Kapitel 12

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Zuko POV

Als ich sie sah, beschleunigte sich mein Herzschlag. Sie stand neben einem Bach und starrte mich aus zusammengekniffenen Augen an. Anscheinend erkannte sie mich nicht.
"Wer ist da?", fragte sie ängstlich und trat zögerlich einen Schritt nach vorne.
"Katara!", rief ich und ging näher auf sie zu. Sie sah noch immer verwirrt aus. Als ich jedoch nur wenige Meter vor ihr stand, veränderte sich ihr Gesichtsausdruck. Schockiert weitete sie die Augen. Nun hatte sie mich erkannt.
Ich musste mich stark zusammenreissen, um sie nicht sofort an mich zu reissen. Erst jetzt bemerkte ich, wie sehr ich sie in den letzten Jahren vermisst hatte.
Sie streckte plötzlich ihre Hand nach mir aus, als wolle sie mich berühren. Ich nahm sie und drückte sie gegen meine Brust. Ihre Hand war eiskalt und zitterte leicht.
Schweigend verharrten wir so für eine Weile. Ihre azurblauen Augen brachten mein Herz zum Schmelzen.
"Zuko...", flüsterte sie und ihre zauberhaften Augen füllten sich plötzlich mit Tränen. Ich hielt es schliesslich nicht mehr aus und zog sie in meine Arme. Schluchzend vergrub sie ihr Gesicht in meine Schulter und schmiegte sich eng an mich. Auch meine Augen wurden feucht, aber ich hatte mich schnell wieder unter Kontrolle.
"Wie kann das sein", wisperte sie leise. Kurz darauf löste sie sich von der innigen Umarmung, um mir erneut ins Gesicht zu sehen. Mit dem Finger strich sie mir vorsichtig über die Wange. Dabei fasste sie aus Versehen meine Narbe an. Ich zuckte leicht zusammen. Erschrocken zog sie ruckartig ihre Hand wieder zurück. "Tut mir leid", piepste sie kleinlaut. Unsicher spielte sie mit ihrem Haar. Dabei sah sie wie ein kleines, hilfloses Kind aus, was mich irgendwie erregte.
"Ist schon gut", beruhigte ich sie und nahm ihre Hände in meine, "so lange habe ich nach dir gesucht. Nun habe ich dich endlich gefunden."
Verwirrt runzelte sie die Stirn. "Du hast acht Jahre lang nach mir gesucht?"
Ich schüttelte den Kopf. "Nein. Nur seit ein paar Wochen. Ich habe erst vor kurzem erfahren, dass du noch lebst."
Ungläubig riss sie die Augen auf. „Was soll das heissen? Hast du etwa gedacht, ich wäre tot?"
Ich nickte bekümmert. "Meine Eltern haben mir jahrelang etwas vorgemacht. Sie erzählten mir, dass du bei dem versuchten Attentat getötet wurdest. Vor ein paar Wochen habe ich dann zufällig ein Gespräch von ihnen mit angehört und die Wahrheit erfahren. Danach habe ich mich sofort auf dem Weg gemacht, um nach dir zu suchen."
„Aber wieso?", fragte sie verständnislos, „weshalb haben sie dir so etwas erzählt?"
Ich seufzte entrüstet. „Damit wir uns nicht sehen. Nach dem Angriff, brachten sie dich zu Kya in Sicherheit. Niemand wusste, ob du nun überlebt hast oder nicht, was sie ausnützten, um dich zu beschützen. Mein Vater entschloss sich dazu, dich für tot zu erklären, damit der Rote Lotus aufhört, dich zu jagen. Nur meine Eltern und ich kennen die Wahrheit über dein Wohlbefinden."
„Soll das etwa heissen, alle denken, dass ich tot bin? Auch im Norden?"
Ich nickte erneut bestürzt. „Es tut mir leid Katara. Es war zu deinem Besten."
Erschüttert setzte sie sich auf einen Felsen, welcher in der Nähe stand. Anscheinend überforderte sie diese neue Erkenntnis, was mich nicht überraschte. An ihrer Stelle hätte ich längst die Nerven verloren.
Ich liess ihr ein wenig Zeit, um die neu erlangten Informationen zu verarbeiten. Sie atmete durch. „Ehrlich gesagt, weiß ich auch erst seit kurzem, dass du lebst." Aus irgendeinem Grund, schien sie das amüsant zu finden. Gequält grinste sie mich an.
Ich versuchte ebenfalls zu lächeln, obwohl ich keinen Grund dafür erkennen konnte. Wahrscheinlich sah man mir an, dass es ein gezwungenes Lächeln war, denn sie fing plötzlich zu kichern an. Ihr Lachen erwärmte mein Herz.
Sie stand auf und umarmte mich wieder. „Ich kann es noch immer nicht fassen, dass du jetzt hier bist."
Ich sog ihren Duft tief in mich ein. „Du riechst nach nassem Heu." Sie hob eine Augenbraue. „Und du nach nassem Hund." Nun mussten wir beide lachen. Genau wie in alten Zeiten.
Wir unterhielten uns noch ein wenig und machten uns dann auf dem Weg, zurück zum Bauernhof. Als wir dort kurze Zeit später eintrafen, stand Haru noch immer neben dem Stall, zusammen mit zwei älteren, mir unbekannten Personen und einem anderen Jungen. Wahrscheinlich handelte es sich hierbei um Jet. Ghost hatte es sich währenddessen unter einem Baum gemütlich gemacht und döste friedlich vor sich hin.
„Was ist passiert?", fragte Jet Katara besorgt und musterte mich misstrauisch, „wer ist dieser Kerl?"
Katara räusperte sich. „Das ist... Zuko."
„Soviel zum Thema, du hast nichts mit Prinz Zuko zu tun", mischte sich die ältere Frau neben Haru ein und lächelte. Ich verstand zwar nicht, was sie damit meinte, wollte aber auch nicht nachfragen.
„Moment, was? Das ist der Sohn von Feuerlord Ozai?", verdattert starrte mich Jet an, „was will der denn von dir? Katara, was hast du schon wieder angestellt?!"
„Wir sind alte Freunde", erklärte ich ihm in Kurzfassung und schaute dann wieder zu Ghost, „sie kann dir jetzt alles erklären. Währenddessen kümmere ich mich um Ghost."
Bevor ich ging, warf ich Katara nochmals ein warmes Lächeln zu und eilte dann zu meinem Begleittier. Behutsam kraulte ich ihn hinter dem Ohr, woraufhin er genüsslich knurrte.
Noch immer konnte ich nicht ganz realisieren, dass Katara und ich tatsächlich wieder vereint waren. Nun würde sich alles hoffentlich zum Guten wenden.
Ich würde sie zurück zum Palast der Feuernation bringen, wo sie vor dem Roten Lotus sicher war. Wenn der Krieg dann vorbei war, konnte sie ihren rechtmässigen Thron besteigen und über den Nordpol herrschen. Alles weitere würde sich dann schon irgendwie ergeben.
Es schien alles so einfach zu sein. Ich konnte ja nicht ahnen, wie kompliziert es tatsächlich werden würde.

Katara POV

Wortlos senkte ich den Blick. Auch Jet schien nicht zu wissen, was er sagen sollte. Schliesslich waren wir vor kurzem nicht gerade friedlich auseinander gegangen.
„Hör zu Katara...", durchbrach er das bedrückte Schweigen, „es tut mir leid, was vorhin vorgefallen ist. Ich wollte dir auf keinen Fall wehtun. Es war ein unglaublich anstrengender Tag für mich und ich war etwas gereizt. Bitte verzeih mir."
Ich lächelte ihn an. Natürlich würde ich ihm verzeihen. „Ist schon in Ordnung Jet. Mir tut es auch leid, dass ich so... grob zu dir war. Lass uns den Streit einfach vergessen, hm?"
Er nickte zustimmend und lächelte nun ebenfalls. Danach blickte er zu Zuko, der gerade seinen Wolf zu unserer Scheune brachte. „Könntest du mir jetzt bitte erklären, was du mit dem Sohn des Feuerlords zu tun hast und wieso er plötzlich hier aufkreuzt?"
Ich hakte mich bei ihm ein und zog ihn ebenfalls in Richtung Scheune. „Das ist eine lange Geschichte..."

Nachdem ich ihm alles ins genaueste Detail erklärt hatte, betraten wir die Scheune, wo Zuko bereits auf uns wartete.
Es war schon spät und ich war ziemlich erschöpft. Heute war so viel Unerwartetes geschehen. Ich musste erstmal alles Vorgefallene verarbeiten.
Zuko sass auf einem Heuballen und lehnte sich an seinen Wolf, der friedlich schlief. Fasziniert musterte ich das Tier. Das letzte Mal, als ich einen Wolf gesehen hatte, war schon eine ganze Weile her. Mein Vater hatte einen Wolf besessen. Der Gedanke an ihn, stimmte mich sofort traurig. Ich vermisste ihn sehr.
Zuko stand auf und kam auf uns zu. „Weiß er jetzt alles?"
Jet nickte knapp und legte sich dann wortlos auf seiner Hängematte. Als mir Zuko einen fragenden Blick zuwarf, zuckte ich mit den Schultern.
„Was willst du jetzt tun?", fragte er mich interessiert und verschränkte die Arme vor der Brust. Seine Haare fielen im wirr in die Stirn. Reflexartig streckte ich die Hand aus und strich sie ihm zurück.
Er zuckte zusammen, liess es dann aber zu. Seine goldigen Augen bohrten sich in meine azurblauen. Wie sehr ich doch seine Augen vermisst hatte.
Jet beobachtete uns mit einem grimmigen Gesichtsausdruck. Er schien von unserem neuen Gruppenmitglied wenig begeistert zu sein.
„Ich geh jetzt schlafen", gab ich bekannt und gähnte müde, „wir werden alles nötige morgen besprechen." Zuko nickte zustimmend.
Ich ging daraufhin zu meiner Hängematte, um mich ebenfalls hinzulegen. Bevor ich einschlief, dachte ich über den heutigen Tag nach. Dabei bemerkte ich nicht, wie mich Zuko noch lange beim Einschlafen beobachtete. Er wiederum, wurde von Jet misstrauisch beäugt. Irgendwann schliefen aber auch sie ein.

Secret Love | Zutara FanfictionWhere stories live. Discover now