Kapitel 3

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Zuko POV

Es vergingen Wochen. Ich war lange bewusstlos und das Fieber schwächte mich sehr. Manchmal wachte ich kurz auf, doch das einzige, was ich dann wahrnahm, war der Heiler, der mich untersuchte oder Mutter, die neben mir saß und meine Hand hielt. Danach wurde alles wieder schwarz.
Manchmal hörte ich auch wirre Stimmen. Sie schrieen, diskutierten und weinten. Ich war mir jedoch nicht sicher, ob das tatsächlich der Realität entsprach oder ich einfach nur träumte.

Ich öffnete meine Augen. Es brauchte eine Weile, bis sich meine Sicht einigermassen klärte. Auf meinem Gesicht lag ein fester Verband. Diese Erkenntnis sorgte dafür, dass ich in Panik geriet. Ängstlich sah ich mich im Zimmer um. Meine Sehfähigkeit war begrenzt.
Ich versuchte aufzustehen, war aber noch zu schwach und fiel wieder zurück ins Kissen.
Mit der Hand tastete ich mein Gesicht ab. Als ich versuchte den Verband zu entfernen, brannte meine Haut höllisch darunter. Ein Klos bildete sich in meinem Hals und mir war nach Weinen zumute.
„Zuko!", ertönte plötzlich eine weibliche Stimme, „du bist endlich wach!"
Ich hob mühsam den Kopf und sah zu Mutter, die wie angewurzelt bei der Tür stand. Daraufhin kam sie mit grossen Schritten zu mir und setzte sich neben mich aufs Bett.
Ihr schossen vor Erleichterung Tränen in den Augen. Als sie bemerkte, dass ich die ganze Zeit mein Gesicht anfasste, nahm sie schnell meine Hände in ihre und drückte sie fest. „Fass den Verband nicht an. Die Wunde ist noch entzündet." Sanft küsste sie meine Finger und lächelte. „Ich dachte schon, ich würde dich verlieren!"
Verwirrt blinzelte ich mehrmals. „Mutter, was ist geschehen?"
Ihr Lächeln verschwand wieder. Traurig senkte sie den Blick. „Du und Katara wurdet von einem Anhänger des Roten Lotus angegriffen. Er wollte euch umbringen."
Beim Namen Katara fing mein Herz schneller zu schlagen an. „Geht es ihr gut? Wo ist sie?"
Bevor sie antworten konnte, öffnete sich erneut die Tür und Vater trat ein. Sein Gesichtsausdruck zeigte eine Mischung von Überraschung und Erleichterung, als er bemerkte, dass ich wach war. Kurz darauf hatte er seine Gefühle wieder im Griff und wirkte gleichgültig. Er war kein grosser Freund von Emotionen und versteckte sie meist.
Langsam kam er auf uns zu und stellte sich neben Mutter. Behutsam legte er eine Hand auf meine Schulter. „Endlich bist du wach mein Sohn. Wir haben uns alle schreckliche Sorgen um dich gemacht."
Ich nickte knapp, konnte im Moment aber an nichts anderes denken ausser Katara. „Wo ist Katara? Was ist mit ihr geschehen? Hat ihr Vater sie streng bestraft?"
Als ich Kataras Vater erwähnte, zuckten beide zusammen und warfen sich kurze Blicke zu.
„König Hakoda ist tot", fing Vater zu erzählen an, „kurz vor dem Angriff auf dich und Katara, wurde er bei seinem Aufenthalt in der Hauptstadt überfallen und ermordet. Wir konnten sie nicht aufhalten."
Ich verspürte plötzlich das starke Bedürfnis, mich zu übergeben. „Und was ist mit Katara?"
Vater schwieg wieder kurz. Es wirkte fast so, als würde er nachdenken. "Sie ist auch tot."
Als er den Satz ausgesprochen hatte, brach für mich eine Welt zusammen. "Was?!", mir entfuhr ein lautes Schluchzen, "nein! Das kann nicht sein. Ich habe sie doch vor dem Angreifer beschützt. Die Wache war schon auf dem Weg zu uns. Sie haben ihn aufgehalten!"
Mutter starrte Vater entgeistert an. Merkwürdigerweise schien sie selbst nichts davon gewusst zu haben.
Während ich ahnungslos um meine Freundin trauerte, kommunizierten sie mit Blicken. Nach wenigen Sekunden drehte sie sich wieder zu mir um und nahm mich in den Arm. "Es tut mir leid, Zuko", flüsterte sie und drückte mich fest an sich.
"Wie ist es passiert?", fragte ich völlig ausser mir. Ich wollte es einfach nicht wahrhaben.
"Nachdem du ohnmächtig geworden bist, hat der Attentäter Katara angegriffen und ihr einen tödlichen Schlag versetzt. Die Soldaten konnte ihn nicht rechtzeitig aufhalten", Vater drehte sich weg und sah aus dem Fenster, „vielleicht tröstet es dich ja zu wissen, dass wir den Angreifer fassen konnten und er hingerichtet wurde. Ausserdem starb Katara schnell. Sie hat nicht lange gelitten."
Als er erneut ihren Namen aussprach, verkrampfte sich alles in mir. Ich riss mich von Mutters Umarmung los und legte meine Hände aufs Gesicht. Tränen flossen mir über die Wangen. Unter dem Verband brannten sie auf der Wunde. "Das ist alles meine Schuld!"
"Nein ist es nicht, Liebling! Es war ein schrecklicher Unfall", versuchte mich Mutter zu beruhigen, „niemand konnte voraussehen, dass so etwas Schreckliches passieren würde."
"Nun ja", Vater drehte sich wieder zu uns, "zum Teil ist es tatsächlich deine Schuld. Wie konntest du es wagen, ohne meine Erlaubnis das Palastgelände zu verlassen? Du weißt genau, wie gefährlich es dort draussen ist. Schliesslich befinden wir uns im Krieg! Siehe nun, deine Freundin ist tot und dich brandmarkt dein Leben lang diese grässliche Narbe!" Seine Wörter waren wie Messerstiche, die in mein Herz gerammt wurden.
"Ozai!" rief Mutter schockiert, "wie kannst du deinem Sohn so etwas vorwerfen? Er trauert um seine Freundin und du wirfst ihm solch herzlose Anschuldigungen an den Kopf!"
Überrascht über Mutters Wutausbruch, starrte er sie wortlos an. Dann zog er zornig die Augenbrauen zusammen und ging zur Tür, um meine Gemächer zu verlassen. "Wir werden das später besprechen. Bis dahin kannst du ihm beim Trauern beistehen."
In meinem Kopf drehte sich alles. „Vater hat Recht", schluchzte ich, „ich hätte niemals zulassen dürfen, dass Katara das Palastgelände verlässt. Wäre ich hartnäckiger gewesen, wäre sie jetzt noch am Leben."
Mutter schüttelte den Kopf und wiegelte mich wie ein Kleinkind in ihren Armen hin und her. „Es tut mir so leid Zuko..."

Ozai/Ursa POV

"Wie konntest du ihm eine solch grausame Lüge auftischen!", rief Ursa aufgebracht.
Genervt setzte sich Ozai auf einen Sessel. "Es ist für uns alle das Beste, wenn er die Wahrheit nicht kennt."
"Das Beste? Ist das dein Ernst? Unser Sohn trauert um seine Freundin und gibt sich die Schuld an ihren Tod! Dabei lebt Katara noch!"
Ozai seufzte. "Nun hör mir doch mal zu! Ich kann Zuko nicht erzählen, dass wir Katara zu deiner Familie gebracht haben. Er würde sie sehen wollen und damit Kataras Sicherheit gefährden. Wenn der Rote Lotus das herausfindet, werden sie, sie suchen und kaltblütig ermorden, so wie sie es mit dem Rest ihrer Familie getan haben. Die Lüge ist zwar hart, aber Zuko wird sie irgendwann vergessen. Er ist noch jung und findet andere Freunde."
Ursa schnaubte verächtlich. "Du bist doch krank! Wie soll er es vergessen, wenn er jeden Tag in den Spiegel sehen muss und sein vernarbtes Gesicht darin sieht, was in an das grausame Ereignis erinnert. Er wird es nie verarbeiten können und sich für den Rest seines Lebens die Schuld dafür geben. Du bist ein Monster, wenn du deinem Sohn eine solche Last auf den Schultern tragen lässt!"
Wütend stand Ozai auf und packte Ursa an den Handgelenken. Sie versuchte sich loszureissen, doch er hielt sie eisern fest.
"Wage es nie wieder, so respektlos mit mir zu sprechen! Wenn wir den Roten Lotus besiegt haben und der Krieg vorbei ist, kann Katara zurück in den Norden und dort den Thron besteigen. Bis dahin wirst du kein Wort mehr darüber verlieren und so tun, als wäre dies niemals geschehen. Ausser uns kennt niemand die Wahrheit. So soll es auch bleiben! Verstanden?"
Voller Verachtung blickte Ursa ihrem Mann in die Augen. "Zuko wird an ihrer Beerdigung teilnehmen wollen. Wie willst du das verhindern?"
Ozai liess seine Frau los. "Lass das meine Sorge sein. Ich werde ihm erzählen, dass Hakodas und Kataras Leichen in den Norden gebracht wurden, um sie dort zu beerdigen. Da der Krieg dort am schlimmsten wütet, wird Zuko nicht daran teilnehmen können und hier bleiben."
Ursa rieb sich die schmerzenden Handgelenke. „Wenn er jemals die Wahrheit herausfinden sollte, wird er dir das niemals verzeihen."
Ozai zuckte mit den Schultern. „Damit kann ich leben."

Secret Love | Zutara FanfictionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt