein kleines Lächeln. „Ich habe es von Anfang an geahnt. Jedoch war ich mir nicht sicher, weshalb ich nie gefragt habe. Ist es dir ernst mit ihm?"
Ohne lange darüber nachzudenken, nickte ich entschlossen. Es war immer Zuko gewesen, der mein Herz besass und das würde auch immer so bleiben. Davon war ich fest überzeugt. „Ja. Es ist mir ernst mit Zuko."
Er sah mich mit einem merkwürdigen Blick an, den ich nicht zuordnen konnte. Ist er wütend? Oder enttäuscht? Hoffentlich hatte ich mit dieser Beichte nicht alles zwischen uns kaputt gemacht. Scheinbar war er doch kein so schlechter Mensch, wie Zuko immer behauptete.
Ash lächelte. „Ich hoffe, dass es mit euch klappt. Du verdienst es, glücklich zu sein."
Gerührt umarmte ich ihn. Als er mich wieder losliess, konnte ich sehen, dass ihm eine weitere Frage auf der Zunge brannte. „Wirst du Zuko in die Feuernation begleiten?"
Das kam wiedermal unerwartet. Ehrlich gesagt, hatte ich mir nie Gedanken darüber gemacht. Nach all dem Spektakel, war mir nie in den Sinn gekommen, was ich eigentlich nach dem Angriff machen wollte. Die Zukunft war immer so ungewiss gewesen. Aber ich wusste, dass Zuko wieder zurückkehren musste. Er war der Kronprinz und hatte Verpflichtungen seinem Volk gegenüber. Ich konnte nicht von ihm erwarten, dass er hier blieb. Aber ich wollte auch nicht getrennt von ihm sein.
„Ich glaube schon. Wir haben den Kampf gewonnen und du scheinst hier mit den Aufgaben gut klarzukommen. Wenn du nichts dagegen hast, würde ich gerne mit Zuko zum Palast der Feuernation reisen. Solltest du aber Schwierigkeiten bekommen, werde ich natürlich sofort zurückkehren und dich unterstützen."
Er erklärte sich einverstanden. Trotzdem konnte ich sehen, dass er enttäuscht über meine Entscheidung war.
Wir diskutierten noch eine Weile über das Thema und besprachen alle Einzelheiten meiner Abreise und die dadurch folgenden Probleme. Da ich von der Feuernation aus den Norden schlecht regieren konnte, überliess ich ihm die Führung über alle Untertanen des Nord- und Südpols und somit die Kontrolle über den ganzen Norden, solange ich weg war. Ich wusste, dass ich ihm vertrauen konnte. Schliesslich hatte er das in den letzten Jahren, in denen ich mich verstecken musste, auch gut hingekriegt. Im schlimmsten Fall konnte ich ja jederzeit eingreifen und es wieder rückgängig machen.
Nachdem wir alle wichtigen Punkt besprochen hatten, wollte er gerade gehen, als mir eine Frage einfiel, die mich schon lange beschäftigte. „Warte Ash. Ich habe da noch etwas, worüber ich mit dir sprechen möchte."
Er drehte sich zu mir und setzte sich wieder neben mich auf die Bank. „Was ist denn?"
Ich räusperte mich. „Als uns die Soldaten des Roten Lotus angegriffen haben und einer von ihnen... Yue getötet hat, wurdest du ziemlich wütend und hast mehrere Soldaten auf einer mir unerklärlichen Weise überwältigt. Du hast dich dabei nicht einmal bewegt. Wie ist das möglich?"
Er zögerte kurz. „Das war... Blutbändigen."
Verwirrt schüttelte ich den Kopf. „Davon habe ich noch nie etwas gehört."
„Nun ja", er kratzte sich am Kopf, „diese Gabe beherrschen auch nur die wenigsten Wasserbändiger. Man besitzt die Fähigkeit, das Wasser, welches sich im Blut eines Lebewesens befindet, zu bändigen und kontrollieren."
Ich erschrak. „Aber das ist doch unmenschlich! Du nimmst einem Menschen die Kontrolle über seinen eigenen Körper!"
„Ich weiß", stimmte er mir zu, „deshalb benutze ich diese Gabe nur in den dringendsten Notfällen. Das war einer."
Mit gerunzelter Stirn sah ich auf meine Hände. Bin ich zu so etwas auch fähig? Natürlich wollte ich niemandem schaden. Auch wenn ich es könnte, würde ich es wahrscheinlich nie einsetzen. Es fühlte sich nicht richtig an.
„Glaubst du, ich kann das auch?", fragte ich vorsichtig und hoffte, dass sich die Frage nicht falsch anhörte, „also nicht, dass ich es können möchte. Es wundert mich einfach."
Er zuckte mit den Schultern. „Das kann ich dir nicht sagen. Mein Grossvater und Vater beherrschten diese Fähigkeit. Yue war keine Bändigerin. Soviel ich weiß, beherrschte dein Vater ebenfalls das Können. Ich vermute, dass es in der Familie weitergegeben wird. Deshalb besteht die Chance, dass du es auch kannst."
„Wie finde ich das heraus?", hakte ich nach.
„Dazu ist hartes Training nötig. Mein Bändigungsmeister besitzt diese Fähigkeit ebenfalls. Von ihm habe ich es erlernt. Wenn du möchtest, könnt ihr euch das gemeinsam ansehen", schlug er mir vor.
Verunsichert knetete ich meine Finger. Will ich es überhaupt probieren? Andererseits herrschte Krieg und wer weiß, vielleicht würde es mir irgendwann das Leben retten.
„Na schön", willigte ich ein, „aber ich möchte niemandem wehtun. Das ist die wichtigste Bedienung!"
Er nickte. „Natürlich! Ich werde ihn bitten, dich für ein paar Wochen in die Feuernation zu begleiten, damit ihr genügend Zeit habt, um euch damit auseinandersetzen."
Ich bedankte mich bei ihm, woraufhin er sich verabschiedete und mich alleine liess. Kurz darauf verliess ich ebenfalls den Wintergarten, um Zuko zu suchen und ihm von den Neuigkeiten zu erzählen.

Schliesslich entdeckte ich ihn im Stall. Er war gerade dabei, Ghost und Spirit zu versorgen.
Als er mich sah, bildete sich auf seinem Gesicht ein erfreutes Lächeln.
Ich eilte zu ihm und umarmte ihn stürmisch, was ihn verwirrte. „Was ist denn los?"
Anstatt zu antworten, küsste ich ihn liebevoll.
Mit einem fragenden Blick wartete er weiterhin auf eine Antwort.
Ich lächelte breit. „Wann hast du vor, in die Feuernation zurückzukehren?"
Ungläubig riss er die Augen auf, als er begriff, worauf ich hinauswollte. „Du willst mich begleiten?"
Ich nickte, woraufhin er mich erfreut küsste. Glücklich presste er mich fest an sich. Nach einer Weile löste ich die Umarmung. „Wann soll es losgehen?"
Er strahlte mich an und wollte mich wieder zu sich ziehen, doch ich wich seinem Griff kichernd aus. Der Stall war nicht der richtige Ort für so etwas.
Schmollend verzog er das Gesicht. „Admiral Zhao wird morgen mit seiner Armee abreisen. Wenn du willst, begleiten wir sie."
„Ja!", rief ich begeistert, „je schneller, desto besser! Ich kann es kaum erwarten, die anderen wiederzusehen. Es ist so lange her!"
Erneut griff er nach mir und schaffte es dieses Mal, mich zu sich zu ziehen. „Wo willst du den hin?", raunte er mir ins Ohr und küsste meinen Hals.
Ich erschauderte bei der Berührung seiner warmen Lippen und legte schnell den Kopf zur Seite. Bevor wir jedoch weitermachen konnten, schubste uns plötzlich Spirit von hinten, woraufhin wir stolperten und ins Heu fielen.
Winselnd stubste sie mich mit der Schnauze an. Scheinbar fühlte sie sich ausgeschlossen.
Lachend kraulte ich sie hinter dem Ohr. Auch Ghost gesellte sich kurz darauf zu uns.
Nach all denn deprimierenden Ereignissen fühlte ich endlich wieder Freude.

Später erzählten wir Jet von unseren Plänen. Überraschenderweise schien er von der Idee nicht begeistert zu sein. „Ich kann euch nicht begleiten, da ich mich den Freiheitskämpfern des Erdkönigreiches angeschlossen habe, um effektiver gegen den Roten Lotus zu kämpfen."
Verständnislos starrten wir ihn an. „Seit wann das denn?", fragte ich ihn bestürzt, „und von wo kennst du sie?"
„Sie haben sich freiwillig der Armee von Ash angeschlossen, um den Norden zu unterstützen", erklärte er uns, „dabei haben sie viele Rekruten verloren und suchen nun nach neuen, begabten Kriegern. Da habe ich mich ihnen eben angeschlossen."
„Aber wieso?", hakte Zuko nach. Auch er konnte seine unerwartete Entscheidung nicht nachvollziehen.
„Weil ich es satt habe, hier rumzusitzen und nichts zu tun!", blaffte Jet ihn an, „ständig rennen wir vor der Gefahr weg, anstatt etwas dagegen zu unternehmen! Ich will das nicht mehr tun. Ich will sie endlich bekämpfen!"
Bevor Zuko etwas dazu erwidern konnte, mischte ich mich schnell ein. „Wenn es das ist, was du willst, werden wir dich nicht aufhalten."
Jet sah mich verwundert an. Auch Zuko verstand meinen plötzlichen Meinungswechsel nicht und warf mir einen verwirrten Blick zu. Ich lächelte Jet an „Ich hoffe, dass du deinen Frieden findest und endlich glücklich wirst!"
Obwohl ich mich wirklich für Jet freute, spürte ich, dass meine Stimme plötzlich zu Zittern begann und sich ein Klos in meinem Hals bildete. Jet war immer an meiner Seite gewesen. Ihn nun zu verlassen, versetzte mir einen schmerzhaften Stich.
Als er bemerkte, dass ich den Tränen nahe war, umarmte er mich schnell. Dadurch verschlimmerte er es aber nur, woraufhin die ersten Tränen meine Wangen runter kullerten. Ich versuchte ein Schluchzen zu unterdrücken, schaffte es aber nicht.
„Es tut mir leid Katara", flüsterte er hilflos und drückte mich noch fester an sich.
„Nein!", eilig wischte ich die Tränen weg, „du musst dich nicht entschuldigen! Jedesmal hast du das getan, was ich für richtig gehalten habe. Du musst anfangen, deine eigenen Entscheidungen zu treffen!"
Erleichtert über mein Verständnis, strich er mir lächelnd eine Haarsträhne aus dem Gesicht, die an meiner nassen Wange klebte. Danach schlug ihm Zuko auf den Rücken. „Ich hoffe, du findest deinen Weg."
Jet bedankte sich bei uns und erzählte dann von seinen Plänen. Die Tatsache, dass wir bald getrennte Wege gehen würden, stimmte mich traurig. Aber ich wollte das Beste für Jet. Nach Yues Tod hatte er endlich etwas gefunden, was ihn motivierte. Es schien die richtige Entscheidung für ihn zu sein.

Secret Love | Zutara FanfictionМесто, где живут истории. Откройте их для себя