Kapitel 4

1.4K 62 0
                                    

8 Jahre später:

Ich sass am Ufer des Teiches und meditierte. Zumindest versuchte ich es. Die Schildkrötenenten quakten pausenlos und störten meine Konzentration. Ich versuchte es so gut wie möglich auszublenden.
Es schien mir zu gelingen, da quakte einer der Küken so laut, dass ich endgültig die Nerven verlor. Aufgebracht feuerte ich einen Feuerball ins Wasser. Die Enten schwammen wild umher und quakten panisch nur noch lauter.
"Seit endlich still, ihr Mistviecher!", brüllte ich sie an und ballte wütend meine Hände zu Fäusten.
Plötzlich ertönte neben dem nervtötenden Quaken ein höhnisches Kichern. Ich drehte mich um und entdeckte Azula, die mich amüsiert beobachtete.
"Was willst du?", schnauzte ich sie an, „siehst du denn nicht, dass ich versuche, mich zu konzentrieren?"
"Wieso meditierst du ausgerechnet hier? Die Schildkrötenenten können doch nichts für deine Dummheit. Komm gefälligst wieder runter und such dir einen anderen Platz zum Meditieren." Rechthaberisch begutachtete sie ihre Fingernägel.
"Ich meditiere dort, wo es mir passt, klar?", blaffte ich sie an.
Azula seufzte und wandte mir dann den Rücken zu. "Wie du willst, grosser Bruder. Ich wollte dir nur einen guten Rat geben." Mit diesen Worten liess sie mich endlich alleine.
Ich sah ihr hinterher, bis sie hinter dem nächsten Busch verschwunden war und riss dann zornig einzelne Grashalme vom Rasen.
Als ich ins Wasser blickte, sah ich dem Spiegelbild eines verbitterten Zuko entgegen.
Meine Narbe bedeckte fast meine ganze, linke Gesichtshälfte. Mit dem Finger fasste ich sie an schloss dann deprimiert die Augen.

Nachdem ich es mit dem Meditieren für heute aufgegeben hatte, ging ich zurück zum Palast.
Neben dem Eingang sass Azula mit ihren Freundinnen auf einer Bank. Als sie mich entdeckte, flüsterte sie Ty Lee etwas zu, woraufhin sie wie dämliche Komodohühner kicherten. Mai sass daneben und rollte mit den Augen. Gelangweilt spielte sie mit ihren Wurfsternen.
"Was gibt es da zu lachen?", fragte ich sie gereizt und nahm mir eine Erdbeere vom Obstkorb, den sie bei sich hatten.
"Ach nichts", flötete Ty Lee, "wie war das Meditieren?"
Ich warf ihr einen bösen Blick zu und betrat dann wortlos die Eingangshalle. Auf der Terrasse sassen Onkel Iroh und Mutter. Wie jeden Abend, tranken sie ihren Kräutertee.
"Willst du auch eine Tasse Jasmintee Liebling?", fragte mich Mutter lächelnd, "deinem Onkel ist er heute besonders gut gelungen." Sie zwinkerte ihm zu, der daraufhin geschmeichelt schmunzelte. "Er gelingt mir doch jeden Tag Ursa."
"Danke für das Angebot, aber ich passe", lehnte ich ab, "ich suche Lu Ten. Wisst ihr vielleicht, wo er sich gerade aufhält?"
Onkel Iroh dachte kurz nach. "Soviel ich weiß, ist er zum Meditieren in den Tempel gegangen. Du kannst ihm ja gerne Gesellschaft leisten."
Ich seufzte. "Nein danke. Ich kann auch später mit ihm sprechen." Abrupt drehte ich mich um und verliess die Terrasse. Verdutzt sahen sie mir hinterher.

Nachdem ich mich gewaschen hatte, legte ich mich hin und starrte gedankenverloren an die Decke. Ich war ziemlich mies gelaunt, wobei ich das eigentlich jeden Tag war.
Plötzlich klopfte es an der Tür. "Herein!", rief ich und setzte mich auf.
Mai kam hinein und schloss leise die Tür hinter sich. Lächelnd kam sie auf mich zu und schlang ihre Arme um meinen Hals. Sie wollte mich küssen, doch ich drehte den Kopf weg.
"Was ist denn los?", fragte sie mich verwirrt, "hab ich was falsch gemacht?"
Ich nahm ihre Arme von meinen Schultern und erhob mich vom Bett. "Nein", antwortete ich knapp, "ich bin gerade einfach nicht in Stimmung für so etwas."
Misstrauisch beäugte sie mich. "Sicher?"
Mürrisch strich ich mir die Haare von der Stirn. "Ja Mai. Im Moment brauche ich einfach etwas Zeit für mich. Das ist alles." Ich sah zur Tür und warf ihr dann einen auffordernden Blick zu, um ihr zu demonstrieren, dass sie mich alleine lassen sollte.
Sie dachte jedoch nicht daran, mich in Ruhe zu lassen und musterte mich stattdessen nachdenklich. "Ist es wegen Katara?"
Ich zuckte heftig zusammen, als sie ihren Namen erwähnte. Entgeistert starrte ich sie an. "Wie kommst du jetzt... auf sie?"
"Naja", sie spielte mit einer Haarsträhne, "heute vor acht Jahren ist dieser schreckliche Unfall passiert. Kann es sein, dass du deshalb so empfindlich bist?"
Ihre Fragerei machte mich sauer. "Ich sagte dir doch, du sollst dieses Thema, beziehungsweise diesen Namen, nicht in meiner Gegenwart erwähnen!"
"Beruhige dich! Ich will dir doch nur helfen", behauptete sie und trat näher auf mich zu, "tut mir leid." Sie wollte mich in den Arm nehmen, doch ich stiess sie von mir weg. "Bitte geh einfach. Du gehst mir auf die Nerven!"
Jetzt wurde sie auch wütend. „Ach ja?" fauchte sie, „seit Wochen verhältst du dich mir gegenüber so abwesend. Du brauchst mich doch nur, wenn dir langweilig ist!"
Genervt fasste ich mir mit dem Finger an die Schläfe. "Bitte nicht das schon wieder!"
"Doch, genau das!", zischte sie, "ich habe das Gefühl, du liebst mich gar nicht! Jedenfalls hast du es mir noch nie gesagt! Kann es sein, dass du nach all den Jahren immer noch an Katara hängst? Denkst du an sie, wenn wir uns lieben?"
Das war zu viel. Kochend vor Wut, packte ich sie grob an den Schultern. "Wage es noch einmal, so etwas zu behaupten und ich...!"
"Und was?!", rief sie unbeeindruckt.
Erbost verengte ich die Augen zu Schlitzen und schubste sie dann grob. Verschwinde!", fuhr ich sie an, "es ist vorbei mit uns!"
Erschrocken riss sie die Augen auf. Dann kamen ihr die Tränen. Sie öffnete den Mund, um etwas zu sagen, doch mein drohender Blick sorgte dafür, dass sie es sich doch anders überlegte. Wortlos drehte sie sich weg und verliess meine Gemächer. Die Tür knallte sie hinter sich zu.
Wutschäumend ging ich zum Schreibtisch und schmiss die Sachen, die darauf lagen, zu Boden. Danach haute ich mit voller Wucht auf die Tischplatte, woraufhin es laut knackte. Ich musste meine Wut irgendwo rauslassen, ansonsten würde ich explodieren.
Als ich in den Spiegel sah und erneut die Narbe erblickte, schlug ich auch diese kaputt. Meine Hand blutete stark, doch wegen dem Adrenalin spürte ich keinen Schmerz.
Nachdem ich mich wieder einigermassen beruhigt hatte, ging ich auf den Balkon. Die Sonne ging bereits unter und der Himmel verfärbte sich in zahlreichen Rottönen.
Frustriert lehnte ich mich über das Geländer und schloss die Augen. Eine einzelne Träne rollte meine Wange runter und mir entfuhr ein leises Schluchzen.

Secret Love | Zutara FanfictionWhere stories live. Discover now