9. Kapitel

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Geschockt starrte ich ihn an und war ihm viel zu nahe gekommen. Doch er bewegte sich auch kein Stück weg von mir.

"D-du musst hoch. Leo kommt gleich", stammelte ich und meine Augen wanderten immer wieder zu seinem Sixpack.

Er nickte nur und gab komischerweise keinen arroganten Spruch von sich. Immerhin hatte er es definitiv bemerkt, wie ich ihn anstarrte.
Vielleicht schämte er sich auch für seinen Körper, welcher mit Verletzung und Narben verziert war.

"Hast du frische Sachen zum Anziehen?", fragte ich ihn.
Er schüttelte nur den Kopf und wurde etwas rot.

"Wie wäre es, wenn wir uns heute raus schleichen und dann zum Einkaufen gehen? Ich brauch auch mal wieder neue Sachen", schlug ich ihm vor.
"Ich hab nicht viel Geld, ich-"

"Keine Sorge, ich hab schon was. Du musst nichts zahlen", lächelte ich.
"Das-"
"Das kannst du annehmen", schmunzelte ich.

Wir kletterten gemeinsam auf den Dachboden und schlossen die Luke hinter uns. Kayden legte sich nur mit seinen Boxershorts in sein Bett. Vorsichtig legte ich mich zu ihm und musterte sein erschöpftes Gesicht.

"Die Waffe hab ich unter dein Bett gelegt", meinte er noch.
"Gut...hast du eigentlich schon mal jemanden angeschossen?", fragte ich ihn leise.

"Ich hab schonmal abgedrückt, ja."
Ich schluckte schwer und nickte nur.
"Hab als Warnung daneben hin geschossen, mehr nicht."
Ich lächelte ihn erleichtert an und strich ihm eine nasse Haarsträhne aus seinem Gesicht.

"Wirst du mir irgendwann mal deine Geschichte erzählen?", flüsterte ich.
"Das denke ich nicht", sagte er ernst.

Autsch.

"O-okay", murmelte ich verletzt.
Doch Kayden zog mich ganz eng an sich und legte seine Stirn an meine.
"Es fällt mir einfach schwer. Ich habe noch nie mit jemanden darüber geredet. Bitte versteh das."
Ich musste wieder etwas lächeln.

"Ich versteh es. Solltest du doch mal reden wollen. Ich werde dir immer zuhören."
Kayden platzierte seine Lippen federleicht auf meine Wange. Danach drückte er sein Gesicht in meine Halsbeuge. Wollte er gerade ernsthaft freiwillig kuscheln?

Kayden legte meine Hand auf seinen Bauch und schloss dann seine Augen. Ich streichelte ihm wieder sanft über seinen Bauch und erneut drückte er sich näher an mich. Wieso gefiel ihm das so?

Eine Weile redeten wir nicht, bis ich die Stille unterbrach.
"Wie geht es deiner Narbe?"
"Ist schon besser, aber das Pflaster ist beim Duschen abgegangen", nuschelte er gegen meinen Hals.

Meine Hand fuhr über seinen Oberkörper und er setzte sich sofort auf. Erschrocken sah ich ihn an.

Ich dachte er mochte das so gerne?

Schnell zog er sich seinen dunkelblauen Pullover über und seine Hose.
Scheiße, was hatte ich denn gemacht!?

"Alles okay?", fragte ich.
"Bitte..kann ich ein bisschen alleine sein?"
Ich nickte sofort und flüchtete förmlich vor ihm. Das war gerade komisch.

Ich schaute in Leo's Zimmer und entdeckte ihn auf seinem Bett.
"Hey, Lily. Geht's dir heute wieder besser?"

Ich nickte und kroch dann zu Leo ins Bett. Seufzend legte ich meinen Kopf auf seine Brust und er fuhr mir ruhig durch meine Haar.
"Kann ich dich was fragen?"

"Immer", meinte er.

"Ich hab da einen Jungen kennen gelernt", fing ich an.
"Ich wusste es doch, dass du Liebeskummer hast!"
"Hab ich nicht! Ich will gar nichts von ihm. Eigentlich will ich ihm nur helfen und für ihn da sein. Er hatte scheinbar eine schlimme Vergangenheit hinter sich. Manchmal mag er mich bei sich haben und auf einmal drückt er mich so von sich weg. Wie soll man denn das verstehen?"

"Naja wenn er eine schlimme Vergangenheit hatte, dann denke ich ist so ein Verhalten ganz normal. Was ist ihm denn passiert?"
"Will er mir nicht sagen..."
"Dann muss es nicht leicht für ihn gewesen sein. Ich denke nicht, dass er dich jetzt nicht mag. Aber vielleicht hatte er ja noch nie Freunde und weiss nicht wie man damit umgehen soll."

"Kann gut sein. Danke, Leo. Bist ein toller Bruder."
Ja, er war mein Bruder. Nicht richtig, aber in meinem Herzen auf alle Fälle.

"Ich meine...du redest auch nicht gerne über deine Eltern und er eben nicht über seine Vergangenheit."
"Du solltest Psychologe werden", kicherte ich.
"Ich weiss. Bin halt einfach schlau", grinste er.

Eine Weile blieb ich noch bei Leo, bis ich dann aufstand und mir in der Küche etwas zu essen machte. Ich machte für Kayden ebenfalls einen Teller und bereitete noch einen Salat zu.
Ich brachte irgendwie alles auf den Dachboden hoch und stellte es ihm nur vor der Luke ab. Eigentlich wollte ich schon wieder gehen, als sich Kayden auf dem Bett bemerkbar machte.

"Bleibst du?", fragte er mich.
"Ich glaube nicht, dass du das möchtest", meinte ich leise.
Kayden klopfte neben sich auf das Bett und ich seufzte.
"Warte", meinte ich.

Ich lief schnell noch ins Badezimmer und holte noch ein neues Pflaster für seine OP Narbe.
Danach kletterte ich durch die Luke und schloss sie leise hinter mir. Ich nahm sein Teller mit Besteck und die Salatschüssel in die Hand und reichte ihm alles.
Trinken hatte er noch genug.

"Darf ich?", fragte ich und hielt das Pflaster hoch. Er nickte und zog sein T-shirt hoch. Schnell klebte ich das Pflaster auf die Narbe und zog sein Shirt wieder runter. Er fing an zu essen und bot mir sogar noch was an, obwohl er so einen Hunger hatte.

"Wenn du willst, können wir heute dann einkaufen gehen und versuch dich jetzt nicht wegen dem Geld rauszureden."
"Ich hab Zeit", meinte er und ich grinste.

Sehr gut. Kayden war wie so ein verschreckter Welpe, der vor jeder neuen Berührung Angst hatte.

Doch irgendwann würde ich sein Vertrauen gewinnen.

Irgendwann gehörte mir sein Vertrauen.

Irgendwann gehörte mir sein Vertrauen

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Heeey Honeys...das ist mein letztes vorgeschriebenes Kapitel

Meinung zum Kapitel?

Eure
Melli♡

Kayden #goldawards2020Where stories live. Discover now