Kapitel 17 - Killian

2.3K 133 13
                                    

Im Laufe des neunten Tages erreichen wir endlich die Bermudas. Meine Laune ist auf dem Nullpunkt und ausgerechnet Toni ist diejenige die dies zu spüren bekommt. Dabei würde ich sie viel lieber an Helios auslassen, der ständig Partei für sie ergreift und meine Wut so nur noch anfacht. Mittlerweile ist Toni auf Abstand gegangen und schwimmt so weit wie möglich von mir entfernt, mit Helios an ihrer Seite. Ich habe sie auch noch direkt in seine Arme getrieben. Dabei ist es gar nicht ihre Schuld, dass wir einen ganzen Tag verloren haben, sondern Lethes. Immer wieder hat sie das kleine schwache Mädchen gespielt und sich ausruhen müssen. Da wir sie nicht einfach zurück lassen konnten, mussten wir mit ihr warten. Selbst auf den Umweg über Thale hat sie bestanden und es war nichts zu machen. Nun sind wir bei den Bermudas und haben keine Ahnung wo wir die Suche beginnen müssen. Eine ganze Weile schwimmen wir durch die Bermudas, besuchen kleine unbewohnte Inseln, aber nirgendwo ein Zeichen des Artefakts.

»Das macht doch alles keinen Sinn«, zetert Lethe, als wir auf einem Riff Pause machen. »Wenn Toni die Auserwählte ist, dann müsste sie spüren wo die Artefakte sind. Wenn sie das nicht kann, ist sie wertlos.« Wenn Blicke töten könnten, wäre Toni unter Lethes Blick zusammengebrochen. Woher kommt nur diese abgrundtiefe Abneigung? Und Toni? Normalerweise hätte sie sich verteidigt, aber jetzt ist sie nur in sich zusammen gesunken, als würde sie Lethe insgeheim Recht geben. Helios wirft Lethe dafür einen finsteren Blick zu, sagt aber nichts. Und ich sage auch nichts. Statt meine Frau zu verteidigen, starre ich vor mich hin und ärgere mich über die widersprüchlichen Gefühle die in mir kämpfen.

»Toni kann jedenfalls nichts dafür, dass wir durch dich einen ganzen Tag verloren haben«, hält Penelope dagegen. »Wir hätten einen Tag mehr zum Suchen, wenn du nicht das schwache Püppchen gespielt hättest.«

Lethe wird knallrot. Dass ihre eigentlich beste Freundin sich nun gegen sie stellt, scheint sie tief zu verletzen. Sie bleibt ruhig und erwidert nichts. Also wende ich mich an Toni: »Kannst du denn gar nichts spüren?« Eigentlich will ich nicht vorwurfsvoll klingen, kann es aber dennoch nicht ganz verhindern und nun trifft mich Helios' finsterer Blick. Als ob er das Recht hätte, mir irgendwas vorzuwerfen. Toni ist meine Frau! Am liebsten würde ich es ihm ins Gesicht schreiben. Oder am besten noch auf die Stirn tätowieren.

Tonis Augenbrauen ziehen sich zusammen, während sie meinen Blick sucht. »Ich fühle eine ganze Menge«, sagt sie und ihre Augen leuchten so intensiv, dass ihr Blick sich förmlich in meinen brennt. »Aber leider kaum etwas das mit den Artefakten zu tun hat«, fährt sie fort und senkt die Lider. Was auch immer sie damit meint, ich weiß es wirklich nicht.

»Kaum was?«, fragt Lope einfühlsam und macht ihre Sache deutlich besser als ich. »Was fühlst du denn?« Toni wird rot. »Ich kann es nicht beschreiben, aber ich habe große Sehnsucht nach einem Schiff«, antwortet sie kleinlaut.

Lethe stößt ein Schnauben aus.

»Was für ein Schiff?«, fragt Penelope weiter und Toni zuckt mit den Schultern.

»Ein... Ein gesunkenes Schiff. Ein uraltes Segelschiff. Inmitten hunderte anderer gesunkener Schiffe.«

»Das Bermuda-Dreieck«, sagen Lope und ich gleichzeitig.

»Aber das ist riesig«, wirft Toni ein. »Man hat noch nicht mal eine klare Abgrenzung.«

»Aber wir sind an einer der drei Spitzen«, hält Lope dagegen. »Wir sollten einfach Richtung Mitte schwimmen, vielleicht verstärkt sich dein Gefühl dann ja.«

Toni zuckt mit den Schultern und gibt so ihre Zustimmung.

»Ich weiß nicht«, wirft Helios ein. »Das Dreieck hat nicht umsonst seinen Namen. Teufelsdreieck.« Alle schauen betreten zu Boden und ich muss dem Kerl leider Recht geben. Wir kennen die Geschichten um das verfluchte Meeresgebiet, nur Toni sieht mich ratlos an.

AtlantisWo Geschichten leben. Entdecke jetzt