Chapter 60

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(Bild: Selena)

Selena Black P.o.V.:

Der Kuss schwebt wortlos zwischen uns. Gefühlvoll, doch beängstigend, fremd und auch gleichzeitig so... so typisch Alec. Mein Herz rast, mein gesamter Körper steht unter Strom, meine Gedanken wirbeln in meinem Kopf wie ein Tornado, nachdem sie einen Augenblick lang komplett still standen. 

Aus diesem wütendem Wirbelsturm bildet sich eine Frage heraus, die wichtigste von allen: Wie kann ich nach all dem, was er mir angetan hat, nach den Monaten voller Schmerz, dem fiesen Verhalten, das er sich erneut angeeignet hat, wie kann ich nach all diesen Sachen noch immer das empfinden, was ich vor einem halben Jahr empfunden habe? Damals, bevor er aus heiterem Himmel Schluss gemacht hat und einfach so beschlossen hat, zu dem alten Hass zurückzukehren.

Ich halte meine Augen geschlossen, aus Angst, dass eine der Emotionen, die darin stehen müssen, meine Augen verlässt, und meinen Kopf lehne ich weiterhin gegen sein Schlüsselbein. Behutsam, wie die Berührung von hinabfliesendem Wasser, legt sich Alexanders Hand auf meinen oberen Rücken und streicht federleicht über den weichen Stoff meines Kleides. Ich spüre die Wärme seiner Hand beängstigend deutlich. Und dass von dieser Stelle elektrische Blitze auszugehen scheinen, die mit voller Kraft in mein Herz einschlagen, gibt mir den Rest. 

Ich richte mich auf und gebe Alexander einen Schubs vor die Brust. Wieder wankt er, kann sich diesmal aber schneller fangen. Er sieht überrascht aus und als ich meinen Zauberstab hebe, kann ich eine Spur Verunsicherung in seinem Blick erkennen.

Doch er bleibt äußerlich ruhig stehen und lässt zu, dass ich meinen Zauberstab auf sein Herz lege. "Ich schwöre dir, Alexander Malfoy, wenn du noch einmal so eine beschissene Sache abziehst, werde ich dich umlegen. Lüg mich nie wieder an und wag es ja nicht, mich noch einmal auf diese Weise zu beschützen!" 

Ich mache einen Schritt auf ihn zu, sodass mein Körper seinen an unzählbar vielen Stellen berührt. Meine Haut scheint zu brennen, so deutlich fühle ich Alecs Nähe. Mein Zauberstab liegt noch auf seinem Herz, was ihn allerdings nicht sonderlich zu kümmern scheint. Seine Augen bekommen einen hoffnungsvolle Glanz und er tritt näher an mich heran, obwohl ich nicht dachte, dass das möglich ist. "Wenn du sagt noch einmal, bedeutet das dann-", er verstummt, als ich meine Lippen erneut auf seine lege. 

Von der Sanftheit gerade eben ist nicht mehr viel übrig. Ich kann ihm nicht nah genug sein und ihm scheint es ganz ähnlich zu gehen. Er drängt mich an die nächstgelegene Wand und vergräbt beide Hände in meinem Haar. Er zieht gierig an meiner Unterlippe, während seine Hände zu meinen Wangen wandern. Mich hat ein unstillbares Verlangen eingenommen. So müssen sich Junkies unmittelbar vor dem nächsten Schuss fühlen, mein ganzer Körper scheint in Flammen zu stehen.

Und das vielleicht sogar wortwörtlich, denn Alec zuckt heftig zusammen und macht mit einem Mal einen großen Schritt rückwärts, den Blick entsetzt auf das schwarze Brandloch mitten auf seiner Brust gerichtet. Ich sehe dagegen auf meinen Zauberstab. "Ups", sage ich im Flüsterton. Alec sieht auf. Seine Mundwinkel zucken und eine Sekunde später ist er in lautes Gelächter ausgebrochen, den Kopf in den Nacken geworfen. Ich lehne grinsend den Hinterkopf gegen die Wand. Sowas passiert auch nur uns.

Alec kommt mir wieder näher und ich richte mich auf. Zeitgleich heben wir jeweils eine Hand, um sie an die Wange des anderen zu legen. "Ich werde dich nie wieder verbrennen, ich versprechs. Naja, außer du hast es verdient.", füge ich noch hinzu. Alec schüttelt leicht den Kopf. "Ich bitte dich inständig darum, mich jeden Tag meines Lebens so zu verbrennen. Wenn das bedeutet, dass du jeden davon bei mir sein wirst, kann ich damit leben." Er beugt sich vor und lehnt seine Stirn gegen meine. 

Wir verharren nicht lange so, nur durch diese unschuldige Berührung verbunden. Als wir uns das nächste Mal küssen, habe ich meinen Zauberstab zwar in der Hand, aber diese Hand berührt Alec nicht. Das gefällt mir dann aber auch nicht. Also dirigiere ich Alec ein paar Schritte zur Seite und denke ganz fest an einen Raum, in dem wir alleine sein können, in dem wir wir sein können.

𝐁𝐥𝐚𝐜𝐤 𝐓𝐰𝐢𝐧𝐬 (ʰᵃʳʳʸ ᵖᵒᵗᵗᵉʳ/ʳᵘᵐᵗʳᵉⁱᵇᵉʳ ᶠᶠ)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt