Kapitel 11 - Toni

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Drei Tage bin ich nun mit Kilian verheiratet. Es ist komisch das so zu denken. Zu wissen, dass ich nun eine verheiratete Frau bin. Seltsamerweise fühle ich mich kein bisschen anders. Ich fühle mich nicht erwachsener oder reifer. Ich bin immer noch Toni Amari. Mit dem Unterschied, dass es eben nicht mehr Amari heißt, sondern Toni Lacus, Kronprinzessin von Atlantis.

Der Unterricht bei Lady Melas geht mir unheimlich auf die Nerven. Ihre Ansichten sind so veraltet, dass ich einfach nicht zuhören kann.

Nachdem ich Kilian von meiner Leidenschaft für das Zeichnen erzählt habe, hat er mir einen Block und Stifte besorgt, so dass ich mich im Unterricht ablenken kann. Ich sitze auf der Chaiselongue im Wohnzimmer und schaue mir meine Zeichnungen der letzten Tage an, als mir Kiras Besuch in den Sinn kommt. Nachdem sie gegangen war, musste ich mich so zusammen reißen ihr nicht hinterher zu laufen und ihr all meine Gedanken entgegen zu schleudern. Was ich von ihr hielt, von ihrem Bruder und ihrem ach so tollen Atlantis und den anderen Städten. Kilian und ich gehen uns größtenteils aus dem Weg. Ich schaue immer erst nach, ob er zu Hause ist, bevor ich die Räumlichkeiten betrete. Dennoch habe ich das was ich ihr sagte ernst gemeint. Dieses Gelübde bedeutet mir etwas. Ich habe vor einem Gott geschworen Kenan zur Seite zu stehen. Das kann ich nicht einfach so ignorieren.

Der König und die Königin haben sich größte Mühe gegeben, unsere Zimmer gemütlich einzurichten und wenn ich nicht gegen meinen Willen hier wäre, würde ich mich wahrscheinlich wirklich wohlfühlen.

Es klopft an der Tür und ich schrecke auf. Wenige Sekunden später kommt Königin Dorea herein.

»Hallo Toni«, begrüßt sie mich freundlich und ich erhebe mich automatisch. »Hallo, Königin Dorea.«

Die Königin lächelt, als sie antwortet: »Nur Dorea, du gehörst doch jetzt zur Familie.« Ich lächle unverbindlich zurück, da es mir schwer fällt sie als Familie anzusehen.

»Ich dachte mir, dir könnte ein kleiner Ausflug gefallen. Aiolos und ich fahren öfter zu einem schönen Fleckchen Erde in Atlantis, von dem nur wenige wissen, dass es ihn gibt. Aiolos hat die Pferde schon anspannen lassen und Kilian wartet auch auf uns.«

Ich kann mir absolut nicht vorstellen, dass ein Ausflug mit dem König und meinem Ehemann schön werden könnte und will gerade ablehnen, als Königin Dorea hinzufügt: »Wir würden uns wirklich freuen wenn du mit kommst. Kilian war sich sicher, dass du zu ihm sofort nein sagen würdest, deswegen hat er mich geschickt um dich zu überreden.«

Meine Augenbrauen wandern nach oben. Ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass Kilian seine Mutter bittet mich zu überreden und es macht es mir noch schwerer zu glauben, dass es eine gute Idee sei. Doch ich kann Doreas bittenden Blick einfach nicht widerstehen. Also nicke ich widerstrebend und folge Dorea nach draußen.

Die Kutsche ist geschlossen und als ich näher komme und Kilian mich sieht, hellt sich eine Sekunde lang sein Gesicht auf, doch schnell trägt er wieder diesen grimmigen Gesichtsausdruck zur Schau.

Wenn ich dagegen an die Nächte in unserem Schlafzimmer denke, ist es ein Unterschied wie Tag und Nacht. Seit er mir in unserer Hochzeitsnacht versprochen hat, mich vor jedem zu beschützen, hat sich etwas verändert. Ich kann nicht schlafen, solange Kilian nicht neben mir liegt. Und wenn er ins Bett kommt unterhalten wir uns, wie andere am Frühstückstisch. Es ist als würde der Schleier der Dunkelheit uns die Hemmung nehmen. So wie man im Internet offener ist, weil einen das Gegenüber nicht sieht.

Kilian räuspert sich und holt mich damit aus meinen Gedanken zurück. Ich werde rot, als ich sehe, dass Kilian mir, anscheinend schon länger, seine Hand hinhält um mir in die Kutsche zu helfen. Ich ergreife sie und schaue auf meine Füße, als ich einsteige. Dabei kommt Kilian mir ganz nahe und flüstert: »Ich bin wirklich froh, dass du mitkommst.« Doch als ich ihn anschaue, sind seine Gesichtszüge so verschlossen wie immer und ich bin mir nicht sicher, ob ich es mir nicht nur eingebildet habe, auch wenn seine Augen zu glühen scheinen.

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