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Jungkook

"Taehyung... Du solltest langsam wieder gehen. Du hast bestimmt Hausaufgaben und ich muss Jungkook untersuchen" erklärte Jin der gerade in das Zimmer getreten war. Taehyung nickte zwar verstehend, zog aber einen Schmollmund und drückte sich noch fester an mich, weshalb ich schmerzerfüllt das Gesicht verzog.

"T-Tae... Pass... Auf..." keuchte ich und erschrocken löste er sich von mir. "Ups..." meinte er und schluckte einmal schwer, weshalb ich leise kichern musste. Taehyung war echt einmalig...

"Wir... Ich komm morgen nach der Schule direkt zu dir okay!" stellte Tae klar und lächelnd nickte ich und kurz darauf war Tae auch wieder aus dem kleinen, weißen Raum verschwunden und so war ich mit Jin alleine. "Könntest du dich kurz aufsetzen?" fragte er mich doch auch wenn ich wollte, konnte ich nicht. Mein allgemeinzustand ließ mich nicht denn gerade als ich all meine Kraft zusammen nehmen wollte und versuchte mich auf zu setzen sackte mein sich unendlich schwer anfühlender Körper zusammen und ich fiel kraftlos zurück ins Bett.

Seufzend raufte ich mir die Haare was Jin wohl mitbekam und so zu mir gelaufen kam, sich vor mich hin stellte und mir auf half sodass ich nun vor ihm saß. "Dir muss es nicht peinlich sein nach Hilfe zu fragen Jungkook." meinte er und holte sein Stethoskop heraus. Er öffnete ein paar Knöfte des weißen Krankenhaus hemdes welches ich trug um vorsichtig meinen Herzschlag anzuhören.

"Wie ich sehe hast du Taehyung nichts erzählt. Einmal ausatmen bitte." fing er plötzlich an und zuerst folgte ich seiner Anweisung und atmete tief aus, ehe ich wieder einatmete. "Wie soll ich Taehyung denn erzählen, dass ich über Jahre schon von meinem Vater geschlagen werde, er mich aufgrund meiner Sexualität vergewaltigt und meine Mutter blutig schlägt. Zudem würde es Tae doch eh nie verkraften und mich einfach verlassen... So wie es alle in meinem Leben tun." sagte ich einfach freu heraus da Jin wohl eh schon meine ganze Lebensgeschichte kannte also war es auch egal, dass ich ihm gerade alles von mir erzählte.

"Jungkook... Tae mag dich dafür viel zu sehr, um dich einfach zu verlassen. Ich bin mir sicher dass er bei dir bleiben würde, dir zur Seite stehen würde und dir helfen würde all das zu verarbeiten..." erklärte Jin und forderte mich noch einmal auf aus und ein zu atmen, was ich dann auch tat, ehe ich betrübt meinen Blick auf meinen demolierten Körper senkte.

Überall hatte ich blaue und rote Flecken, Abdrücke von seinen Händen da er mich zu allem Übel wohl auch gewürgt haben musste und auch mein Bein fühlte sich schrecklich an. Von den inneren Schäden die er hinterlassen hatte mal ganz abgesehen.

"Jungkook. Ich weiß dir wird nicht gefallen was ich dir sage aber ich möchte gerne dass du vorübergehend bei uns, Namjoon Taehyung und mir bleibst. Eigentlich sollte ich schon längst bei der Polizei sein und ich will mich nicht verantwortlich fühlen wenn du so hergerichtet wieder hier her kommst." sagte Jin ganz plötzlich und ich konnte nicht verhindern dass meine Augen ganz groß wurden. Wie zur Hölle sollte ich denn Taehyung erklären dass ich die nächste Zeit bei ihm wohnen würde? Zudem, wollte ich das wirklich? Ich kannte Jin ja nichtmal wirklich und er mich nicht...

"Wie soll ich das ganze denn Taehyung erklären? Ich weiß deine Sorge um mich wirklich zu schätzen Jin... Aber ich sollte einfach wieder nach-" "Nein. Du wirst nicht wieder nach Hause gehen. Ich weiß nicht was dein Grund ist nicht zur Polizei zu gehen aber ich werde nicht verantworten dass du wieder so hergerichtet wirst. Also wirst du so lange bei uns bleiben bis wir eine Lösung gefunden haben." fiel er mir einfach dazwischen und jetzt erst merkte ich wie glücklich Taehyung bei den beiden sein müsste.

Sie waren nicht überfürsorglich und obwohl sie so reich waren, waren sie netter als die meisten Menschen die ich in meinem Leben kennen lernen durfte und auch Taehyung hatte nie viel von Geld gehalten, sonst wäre er auch nicht mit mir befreundet.

"Ich denke was dagegen tun kann ich eh nicht..." sagte ich also und auch Jin nickte, lief zurück zu dem kleinen Tischchen wo alles mögliche an Zeug lag, welches er wohl brauchen würde um meine Wunden zu versorgen. "Ich werde dir noch ein wenig Blut abnehmen und dann noch dein Bein ansehen, du kannst dich also wieder ins Bett zurück legen. Sei vorsichtig" erklärte er und wie befohlen tat ich, was mir gesagt wurde. Ich ließ mich wieder zurück in das Bett fallen und stellte es etwas höher, sodass ich fast in dem Bett saß.

Meinen Arm hatte ich Jin entgegen gestreckt welcher mich gerade noch Blut abnahm und dann auch noch mein Bein begutachtete, ehe er zufrieden nickte und alles wieder zurück auf den Tisch stellte. "Ruh dich ein wenig aus, du wirst die Ruhe brauchen." sagte er und verstehend nickte ich, seufzte und starrte die Decke an.

Auch wenn ich von nun an wohl bei Jin bzw. Taehyung leben würde, war ich sicher nicht in Sicherheit. Irgend wann würde mein Vater sicher Spitz kriegen dass ich nicht mehr nach Hause komme und zudem, all meine Klamotten waren dort wie also sollte das ganze funktionieren?

Zudem schwirrte mir die ganze Zeit Taehyung im Kopf rum. Ich merkte zwar wie sehr der jüngere an mir hing aber eigentlich machte genau das mir eine riesige Angst. Meine Depressionen waren nicht einfach verschwunden und auch meine Krankheit machte mir immer wieder das Leben zur Hölle. Früher oder später würde Tae das auch alles mit bekommen, sich Sorgen um mich machen und wenn ich es nicht schaffen würde, würde er es sicher nicht überstehen.

Doch um ihn zu verlassen war ich zu schwach... Taehyung gab mir das Gefühl geliebt zu werden und diese Sachen die ich fühlte wann immer ich bei ihm war lösten großes in mir aus. Und ja, warscheinlich hatte ich mich wirklich in ihn verliebt doch genau das war so verdammt egoistisch. Selbst Jin wusste dass ich nicht gut für Taehyung war. Ich war zu schlecht für alles auf der Welt. Ich war Taehyung und seine Gefühle zu mir, wenn er denn überhaupt welche besaß, nicht wert.

Egal wie sehr ich versuchte mir etwas anderes zu sagen, war doch genau das die Wahrheit. Taehyung hatte jemandem verdient der ihm all das geben kann, was ich ihm nicht geben kann, was ich ihm vielleicht niemals geben kann. Ich Lüge ihn pausenlos an, zeige ihm nur die 'schöne' Seite von mir doch die verdorbene kannte er nicht.

Ob er mich wohl wirklich hassen würde wenn ich ihm all das erzählen würde? Klar sah ich, dass Tae wirklich stark geworden war. Er war nicht mehr der kleine, hilflose Junge auf der Parkbank der die Umgebung zeichnete und all diese ekelhaften Sachen auf sich sitzen ließ. Eigentlich hatte ich genau das geschafft, was ich erreichen wollte. Ich wollte Taehyung zeigen dass er stärker ist als alle die, die ihn aufgrund so eines Bullshits Mobben.

Aber ich hatte niemals damit gerechnet dass ich mich wirklich in den kleinen Welpen verlieben würde der wohl nun kein Welpe sondern ein verdammter Wolf war.

Taehyung war zu gut für mich...

Rich Boy // 𝑇𝑎𝑒𝑘𝑜𝑜𝑘 ✓Where stories live. Discover now