Kapitel 15 - Killian

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Ich lege mich neben Toni nieder und lausche ihrem regelmäßigen Atem, der mich auch einlullt. Obwohl ich tausende Fragen im Kopf habe, werden meine Augenlider schwer. Der Tag war lang aber Antonia hat sich gut geschlagen. Man hat ihr die Freude angesehen, mit der sie durch das Wasser rast. Den Anblick habe ich wirklich genossen und dabei vergessen, was eigentlich unsere Aufgabe ist. Das Schicksal von ganz Atlantis hängt davon ab. Doch von jetzt an werde ich unser Ziel nicht mehr aus den Augen verlieren...

»Gute Nacht, meine Prinzessin«, flüstere ich leise, ohne zu wissen woher die Worte kommen, bevor ich meine Augen endgültig schließe.

Am nächsten Morgen, setzen wir unsere Reise durch die Ägäis fort. Wir schwimmen zwischen Griechenland und Andros durch, vorbei an Kea und einigen anderen griechischen Inseln bis wir am Mittag die Insel Kreta passieren und das Mittelmeer erreichen.

Nachdem wir Griechenland weit hinter uns gelassen haben und ungefähr drei Stunden von Italien entfernt sind, machen wir für die Nacht in Buhayra halt. Die Stadt ist mittelgroß und der König ist uns wohlgesonnen. Er hat schon auf unserer Hochzeit gesagt, dass er Toni mag und sich freut, dass es endlich mal einen Fortschritt gibt, was die Beziehung zwischen Atlantern und Terranern angeht. Er lässt uns ein Haus beziehen, welches in der Nähe des Palastes liegt. Noch während er uns das Häuschen zeigt, bereiten seine Diener ein kleines Fest vor. Es soll uns als Stärkung dienen, damit wir am nächsten Tag mit positiven Gedanken weiter können.

Der letzte Tag ist schnell vergangen, aber ich habe das Gefühl, dass wir einfach nicht vorankommen. Zwei Tage sind wir jetzt unterwegs und haben noch nicht einmal die Nähe unserer ersten Station erreicht. Frustriert verlasse ich unsere Unterkunft und die Stadt und schwimme an die Oberfläche. Bis zum Fest ist noch ein bisschen Zeit, also nutze ich diese um etwas Kraft zu tanken. Da es hier im Umkreis von mehr als zweihundertfünfzig Kilometern nichts als Wasser gibt, brauche ich mir keine Sorgen machen, dass mich jemand sieht. Ich genieße das Gefühl der Sonne auf meinem Gesicht, als ich den Kopf aus dem Wasser stecke. Die Ruhe tut gut und man hat endlich mal das Gefühl, ganz allein auf der Welt zu sein. Leider währt dieser glückliche Zustand nicht lange.

»Hier steckst du also.« Lethes Stimme ist mir in den letzten Stunden vertraut geworden, doch sie nervt mich mittlerweile auch. Allerdings lasse ich sie das nicht spüren. Sie ist nicht so stark wie Toni und ich würde sie nur verletzen. Seltsam, dass ich bei Lethe die mir nichts bedeutet, so sehr darauf achte nicht verletzend zu sein und bei Toni, die mir fast so wichtig wie meine Familie ist, ständig die Nerven verliere. Lethe schwimmt zu mir und kommt neben mir zum Halten. Ein kurzer Blick zu ihr zeigt mir, dass ihre Wangen glühen und das kommt nicht von der Sonne.

»Ich hab dich gesucht«, versucht sie ein Gespräch zu beginnen, was so gar nicht zu der schüchternen Frau passt, die man sonst immer nur im Doppelpack mit Lope angetroffen hat.

»Du hast mich gefunden«, antworte ich und versuche nicht allzu grimmig zu klingen.

»Wenn schon deine erzwungene Frau nicht nachschaut, dann tue ich es eben. Jemand muss ja auf dich Acht geben. Und in der Stadt ist dein Verschwinden auch nicht unbemerkt geblieben.« Auf Lethes Zügen liegt ein unsicheres Lächeln. Ich weiß wirklich nicht was ich von ihr halten soll, aber dass sie Toni vorwirft mir nicht hinterher geschwommen zu sein, ärgert mich.

»Toni, weiß halt wann ich in Ruhe gelassen werden möchte«, antworte ich deshalb mit zusammengebissenen Zähnen. »Und was die Bewohner der Stadt denken, ist mir herzlich egal.« Die Röte auf Lethes Gesicht vertieft sich noch und kurz entgleisen ihr die Gesichtszüge, doch sie hat sich erstaunlich schnell wieder im Griff.

»Bist du nicht froh, wenn sie endlich weg sein wird? Ich meine sie hat ganz Atlantis auf den Kopf gestellt. Sie hat die Prophezeiung ja sozusagen ausgelöst.« Lethe hat die Augenbrauen zusammengezogen und schaut starr geradeaus. Warum kann sie nicht einfach wieder davon schwimmen? Sie macht sich nicht gerade beliebt bei mir und ich versuche wirklich mich zu beherrschen.

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