𝐁𝐥𝐚𝐜𝐤 𝐓𝐰𝐢𝐧𝐬 (ʰᵃʳʳʸ ᵖᵒᵗᵗᵉʳ/ʳᵘᵐᵗʳᵉⁱᵇᵉʳ ᶠᶠ)

Chapter 136

(Bild: Selena)

Alexander Malfoy P.o.V.:

"Darf ich dich was über Bailee fragen?"
Gemächlich hebe ich den Kopf, um Mulciber, der mir im Zugabteil gegenübersitzt, durchdringend in die Augen zu sehen. 
Er zuckt innerlich zurück, vielleicht bereut er es, das Thema angeschnitten zu haben, lässt äußerlich aber nur ein zuckendes Augenlid sehen. 
Diese Zugfahrt nach Hogwarts - unsere letzte - ist anders als alle anderen. Man hatte mir schon früher einen hohen Platz in der Schulhierarchie zugeteilt. Doch dabei ging es immer um meinen Bruder oder meinen Familiennamen.
Jetzt haben alle eine Heidenangst vor dem Mal auf meinem Unterarm. Sie haben Respekt vor mir und dem puren Bösen, dem ich mich verpflichtet habe.

Ich blinzle einmal und zucke dann mit wenig Motivation die Schultern. "Sie ist in Amerika. Was willst du da fragen?"
"Stimmen denn die Gerüchte?", fragt Mulciber mit einem drängelnden Unterton, der mir Unbehagen bereitet.
Alle Anwesenden im Abteil warten auf eine Antwort, auch wenn sie es nicht zeigen wollen. Snapes Augen hinter seinem Buch stehen still auf einer Stelle und Rodolphus packt seinen Schokofrosch extra leise aus. Einzig Adalar, der gerade mit Avery Karten spielt, ist nicht neugierig.
"Es heißt Gerücht, weil so gut wie nichts davon der Wahrheit entspricht. Ansonsten würde es Fakt heißen und du müsstest mich nicht nerven.", antworte ich kalt und gelangweilt. 
Mulciber presst die Lippen zusammen und lehnt sich mit verschränkten Armen zurück. Gut so.

Doch es herrscht nur für ein paar wenige Minuten Schweigen:"Zeigt ihr uns... Naja, ihr wisst schon, das Mal?", Avery sieht zwischen Snape, Adalar und mir hin und her. 
Ich blicke zu Adalar, dessen verschlagenen olivgrünen Augen mich beinahe schon amüsiert anblitzen. Er liebt die Aufmerksamkeit.
"Klar", sagt er mit geschwollener Brust. Er schiebt seinen Umhangärmel in die Armbeuge, krämpelt sein Hemd hinauf und präsentiert das Dunkle Mal. Die Augen der Slytherins werden groß. Snape lächelt und folgt Adalar mit dem gleichen Glänzen in den Augen.
Nachdem ich mich mit einem Blick zum Fenster der Schiebetür vergewissert habe, dass draußen niemand steht, mache ich es ihnen für ein paar wenige Sekunden gleich.

Mit den Worten "Das ist nichts, womit man leichtsinnig prahlen sollte.", lasse ich den Ärmel allerdings schnell wieder fallen und die anderen machen es mir nach. 
Seit der Dunkle Lord mir persönlich die Führung der Todesser in Hogwarts zugesprochen hat, herrscht eine neue Gruppendynamik. Ich bin wieder ganz oben in der Hierarchie, sie ahmen sogar Verhaltensmuster nach. 
Unauffällig mustere ich meine zwangsmäßigen Freunde.

Adalar ist verdächtig still. Ich weiß, dass er was plant. Er ist zu zurückhaltend, zu wenig aufbrausend, um seine wahre Natur zu zeigen. Früher hat er mir seine Meinung direkt ins Gesicht gesagt, jetzt behandelt er mich wie alle anderen und handelt hinter meinem Rücken.
Ich kann ihn nur im Auge behalten und alles dafür tun, um Selena da rauszuhalten.

Snape wirkt zufrieden mit sich selbst. Zum ersten Mal seit Jahren hat sich sein finsteres Gesicht gelockert und ich habe das Gefühl, er kommt langsam über Lily hinweg. Entweder das oder er fängt gerade erst an, um sie zu kämpfen. Ich hoffe inständig auf ersteres, nehme mir aber vor, Lily zu warnen.
Erst recht, als sich gegen drei Uhr das Gerücht in unser Abteil verirrt, dass James Potter jetzt mit Lily Evans geht. 
Für mich keine große Überraschung, nachdem ich die beiden auf dem Grundstück der Potters schon so vertraut miteinander gesehen habe, aber Snape ist nicht nur zutiefst erschrocken, sondern auch verdammt wütend. Leider scheinen seine Kampfgeister damit geweckt.

Ich sitze die ganze Zugfahrt über auf meinem Platz, stehe nicht einmal auf, um mir etwas zu Essen zu kaufen. Und mit jeder Minute, die ich nicht auf dem Gang verbringe, um Selena zu suchen, protestiert mein Magen mit stärkerer Übelkeit. Aber es geht einfach nicht. Ich kann ihr nicht begegnen, ihr in die Augen sehen, so tun als wäre alles okay. Ich kann sie nicht anlügen. Ich kann sie nicht verlieren.