𝐁𝐥𝐚𝐜𝐤 𝐓𝐰𝐢𝐧𝐬 (ʰᵃʳʳʸ ᵖᵒᵗᵗᵉʳ/ʳᵘᵐᵗʳᵉⁱᵇᵉʳ ᶠᶠ)

Chapter 35

(Bild: Regulus Black)

Selena Black P.o.V.:

Ich werde von lauten Stimmen, die wild durcheinander reden, geweckt. Alle sind männlich und kommen mir wage bekannt vor, und als ich die Augen öffne und die grünen Vorhänge sehe, erinnere ich mich wieder daran, wo ich bin und wem diese Stimmen gehören müssen. 

"Nein, ich gehe als nächstes ins Bad. Du warst vorhin schon, Ad!", diese Stimme gehört Rodolphus Lestrange - zumindest glaube ich das. Die Stimme, die antwortet, muss demnach Adalar Pitres sein. "Ja ja, schon gut. Ich gehe schon mal zum Frühstück. Kommst du mit, Alex?" Ich horche auf. "Nein, geh ruhig schon mal vor. Ich komm gleich nach." Alec muss sich, dem Klang seiner Stimme nach, direkt vor seinem Bett befinden, und jetzt, wo ich das weiß, kann ich einen Schatten durch die dichten Vorhänge wahrnehmen, der in einer Schultasche wühlt. 

Es dauert geschlagene 20 Minuten, bis alle Slytherins außer Alec schließlich den Schlafsaal verlassen haben und sobald die Tür hinter Mulciber und Lestrange ins Schloss fällt, traue ich mich endlich wieder richtig zu atmen. Es dauert keine zwei Sekunden, bis Alec den Kopf durch die Vorhänge streckt und mich angrinst. Er hat tiefe Augenringe und seine Haare stehen in alle Richtungen ab, aber er sieht hellwach aus. 

"Ich hätte nicht gedacht, dass das so gut funktioniert. Vielleicht sollten wir das öfter machen!", sagt er, als er sich auf die Bettkante setzt, mir einen kurzen Kuss auf die Lippen dückt und mit der Hand nach einer Ecke der Bettdecke greift. "Ich sehe mir kurz deinen Bauch an und dann entscheiden wir, ob du heute in den Unterricht oder in den Krankenflügel gehen wirst, okay?" Ich nicke brav und hebe die Hand, um sie an Alecs Wange zu legen. Sein Grinsen wird breiter und er schmiegt sich an meine Handfläche, sodass seine kurzen Bartstoppeln an meiner Haut kratzen. 

Er schlägt die Decke bis zu meinen Hüftknochen zurück und ich versuche mich mit dem Kribbeln abzulenken, dass die einfach Berührung seiner Wange durch meinen ganzen Körper sendet, und bemühe mich nicht darauf zu achten, wie intensiv Alec meinen Oberkörper in Augenschein nimmt. Er wirkt zufrieden mit dem was er sieht, auch wenn ich bemerke, wie sein Blick einen Augenblick lang auf den Narben hängenbleibt, die ich schon seit Jahren auf meiner Haut trage. So wie es aussieht sind gestern neue dazugekommen. 

Von seinem Gesichtsausdruck beruhigt blicke ich auch auf meinen Bauch und entdecke, dass die Murtlap-Essenz ihre Arbeit getan hat. Normalerweise wirkt sie zwar schon nach ein paar Sekunden, aber da Werwolfkrallen besondere Male hinterlassen, hat sie bei mir ein paar Stunden gebraucht. Es sind nur noch Schorfränder zu sehen, wo gestern beachtliche Kratzer waren und erleichtert atme ich aus. Ich werde heute wohl in den Unterricht gehen können - und Remus braucht sich keine allzu großen Vorwürfe zu machen, weil er mich erwischt hat.

"Kannst du aufstehen?", fragt mich Alec zaghaft und ohne zu zögern schwinge ich die Beine aus dem Bett. Es schmerzt zwar jede Bewegung, aber ich habe nichts anderes erwartet. Ich drehe mich einmal im Kreis und bemerke erst, als ich Alecs Blick bemerke, der auf meinen Beinen verweilt, dass ich außer Unterwäsche und dem T-Shirt, das nur meinen halben Hintern bedeckt, nichts trage. Mit roten Wangen ziehe ich den Kopf ein und versuche mich so klein wie möglich zu machen. 

Alec räuspert sich und schaut mir betont aufmerksam in die Augen. "Du solltest trotzdem zu Madam Pomfrey gehen. Sie sollte sich das auf jeden Fall ansehen." Ich schüttle vehement den Kopf und Alec seufzt tief. "Sagst du dann wenigstens mir, was passiert ist?" 

"Ich...Das...das geht nicht." Ich kann ihm nicht in die Augen schauen. Er hat mir heute Nacht wahrscheinlich das Leben gerettet und ich danke ihm dafür, dass ich ihm so gut wie nichts sage. Eine tolle Freundin bin ich. Ganz toll. 

"Weißt du, wir hatten gestern Nacht Astronomie..." Ruckartig schaue ich auf und starre ihn erschrocken an. Alec sieht überrascht aus, spricht aber normal weiter:"...und Severus hat gefehlt. Wir wussten nicht, wieso, aber er kam erst eine Stunde nachdem du eingeschlafen bist in den Schlafsaal. Und heute Morgen ist er ohne ein Wort zum Frühstück gegangen." Aufmerksam betrachtet Alec mich, in der Hoffnung, dass er etwas in meinem Gesicht ablesen kann. "Hat er etwas mit deinen Verletzungen zu tun?"