Kapitel 34 - Toni

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»Du willst mir nicht glauben«, sagt Remo und klingt dabei ehrlich überrascht. »Ist ja auch egal. Atlantis wird untergehen und ich werde eine neue, große Stadt bauen und wir werden uns den Menschen zeigen. Endlich werden wir ebenbürtig sein.«

Bei seinen Ausführungen wird seine Stimme immer Verrückter und mir fällt auf, dass er selbst glaubt was er sagt. Er ist wirklich der Meinung, dass sein Plan funktioniert.

Die Erde bebt und erinnert uns daran, dass uns die Zeit davon läuft. »Wir müssen deine Eltern finden«, flüstere ich Kilian zu, ohne Remo aus den Augen zu lassen. Kilian nickt kaum merklich und deutet mir mit dem Kopf ihm zu folgen. Remos Blick trifft meinen und plötzlich geht alles ganz schnell. Die Wachen die uns am nächsten stehen, stürmen auf uns zu. Sie alle haben mich im Blick und ich weiß nicht wohin ich mich als erstes wenden soll. Helios springt vor uns und Schwerter klirren auf einander. Ich werde zur Seite gestoßen und lande auf meinem Hintern, dann fällt mein Blick auf Kilian, der dort steht wo ich eben noch gestanden habe. Er bricht zusammen und ich verstehe zuerst nicht was passiert ist, doch dann fällt mir das Blut an Kilians Oberkörper auf. Ein Schwert ragt aus seiner Brust, er hat die Augen geschlossen und sein Brustkorb hebt sich nur unregelmäßig.

Völlig unter Schock schüttele ich den Kopf. Das darf einfach nicht wahr sein, ich darf Kilian jetzt nicht verlieren, nicht wo ich ihn doch gerade erst gefunden habe. Eine tiefe Trauer überkommt mich und mit ihr eine Wut. Ich stoße einen unmenschlichen Schrei aus, als ich auf die Füße springe. Im nächsten Moment finde ich mich in einem Wasserstrudel wieder. Die Artefakte schweben vor mir in der Luft und ich fühle eine unglaubliche Macht in meinem Inneren. Ich öffne mein Herz und meine Seele für diese Kraft und spüre wie sie meine Adern flutet. Das Wasser zieht sich enger um mich und legt sich wie eine Rüstung auf meine Haut und als es sich verflüchtigt hat, trage ich eine Rüstung, wie sie einer Kriegerin würdig ist. Und zu der bin ich geworden, zu einer Kriegerin der Artefakte. Der Dreizack hat sich in meiner Hand in ein Schwert verwandelt und der Schild liegt leicht in meiner anderen Hand, die Bänder haben sich wieder um meinen Unterarm geschlungen. Das Tritonshorn hängt an einem breiten Gürtel, der meinen Rock an Ort und Stelle hält. Nur am Rande bemerke ich, dass die Rüstung dem Outfit ähnelt, welches Penelope mir bei unserer ersten Begegnung verpasst hatte. Ich packe das Schwert fester und konzentriere mich auf Remo.

Remo starrt mich wütend und mit Abscheu im Gesicht an. Auch er hält jetzt ein Schwert in der Hand. Ich lasse meines mehrmals um sich selbst wirbeln. Es ist als hätte ich schon immer ein Schwert geschwungen. Ich weiß genau, wie ich angreifen und parieren muss ohne, dass ich großartig hätte Üben müssen.

Entschlossen trete ich auf Remo zu und spüre dabei, dass ein kurzer Umhang hinter mir her flattert. Remo holt zum ersten Schlag aus und ich pariere ihn um gleich darauf meinerseits anzugreifen. Aber auch Remo pariert meinen ersten Schlag. Schnell wird mir klar, dass Remo mir absolut ebenbürtig ist, auch er weiß wie man ein Schwert führt. Eine ganze Weile geht der Schlagabtausch hin und her, doch ich werde ungeduldig, denn ich sehe immer wieder Kilian auf dem Boden liegen und will eigentlich nichts anderes, als zu ihm.

Doch meine Unaufmerksamkeit hat unschöne Folgen, denn als ich nur einen Moment unaufmerksam bin, trifft Remo mich mit seinem Schwert an meinem Arm. Ich habe es nicht mehr rechtzeitig geschafft, den Schild hochzuhalten, so dass sich am Oberarm jetzt ein roter Streifen abzeichnet. Die Wunde ist nicht tief, aber brennt unheimlich. Mit zusammengebissenen Zähnen zwinge ich mich dazu, mich auf meinen Kampf zu konzentrieren.

Ich lege meine ganze Wut, meine ganze Überzeugung und meine ganze Liebe in die folgenden Schläge und Remos Maske der Arroganz bröckelt. Ich dränge ihn zurück bis er mit dem Rücken zur Wand steht, mit einem weiteren Hieb schlage ich ihm das Schwert aus der Hand und halte ihm die Spitze meines Schwertes an die Kehle.

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