Kapitel 36 - Toni

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Ich nehme Kilians Hand und ziehe ihn sanft hinter mir her. Dieser Gang wird extrem schwer werden. Ich trage ein schwarzes langes Gewand, das an eine Griechische Toga erinnert. Meine Haare sind zu einem Knoten gebunden, mein Augen dunkel geschminkt und eine kleine Tiara sitzt auf meinen Haaren.

Kilian trägt eine schwarze Uniform, und ein schwarzer Umhang weht hinter ihm her, als wir den Palast verlassen und der Prozession zum Tempel folgen.

Kira und Silas werden heute beigesetzt und als Thronfolger und Familienmitglieder von Kira führen wir hinter dem König und der Königen die Prozession an.

Ein Meer aus schwarz säumt den Weg zum Tempel und steht uns schweigend bei.

Nachdem wir vor drei Tagen aus dem Tunnel kamen, haben Dorea und Aiolos Kundschafter los geschickt und festgestellt, dass der Schutzschild sich auf das Doppelte ausgedehnt hat. Atlantis hat nun viel mehr Platz, als jemals zuvor. Die Artefakte bleiben an ihrem Platz und den Durchgang haben wir mit Steinen verschlossen. Die Leichen von Silas und Kira, hat der König in den Tempel bringen lassen. Und nun stehen wir in ebendiesem und erweisen den beiden die letzte Ehre.

Heute Morgen haben der König und die Königin, Kiras Körper mit duftenden Ölen und Wasser, welches eigens für diesen Zweck im Tempel aufbewahrt wird, gewaschen und sie dann in ein weißes Gewand gehüllt. Kilian erklärte mir, dass dies so Brauch sei und uns das Gleiche zuteilwird, wenn Aiolos und Dorea einmal von uns gehen. Silas Eltern folgten auch diesem Brauch.

Nun liegen beide auf einem Totenbett, den Kopf auf einem weißen Kissen gelegt und sehen aus, als würden sie schlafen. Sie sind mit Decken verhüllt, so dass nur noch der Kopf zu sehen ist. Bei beiden kann man nicht sehen, dass sie eines gewaltsamen Todes gestorben sind.

Kiras schwarze Haare wurden über die Decken drapiert und eine Krone aus Blüten ziert ihr Haupt. Als die Totenklägerinnen ihr Klagelied anstimmen, mit Stimmen als wären es Engel die da singen, laufen mir die Tränen über das Gesicht. Ich habe Kira nicht lange gekannt und anfangs konnte sie mich nicht einmal leiden, aber die letzten Wochen haben uns zu Freundinnen werden lassen und ich war stolz darauf so eine Schwägerin zu haben.

Obwohl sie in Atlantis aufgewachsen war, lies sie sich nichts verbieten und hat ihren eigenen Kopf durchgesetzt. Und auch Silas war ein treuer Gefährte auf unserer gefährlichen Reise. Um ihn tut es mir genauso Leid wie um Kira.

Nachdem die Klagelieder verstummt sind, werden Kira und Silas auf eine Kutsche gelegt und es geht zum Friedhof, der außerhalb des Schutzwalls liegt. Kilian und ich sitzen mit dem König und der König in einer zweiten Kutsche, Silas Eltern mit Lope und Alessio in einer dritten. Am Rand wo es ins Wasser geht komme ich wieder ins Staunen. Die Pferde welche die Kutsche ziehen, werden vor meinen Augen zu Seepferden. Sie sehen aus wie Seepferdchen, haben aber meine Größe.

Ein leises Lächeln umspielt Kilians Lippen, als er meinen erstaunten Gesichtsausdruck sieht. Wir verlassen unsere Kutsche und verwandeln uns, sobald wir im Wasser sind. Für uns geht es per Schwimmen weiter.

Der Friedhof ist groß und in der Mitte steht eine große Statue von Poseidon.

»Wie kommt es eigentlich, dass noch kein Taucher, das alles entdeckt hat?«, frage ich Kilian leise, denn bei der Größe der Statue habe ich das Gefühl, dass sie schon von der Oberfläche aus zu sehen sein müsste.

»Es liegt alles zu tief. Und wenn sich doch mal ein Taucher in die Nähe verirrt, schützt ein Zauber den Friedhof. Die Menschen würden sich unwohl fühlen und sich abwenden.«

Unser Weg führt uns zu einem Mausoleum, das aussieht als würde es aus reinem, weißem Perlmutt bestehen. Über der Flügeltür, die den Eingang darstellt sind verschiedene Bilder eingraviert, die ich von hier nicht richtig erkennen kann. Säulen stützen die Wände an den Seiten ab. Das quadratische Gebäude hat ein spitzes Dach, welches aus dem gleichen Material zu bestehen scheint, wie die Wände.

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