Kapitel 13 - Kira

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Nachdem mein Vater die Versammlung aufgelöst hat, folge ich unauffällig Toni, doch auch Kilian geht seiner Frau hinterher, weshalb ich mich in den Schatten verstecke. Seine harschen Worte wundern mich, denn es hört sich an, als würde er nicht wollen, dass Toni geht. Aber das kann ich mir beim besten Willen nicht vorstellen. Wenn Toni es schafft Atlantis zu retten, sind wir sicher und Toni verschwindet für immer. Alles wird wieder wie vorher.

Ein weiterer Grund warum ich mit auf diese Reise muss. Ich muss dafür sorgen, dass alles gut geht und vor allem das Kilian wieder in einem Stück zurückkommt. Ich habe absolut nicht das Bedürfnis Königin zu werden.

Kilian zieht Toni hinter sich her und verschwindet mit ihr. Da ich ihnen nicht folgen kann, ohne entdeckt zu werden, nutze ich die Zeit und verschwinde in meinem Zimmer um einige Sachen zu packen. Ob mein Vater es erlaubt oder nicht. Ich werde morgen auf diese Reise gehen.

Am nächsten Tag verabschiede ich mich von den anderen, als wäre alles normal. Ich begleite sie sogar zum Schutzschild um einen Anhaltspunkt zu haben, wo ich nachher nach ihnen suchen muss. Es wird schwer sich im Ozean zu verstecken, doch solange sie in der Nähe des Meeresbodens bleiben, kann ich mich hinter den Algen und Korallen verstecken.

Nachdem die Gruppe aufgebrochen ist, kehre ich mit Mutter und Vater zurück in den Palast.

»Ich möchte mich ein bisschen hinlegen«, erkläre ich Mutter, die mir über das Haar streicht, mich an sich zieht und sagt: »Sei vorsichtig.« Irritiert schaue ich sie an, doch sie hat sich bereits abgewendet und geht in den Thronsaal. Kann es sein, dass sie etwas ahnt? Nein, das glaube ich nicht, dann hätte sie mich aufgehalten.

Ich gehe in meine Gemächer und schnappe mir die Umhängetasche, die ich gepackt habe. Danach schleiche ich mich in die große Halle. Sie ist leer und während ich so nach draußen gehe, tue ich so, als hätte ich alles Recht der Welt mit einer gepackten Tasche nach draußen zu spazieren.

Leider komme ich nicht weit, denn draußen in dem großen Bogengang wartet Remo auf mich und schaut mich wissend an. Verdammt!

»Hi, Onkel Remo«, begrüße ich ihn und versuche so zu tun, als hätte ich nicht vor, den anderen hinterher zu schleichen.

»Ich wollte nur ein bisschen durch die Stadt streifen.« Nicht gut, Kira. Sowas sagt man nicht wenn man nichts vorhat! Am liebsten würde ich mir mit der Hand vor die Stirn hauen.

Remo gluckst leise. »Und ich wollte nur kurz einen Ausflug zu den Terranern machen«, sagt er belustigt. Ich verdrehe die Augen und ärgere mich die Pest, dass er mich erwischt hat.

»Ich stehe dir nicht im Weg, Kira«, sagt Remo dann ernst. »Wenn du meinst, dass du gehen musst, dann musst du gehen.«

Überrascht hebe ich eine Augenbraue. Habe ich jetzt einen Hörschaden? Oder Halluzinationen?

»Ich habe nur eine Bitte an dich, Kira«, sagt Remo dann und ich verdrehe abermals die Augen. War ja klar, dass ich nicht einfach so davon komme.

»Und was wäre diese Bitte?«, frage ich und versuche nicht allzu aggressiv zu klingen. Auf eine Art bin ich ja froh, dass es ausgerechnet Onkel Remo war, der mich erwischt hat. Er ist cool und versteht uns jüngere meist besser als meine Eltern.

»Ich möchte, dass du mit mir in Kontakt bleibst.« Er reicht mir einen Kommunikator. Das Ding ist rund und sieht auf den ersten Blick aus wie ein Spiegel. Wenn ich auf einen kaum sichtbaren Knopf an der Seite drücke, erscheint das Bild desjenigen, der das Gegenstück besitzt. Kilian hat so einen von unseren Eltern bekommen.

Skeptisch schaue ich Onkel Remo an. Das soll alles sein, was er von mir will?

»Ich möchte gerne über den Stand der Dinge auf dem Laufenden gehalten werden. Würdest du das für mich tun?«

Irgendetwas an der Sache gefällt mir nicht, aber ich kann nicht sagen, was es ist. Ich mag meinen Onkel total und ich habe ihm bisher immer vertraut, doch dieses Mal meldet sich mein Bauchgefühl. Als ich zu lange zögere, setzt Remo hinzu:

»Es wäre doch schade, wenn deine kleine Reise hier schon zu Ende wäre.« Sein Grinsen ist nun nicht mehr freundlich, sondern wirkt eher wie eine Grimasse. Ich erkenne meinen Onkel kaum wieder und das macht mir Sorgen und verwirrt mich zutiefst. Daher greife ich einfach nur nach dem Kommunikator und stecke ihn in meine Tasche.

»Wie oft willst du informiert werden?«, frage ich nur und schaue Remo an.

»Es reicht wenn du dich alle zwei Tage meldest.« Ich nicke nur und gehe dann an ihm vorbei. Als ich schon fast aus seinem Sichtfeld bin, ruft Onkel Remo noch einmal: »Und Kira?« Ich bleibe stehen ohne mich umzudrehen. »Lass dich nicht erwischen.« Es klingt mehr wie eine Drohung, als wie ein gutgemeinter Rat. Onkel Remo ist wirklich nicht wieder zu erkennen. Ich nicke nur und mache mich dann auf den Weg.

Um nicht aufzufallen, gehe ich zu Fuß zum Rand des Schutzschildes. Dort beeile ich mich ins Wasser zu kommen. Meine dunkelvioletten Schuppen glänzen im seichten Licht. Um nicht doch noch gesehen zu werden, lege ich ein beachtliches Tempo vor. In unserer verwandelten Form können wir jedem Motorboot Konkurrenz machen. Allerdings gehe ich davon aus, dass die Gruppe wegen Toni langsamer sein wird. Daher hoffe ich, dass ich sie bald einhole.

Eine halbe Stunde später sehe ich die Silhouetten der anderen vor mir im Wasser glitzern. Von jetzt an bleibe ich immer so weit zurück, dass man meinen Schatten mit dem eines einfachen Fisches verwechseln kann.

Die Reise an sich ist langweilig. Ohne Gesprächspartner und ohne Unterhaltung vergeht die Zeit einfach nicht und ich habe das Gefühl überhaupt nicht voran zu kommen.

Nach einer weiteren halben Stunde entschließe ich mich, zu den anderen aufzuschließen und das Risiko einzugehen entdeckt zu werden. So kann ich die anderen zumindest belauschen und einen Blick auf Toni haben.

Die Gruppe schwimmt weiter oben und ich halte mich dichter am Grund, so kann ich mich schnell mal hinter Korallen oder Algen verstecken. Doch auch wenn ich die anderen jetzt belauschen kann, bleibt die Reise langweilig. Also füge ich mich und trotte den anderen hinterher ohne groß auf meine Umgebung oder die anderen zu achten.

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