Kapitel 3 - Kira

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Nachdem Antonia verschwunden ist, bleibe ich mit meinem Vater und Kilian zurück. »Vater, warum soll sie unbedingt Kilian heiraten? Sie ist eine Terranerin! Sie hat nicht das Recht, den Thronfolger zu heiraten. Ist dir klar, dass sie damit einmal Königin werden wird? Und was wird Jason dazu sagen?« Mein Vater schaut mich mit düsterem Blick an. Ich weiß selbst, dass meine Liebe zu Kilian etwas zu weit geht, aber er ist nun einmal mein Bruder. Er hat mich von klein auf beschützt und jeder der ihn kennt weiß, dass die harte Schale nur Show ist und ein weiches Herz in seiner Brust schlägt. Auch wenn wir uns mit der Zeit auseinander gelebt haben, weiß ich doch, dass Toni nicht die Richtige ist.

»Kira, nicht du fällst hier die Entscheidungen, sondern ich. Und Jason kannst du auch mein Problem sein lassen.« Vaters Stimme klingt hart, er lässt keinen Widerspruch zu, was meinen Zorn noch weiter anheizt, doch ich halte den Mund. Vorerst.

»Außerdem gibt es einen guten Grund«, spricht mein Vater mit versöhnlicher Stimme weiter. Er holt etwas aus seiner Tasche hervor. Ein kleines Medaillon kommt zum Vorschein, eine Kopie von dem, was er vorhin Antonia gegeben hatte.

»Ihr Medaillon. Ich habe es anfertigen lassen, damit ich einen Teil von Damian bei mir tragen kann. Er ist auch der Grund, warum Kilian Antonia heiraten muss. Ich darf nicht zulassen dass sie den anderen Weg wählt.« Ich frage mich was an einem blöden Medaillon so besonderes sein soll, dass die Person die es trägt, gleich meinen Bruder heiraten und somit Teil der Familie werden muss.

Mein Vater öffnet das Medaillon und Mutter schnappt nach Luft und hält sich die Hand vor den Mund. »Ich wusste doch, dass ich den Namen kenne«, wispert sie.

Ich gehe dichter ran um zu sehen, was so besonderes an dem Ding ist. Dort ist das Gesicht eines Mannes zu sehen, der genau wie Toni rote Haare hat. Auch die Nase scheint das Mädchen von ihm zu haben und die schräg stehenden Augen.

»Wer ist das?«, stelle ich die offensichtliche Frage, die mir wahrscheinlich eh keiner beantworten kann, da der Typ ein Terraner zu sein scheint.

»Das ist Damian Amari«, antwortet mein Vater überraschend Emotional. »Er war mein bester Freund, bis er sich entschied für eine Frau an die Oberfläche zu gehen. Ich habe ihn danach nur noch ein einziges Mal gesehen.« Er schluckt bevor er weiter spricht. »Am Tag seines Todes.«

»Amari bedeutet doch 'vom Meer kommend', oder?«, frage ich, denn der Nachname war es, der mich vorhin zum schnauben gebracht hat. In den ganz alten Geschichtsbüchern heißt es, dass der Name Amari einmal sehr angesehen in Atlantis war, aber es wurde nie erwähnt, dass es noch jemanden gab, der den Namen trägt. Ich bin davon ausgegangen, dass Toni unser Geheimnis herausgefunden hat und sich absichtlich so nennt.

Etwas scheint in meinem Vater aufzubrechen, wie eine längst vergessene Erinnerung. Plötzlich sieht er viel älter aus und man sieht zum ersten Mal, dass die Zeit auch bei ihm Spuren hinterlässt. Er nickt.

»Ja, das bedeutet er. Damian trug diesen Namen und ich habe es nicht geschafft ihn zu retten. Toni ist seine Tochter und das Letzte was ich für ihn tun kann, ist mich um sie zu kümmern. Deswegen kann ich sie einfach nicht sich selbst überlassen.«

»Und deswegen muss sie gleich Kilian heiraten?«, frage ich, weil mir das ganze immer noch nicht einleuchten will und mein Vater mir etwas verwirrt vorkommt. Selbst wenn er sich ihrem Vater gegenüber verpflichtet fühlt, reicht es doch, wenn er sie einfach hier wohnen lässt.

»Ich kann sie nicht einfach so aufnehmen. Das würde das Volk nicht verstehen. Zumal es verboten ist einen Terraner nach Atlantis zu lassen. Es gibt zu viele Leute, die ihr was Böses wollen würden, selbst wenn ich bekannt gebe, wer ihr Vater ist. Vielleicht würde sie das sogar in noch größerer Gefahr bringen. Aber wenn ich Kilian und Toni verheirate, wird das Volk denken, dass ich einfach nur meinen Sohn vor einer schlimmeren Strafe schützen will. Das können sie eher akzeptieren, als die Tatsache, dass ich mich um ein Mädchen von der Oberfläche kümmern will, dessen Vater ein abtrünniger Atlanter war.«

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